Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Beim Einsatz von Einzelarbeit als Unterrichtsmethode muss darauf geachtet werden, dass man solche Methoden wählt, die die geistige Arbeit des Lernenden anregen kann. Dies gilt sowohl für die Methoden, die der Einzelarbeit vorausgehen, um ein Problem zu markieren und Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten, als auch für die Arbeitsaufgaben selbst, die dann in der Methode Einzelarbeit zum Einsatz kommen. Der didaktische Wert liegt dabei in der Umsetzung von Lerninhalten in einem überwiegend konstruktivem Umgehen mit Sachverhalten. Traditionell wurde dies oft so verstanden, dass, nachdem durch den Unterricht eine Ebene erreicht worden ist, auf der ein gewisses Können und Wissen zur Verfügung steht, nun verlangt wird, mit diesem umzugehen und zu arbeiten. Dann wurde ein operatives, d.h. handelndes Umgehen, verlangt, was oft auf eine bloße Reproduktion des dargebotenen Stoffes durch eigenes Üben hinauslief. Ein solches Vorgehen ist für die konstruktivistische Didaktik zu wenig.

Konstruktiv orientierte Einzelarbeit sollte in ihren Aufgabenstellungen nicht nur nacharbeitend sein, sondern die Lerner herausfordern, ihre eigen Konstruktionen mit dem Gelernten zu verbinden und zu überprüfen. Im Wesen des Handelns liegt es, dass nicht nur mechanisches Wiederholen oder Nachmachen gemeint ist, sondern auch ein schöpferisches Tun erforderlich ist, wenn wir Sinn und Spaß am Handeln behalten sollen. Insoweit sollte die Einzelarbeit immer nur ein Moment im ganzheitlichen Lernprozess sein, d.h. ihre Ergebnisse sollten immer wieder in den Lernprozess der Gruppe zurückfließen und nicht isoliert als reine Übungsphase eingesetzt werden.

Was zeichnet Einzelarbeit aus? Ein bestimmtes Wissen oder Können ist erreicht worden oder soll durch vertiefendes individuelles Lernen erreicht werden. Die Lerner werden beauftragt, dieses Wissen oder Können selbstständig in ein anderes Darstellungsmedium zu überführen. Dafür müssen Techniken und Materialien zur Verfügung stehen. In Einzelarbeit werden diese Umsetzungsarbeiten ausgeführt. Die Unterrichtsgegenstände zeigen sich nach den Um­setzungen in einem anderen Medium, in neuer Gruppierung und unter anderem Aspekt. Das bedeutet für den Lernprozess eine Aktualisierung der Lernergebnisse.

Im folgenden sollen 5 verschiedene formale Wege aufgezeigt werden, wie Einzelarbeit im Unterricht gestaltet werden könnte:


4.1. Mündliche Artikulation

Die Umsetzung des Angeschauten, Erfahrenen, Erlebten in mündliche, sprachliche Artikulationen ist die wohl am häufigsten angewandte Methode der Einzelarbeit. Wenn es gelingt, das neu Erlernte sprachlich eigenständig durch Lerner darstellen zu können, dann scheint immer ein wesentlicher Schritt des Lernens getan zu sein. Positiv ist dies dann, wenn es im direkten, spontanen Dialog erfolgt und möglichst alle Lerner gleichermaßen beteiligt werden können. Negativ erscheint es hingegen, wenn die Einzelarbeit in Kurzform bloß so realisiert wird, dass nach einer Phase des Unterrichts eine individuelle Besinnung erfolgt (oder als Hausaufgabe) gestellt wird, um dann mittels der mündlichen Antwort auf Fragen die Einzelarbeit in ihrem Erfolg bloß abfragend oder testmäßig zu kontrollieren. Oft dienen einfache Arbeitsblätter der Unterstützung dieser Methode. Dies allerdings versteht eine konstruktivistische Didaktik als eine zu verengte Form der Einzelarbeit. Einzelarbeit sollte sich möglichst an die Vorkenntnisse der Lerner sinnvoll anschließen und immer auch einen Sinn und problemlösende Strategien umfassen. Umfassender und didaktisch sinnvoller sind daher mündliche Antworten, nachdem eine gewisse Zeit mit einer Lösungssuche (meist mittels Stichworten) verbracht wurde. Besser sind auch (kurze) mündliche Referate. Hier können Informationen mündlich durch Lerner vermittelt werden. Aber Unterrichtsstunden, von denen der Lerner schon weiß, dass er eher abstrakt referieren muss, können sehr fade und langweilig sein. Deshalb sollte man einen ganzheitlichen Kontext bereitstellen, der solche Präsentationen individueller Aneignungen interessant und zu einem sozialen Ereignis macht. Dies gilt auch für sehr kurze Phasen der Präsentation bei kleinen Aufgaben. Dies geht besonders gut in Verbindung mit Portfolios, mit Moderationen und Gruppenpräsentationen, die ein klares Feedback z.B. durch Reflecting teams erhalten. Ein gezielter Medieneinsatz sollte selbstverständlich sein, denn die mediale Umsetzung hilft, Inhalte besser zu verstehen. Auch Rollenspiele, Reportagen, Hörspiele, Videos usw. sind Formen, die die Umsetzung in Sprache interessanter und spannender werden lassen.


