Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Ein- und Ausstiege (oder auch: Anfangen und Reflektieren) in Seminaren oder Unterricht stellen Methoden dar, die den Beginn und die Evaluierung und Reflexion von Seminaren und Unterrichtssequenzen thematisieren und verschiedenartig gestalten lassen.


4.1 Vorbereitung, Planung, Organisation vor dem Seminarbeginn

Die Weichen für Unterricht/Seminare werden schon lange vor Beginn gestellt. Es gibt zentrale Punkte, Fragestellungen, die der Leiter/die Leiterin beachten, klären sollte und Aufgaben, die vor Beginn zu erledigen sind. Im Blick auf den Einstieg sollten z.B. die folgenden Fragen, die sich zunächst vor allem auf Seminarveranstaltungen richten, die aber auch für Unterricht gelten können, thematisiert werden (zum Teil nach R. Rabenstein, R. Reichel und M. Thanhoffer: „Das Methoden-Set Anfangen“ und Günther Gugel: „Methoden-Manual 1: Neues Lernen“):

  • Einladung als Botschaft: Wie ist das Seminar/der Unterricht angekündigt worden? Beachtung der verbalen und nonverbalen Sprache.
  • Ziel- und Personenbezug: Wer ist hier aus welchen Gründen? Bei Freiwilligkeit: Wie kann die Einladung transparent gemacht werden und was ist hierbei zu problematisieren?
  • Selbstklärung: Mit welchen Ängsten, Befürchtungen, Absichten gehe ich als Leiter/Leiterin oder gehen die TeilnehmerInnen in dieses Seminar/diesen Unterricht? Wie sehe ich selbst meine Rolle als Leiter/in an? Welche Rollen wollen die TeilnehmerInnen einnehmen?
  • Sich ein Bild von der Gruppe machen: Wie groß ist die Gruppe? Wie ist die Altersstruktur der Teilnehmer und Teilnehmerinnen? Welchen Hintergrund haben die TeilnehmerInnen? (bezogen auf den Inhalt und die Methoden als auch in sozialer Hinsicht)
  • Wie viel Zeit steht zur Verfügung? Wie variabel kann sie genutzt werden?
  • Raum planen - Räume gestalten: Wie gestalte ich meinen Seminar-/Unterrichtsraum optimal? Der prägende Einfluss eines Raumes auf das konkrete Leben und die Befindlichkeit ist enorm. Eine wichtige Eigenschaft von lebendigen Lebensräumen ist nicht nur ihre Größe, sondern vor allem ihre variable Gestaltbarkeit. Die Veränderbarkeit des Raumes ist auch wichtig, wenn man Methoden mit unterschiedlichen Strukturen und Medien anwenden will. Die Sitzordnung bedingt die Kommunikationsform. Die Gestaltung mit Plakaten, Flipchartbögen und anderen Materialien trägt zum einladenden Einstieg in das Thema bei. Der Leiter/die Leiterin sind daher aufgefordert, den Raum für ihr Thema angemessen zu  gestalten.
  • Einarbeitung in das Thema: Der Leiter/die Leiterin sollten sich in Grundzügen des Themas gut auskennen und zu einzelnen Teilbereichen über fundierte Kenntnisse verfügen, um der Lerngruppe einen angemessenen Rahmen geben zu können. So kann auch der Ein- und Ausstieg gut auf das Thema eingestellt werden.
  • Ein Kursrad (oder Wandbild oder eine andere bildliche Darstellung) könnte die wichtigsten Faktoren, um die sich die Seminar-/Unterrichtsplanung dreht, symbolisieren. Zur Vorbereitung wäre es sinnvoll, zu jedem Sektor eigene Gedanken zu formulieren und sie eventuell zur weiteren Ausdifferenzierung mit Kollegen oder im Team zu besprechen. Am allerbesten aber wäre es, wenn diese Phase gerade als Einstieg mit den TeilnehmerInnen selbst erarbeitet werden könnte.

bild1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


(aus Rabenstein u.a.: Das Methoden-Set 1. Anfangen, S. 1 A 4)


4.2 Idealtypischer Verlauf eines Einstiegs mit abschließendem idealtypischem Ausstieg

Idealtypisch gedacht kommen folgende Punkte bei Ein- und Ausstiegen vor:

