4. Darstellung der Methode

Erkundungen bieten sich zu vielen Themen an. Sie können sowohl vom Lehrenden wie auch von den Lernenden vorgeschlagen werden, um in ein neues Themengebiet einzuführen, bereits behandelte Themen zu vertiefen und zu veranschaulichen oder einen Themenkomplex abzuschließen.
Oft entwickeln sich Erkundungsthemen aus aktuellen Ereignissen, die die Lerner bewegen. Im Gegensatz zu einer Exkursion liegt der Schwerpunkt bei Erkundungen auf der Selbsttätigkeit der Lernenden. Sie sollen eigenständig Lernziele formulieren, Arbeitsschritte festlegen, organisatorische Aufgaben verteilen und Verantwortung für ihr Lernen über­nehmen. Der Lehrende nimmt hierbei eher die Rolle eines Lernberaters ein, der die Er­kun­dungs­schritte der Lernenden begleitet und bei Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung steht.

Folgender idealtypischer Ablauf  dient zur Orientierung:

4.1 Vorbereitung

Ein Thema ist zu finden. Hierbei sollten die Lerner möglichst partizipieren, indem sie eigene Vorschläge einbringen oder auf aktuelle Ereignisse reagieren. Bei von Lehrenden festgelegten Themen ist darauf zu achten, dass die Lernenden genügend eigene Ideen methodisch einbringen können.
Wenn ein Erkundungsthema festgelegt wurde, sollte vor dem eigentlichen Erkundungsgang ein Austausch von Ideen, Wünschen, Motivationen und Erwartungen zwischen Lehrenden und Lernenden stattfinden.
Nach der Auswertung dieses Austausches kann gemeinsam ein Lernziel formuliert werden.
Daraufhin sollten die Lernenden ihren Wissensstand überprüfen, da es sinnvoll ist, dass alle Teilnehmer über möglichst gleiche Vorkenntnisse verfügen und sich Fragen für die Erkundung aus ihren bisherigen Vorkenntnissen erarbeiten.
In diesem Zusammenhang klärt die Lerngruppe, inwieweit eine Erkundung alleine oder mit Expertenhilfe zu realisieren ist.
Nach dieser Vorarbeit ist es möglich, gemeinsam einen Erkundungsauftrag zu entwerfen und die zur Erkundung nötigen Aufgaben festzulegen und zu verteilen.
Wenn der Auftrag schriftlich fixiert ist, können die Beteiligten sich über organisatorische und technische Bedingungen verständigen. Diese Auseinandersetzung sollte beinhalten:

  • Welche Orte/Institutionen eignen sich am besten zur Erfüllung des Erkundungsauftrags?
  • Welche Ansprechpartner gibt es für das Thema?
  • Müssen im Vorfeld Gespräche mit diesen geführt werden?
  • Welchen zeitlichen Rahmen soll die Erkundung einnehmen?
  • Welche technischen und organisatorischen Hilfen werden benötigt?

4.2 Planung

Nach Abschluss der Vorbereitungsphase widmet sich die Lerngruppe nun der konkreten Planung der Erkundung. Hieraus ergeben sich verschiedene Arbeitsaufträge, die in selbst gewählten Arbeitsgruppen selbstständig bearbeitet werden sollen. Diese Aufträge können sein:

Differenzierung des Erkundungsauftrags
Es muss festgelegt werden, worum es bei der Erkundung genau geht und welche besonderen Bedingungen vor Ort zu berücksichtigen sind.  Außerdem überprüft die Gruppe, ob ihre ursprüngliche Aufgabenstellung realisierbar ist, oder ob sie korrigiert werden muss.

Organisation/ was ist noch zu tun?
Ein Termin für die Erkundung muss festgelegt und ein Zeitplan erstellt werden. Die Teilnehmer müssen sich auf gemeinsame Spielregeln einigen. Zudem wird in der Gruppe besprochen, welche Informationen noch fehlen und welches Material noch organisiert werden muss.

Sicherstellung einer Dokumentation
Der Lehrende und die Erkundungsteilnehmer schlagen verschiedene Methoden zur Dokumentation und späteren Präsentation vor, wie z.B. Fotoausstellung, Wandzeitung, Rollenspiel, Reader usw. Aus diesem Fundus wählen die Gruppen passende Methoden für die Präsentation ihrer Arbeiten aus.