4.2. Schriftliche Artikulation

Die Umsetzung in die schriftliche Artikulation wird sehr oft mit der mündlichen Artikulation kombiniert. Schriftliche Lösungen sind sehr wichtig, da sie durch das Aufschreiben und dabei entstehende Handlungsvernetzungen meist besser behalten werden können. Hier kommt es vor allem auf eine kognitive Ordnung an, die es dem Lerner erleichtern soll, seine Aufgaben zu bewältigen. Entsprechende Hilfen müssen sich mit problemlösenden Phasen abwechseln, in denen der Lerner sich auch zutrauen kann, eigene Lösungswege zu finden. Das Schreiben sollte nie unterschätzt werden. Es ist nicht bloß eine Umsetzung von Erkenntnissen, die mündlich schon verstanden sind und damit vorausgehen, sondern im Prozess des Schreibens selbst kommen sehr oft die Lösungen erst zustande. Schreibvorgänge reichen hierbei von Notizen im Brainstorming, einem Stichwortprotokoll, einem Sachbericht bis hin zu freien Aufsätzen, die in Übertragung auf den Computer auch leicht für andere verfügbar gemacht werden können.


4.3. Umsetzung in Visualisierungen

Visualisierungen können sehr unterschiedliche Zeichnungen, Modelle, Grafiken oder bildliche Präsentationsformen (z.B. mit Computerprogrammen) sein, in denen ein mündlicher Bericht oder eine schriftliche Form anschaulich und illustrierend ergänzt werden. Ausgangspunkt können bei dieser Variante ganz unterschiedliche Grundlagen sein: Die Anschauung eines tatsächlich existierenden Gegenstandes oder Vorganges oder eine sprachliche Beschreibung von mehr oder minder abstrakten Inhalten. Visualisierungen sollten im Unterricht schon sehr früh entwickelt werden, damit bei den Lernern eine Kompetenz zum Visualisieren entsteht.


4.4. Umsetzung in Medien

In einem Zeitalter der Massenmedien ist es immer leichter geworden, auch mediale Umsetzungen durch digitalisierte Bilder, Computeranimationen, Foto, Video oder andere Medien zu realisieren. Für das Lernen ist hier immer wieder kritisch die Frage zu stellen, welchen Zeitaufwand und Nutzen eine mediale Verwirklichung bringt. Sofern das Medium zum Hauptgegenstand des Lernens wird, statt das ein zu realisierender Inhalt bearbeitet werden kann, muss kritisch gefragt werden, ob dies sinnvoll ist. Das heißt nicht, dass eine zu benutzende Technik immer geläufig sein muss, um dienstbar gemacht zu werden, denn dann würde ja kaum mit Medien gearbeitet werden. Es muss vielmehr auf lange Sicht überlegt werden, wann die Lerner auch entsprechende Medienkompetenzen erwerben können, damit sie solche Umsetzungen gut leisten können.


4.5. Umsetzung in Handlungssituationen

Eine Umsetzung in eigene Handlungen erscheint als der günstigste Weg, wenn Theorie und Praxis des Lernens sinnvoll ineinander greifen sollen. Dies kann gewiss nicht immer die Alltagswirklichkeit sein, denn dazu ist das schulische Lernen zu sehr vom Alltag abgehoben. Aber in der Tendenz sollte zumindest ein gewisser Handlungsraum und eine Verwendbarkeit des Wissens angestrebt werden, weil dies die Lerner mehr als alles andere motiviert, auch lernen zu wollen.