  • Die Seminarteilnehmer/innen nehmen im Raum Platz und verhalten sich soweit ruhig, so dass der Seminarleiter/die Seminarleiterin mit ihrer Einstiegsmethode beginnen kann.
  • Als Einstieg können die verschiedensten Methoden des Kennenlernens, mit unterschiedlichem Grad von Aktivität gewählt werden (siehe dazu Literaturrezensionen unter Quellen), oder verschiedene Formen der Visualisierung zum Einstieg in das Thema angewandt werden, die z. B. das Vor-Wissen, die Vor-Erfahrungen, die Ansprüche usw. der Teilnehmer klären und aufdecken. Im Idealfall erscheinen die Teilnehmer als aktiv und offen, so dass sie sich auf die Einstiegsmethoden einlassen können und eine Bereitschaft entwickeln, am Thema und im Team mitzuarbeiten.
  • Es ist generell bei der Durchführung von Ein- und Ausstiegen darauf zu achten, dass möglichst alle Teilnehmer aktiviert und angesprochen werden.
  • Im weiteren Verlauf des Seminars können Gruppenarbeit in Klein- oder Großgruppen, sowie zwischenzeitliche Warming-Ups das bessere Kennenlernen und die Zusammenarbeit fördern. Im Idealfall arbeiten alle Teilnehmer/innen aktiv mit und es ergeben sich dynamische Diskussionen und immer wieder neue Anregungen an die Leitung.
  • Zum Ende einer Veranstaltung hin oder einer kompletten Seminarsequenz führt der Seminarleiter/die Seminarleiterin eine Reflexion der Lernergebnisse oder eine „Standortbestimmung“ jedes Einzelnen und der Gruppe als Ganzes durch. Hier ist Einschätzungsvermögen der eigenen Leistung und der Leistung einer Arbeitsgruppe gefragt. Es ist aber auch Platz für Kritik am Verlauf des Seminars, am Verhalten bestimmter Seminarteilnehmer/innen oder es ist eine Selbstdarstellung der eigenen Befindlichkeit in der Gruppe möglich. Im Idealfall bietet der zeitliche Rahmen dafür genug Kapazität, die Teilnehmer sind so vertraut und mutig, dass sie kritisch sich und die anderen beurteilen können und das Verhältnis zum Leiter/zur Leiterin ist nicht durch unterwürfige Autorität gekennzeichnet, so dass innerhalb einer demokratischen Grundhaltung jeder Zeit Kritik geäußert werden kann.
  • Jeder Teilnehmer geht im Idealfall mit dem Wissen um den eigenen Lernerfolg und dem Lernerfolg der Gruppe oder mit dem Wissen, an welchem Punkt man sich selbst und als Gruppe innerhalb der Thematik, des Problems, des Lösungsversuches befindet, nach Hause.

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass genug Raum bleibt, für die Ideen und Anregungen der Teilnehmer/innen, d.h., dass die Planung des Leiters/der Leiterin nicht zu eng gefasst wird und die Leitung sich immer wieder zurückzieht und die Verantwortung für die Gestaltung des Seminars/des Unterrichts in großen Teilen verantwortlich in die Hände der Teilnehmer/innen legt, die hier als Akteure ihres eigenen Lernweges fungieren.
Bei der Reflexion von Lernerfolgen ist die Leitung zu Hilfestellungen aufgefordert, da sie nicht von vornherein davon ausgehen kann, dass alle Teilnehmer über die Fähigkeit einer guten Selbsteinschätzung und Fremdeinschätzung verfügen. Das Feedback, die Rückmeldung über zwischenmenschliche Vorgänge, bedarf hoher kommunikativer, empathischer und sozialer Kompetenzen, die wesentlich zu einem angenehmen Arbeitsklima und einem sozialen Miteinander beitragen. Es sei daher anzuraten, in Ausstiegen das Feedback-Geben zu üben und Hilfestellungen zu geben. Für den Unterricht in Schulen ist zu beachten, dass dies alles für die Teilnehmer/innen als neu und ungewöhnlich erscheinen kann, sofern sie diese Methoden bisher zu wenig kennen gelernt haben.