Kurzer Zwischenstop
An dieser Stelle sollte ein kurzer Austausch zwischen allen Beteiligten stattfinden, um bestehende Schwierigkeiten zu klären, mögliche Hilfestellungen zu leisten oder gegebenen­falls bestimmte Vorhaben zu revidieren.


4.3 Durchführung

Nachdem die bisherigen Fragen geklärt wurden, kann man sich jetzt endlich der Durchführung widmen. Die Gruppen sollten sich weitestgehend an ihren inhaltlichen und organisatorischen „Fahrplan“ halten, jedoch  gibt es immer nicht planbare Umstände, auf die der Lehrende sensibel eingehen muss. Er verhält sich während der Durchführung als Lernberater, d.h. er soll nicht lenkend in das Geschehen eingreifen. Allerdings soll er auch nicht gleichgültig gegenüber den Prozessen sein. Gefordert wird er als Lernberater z.B. bei der situativen Betreuung:
Zum Beispiel sollten je nach Verfassung der Gruppe (Müdigkeit, Unaufmerksamkeit) ge­nügend Pausen eingelegt werden. Man sollte auch auf genügend Freiraum für spontane Aktivitäten achten. Außerdem sollte man als Lehrender jeder Gruppe als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, um so sowohl inhaltliche (z.B. Gruppe verliert sich in Nebensäch­lich­keiten), organisatorische (unrealistischer Zeitplan, Probleme bei der Materialbeschaffung usw.) und zwischenmenschliche (z.B. Auseinandersetzungen innerhalb der Gruppe) Fragen zu klären.
Direkt nach der Erkundung sollte möglichst ein Abschlussgespräch z.B. in Form eines Blitzlichts stattfinden, in dem alle Beteiligten im freien Austausch ihre Eindrücke sammeln und ihre Ergebnisse kurz sichern.

 

4.4 Auswertung / Präsentation

Die Auswertung erfolgt meist zu einem späteren Zeitpunkt. Deshalb sollte zuerst eine kurze Rekonstruktion des Erkundungsablaufes stattfinden, um die Eindrücke der einzelnen Teil­nehmer wieder in Erinnerung zu rufen.
Jede Gruppe zieht sich zurück und wertet ihre eingeholten Informationen/Ergebnisse aus. Danach erhält jede Gruppe den Auftrag, den Verlauf der Erkundung sowie das ausgewertete Er­gebnis nach den Kriterien, die zuvor besprochen waren, zu dokumentieren und diese für eine Präsentation vorzubereiten. In dieser Phase sollte der Lehrende für alle Gruppen ebenfalls als Berater ansprechbar sein.
Wenn alle Gruppen ihre Vorbereitungen beendet haben, kann die Präsentation vor der Ge­samt­gruppe beginnen.

 

4.5 Feedback

Nach der Präsentation sollte es eine Möglichkeit zu einem gemeinsamen Feedback geben, um  kritisch den Erkundungsgang innerhalb der gesamten Gruppe reflektieren zu können. Alle Teilnehmer, einschließlich des Lernberaters, können gleichberechtigt ihre Meinung äußern. Es ist hilfreich, Leitfragen zu erarbeiten, damit sich das Feedback nicht in Nebensächlich­keiten verliert.

Diese könnten zum Beispiel sein:

  • Was könnte man noch verbessern?
  • War der Zeitplan realistisch?
  • Gab es Probleme innerhalb der Gruppe?
  • Gab es unlösbare, inhaltliche Probleme?
  • Ist die Präsentation interessant und verständlich?
  • Wie war die Rolle des Lernberaters? (Zuviel/zuwenig Unterstützung, Frei­raum, Verantwortung )
  • Was haben wir gelernt?
  • Sind die erarbeiteten Fragen wirklich beantwortet worden?
  • Auf welche Bereiche ist dieses Wissen übertragbar?
  • Was könnte als nächstes gelernt werden?

Nach dem Feedback kann überlegt werden, ob die Gruppe ihre Erkundungsergebnisse auch vor einem weiteren Publikum präsentieren möchte. Hierbei ist zu beachten, ob der zeitliche Rahmen und das Thema für eine öffentliche Präsentation geeignet sind.