Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

6. Reflexion der Methode


>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz


6.1 Methodenkompetenz

Feste und Feiern ergänzen das herkömmliche Lernen. Sie können immer dann eine über Unterhaltungs- und Ablenkungswert hinausreichende Bedeutung annehmen, wenn sie im Kontext mit Ergebnissen und Ereignissen der Lehr- und Lernarbeit stehen. Insbesondere Anerkennung, Freude über gelungene Präsentationen lassen sich feiern. Feiern zu Projekten, Kursen oder auch Abschlüssen markieren in der Form eines Abschluss- oder Übergangsrituals sinnvoll erkennbare Phasen des Lernens im lebenslangen Prozess des Lernens. So werden signifikante Erinnerungspunkte gesetzt und Spuren gelegt, die in der Selbst- und Fremdbeobachtung auch rückblickend immer wieder aufgespürt werden können.

Um zu feiern, dazu benötigt man Einstellungen und Erwartungen, die sich nicht einfach durch Lehrende instruieren lassen. Es wäre sinnwidrig, das „Feiern“ vorzuschreiben. Es wäre paradox, jemanden dazu aufzufordern, fröhlich und ausgelassen zu sein. Was wir tun können, dass ist, den Kontext und die Teilnehmer zu bedenken, sie in die Planung und Durchführung der Feiern und Feste einzubeziehen und den gesamten Prozess so zu kommunizieren, dass die Wahrscheinlichkeit schöner Feste und Feiern erhöht wird. Die zwischenmenschlichen Erlebnisse können wir ermöglichen, aber ihren Erfolg nicht planen. Deshalb sollte auch nur gefeiert werden, wenn es eine überwiegende Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer tatsächlich wollen. Feste und Feiern, die nur äußerlichen Ritualen entsprechen sind hingegen immer problematisch. Es gehört entscheidend zur Methodenkompetenz nur das zu feiern, was kommunikativ auch erwünscht ist.

Das Konzept der Feste und Feiern in den Jenaplanschulen schreibt ihnen eine entscheidende Bildungsaufgabe zu. Durch sie soll die Vermittlung einer Vielzahl von Schlüssel­qualifika­tionen möglich werden. Bildung verstanden als Selbstbildung und aktive Sinnsuche (vgl.Schmitt1999) findet sich in diesem Bereich wieder als Vermittlung von „Fähigkeiten“ und der unmittelbaren Reflexion ihrer Anwendungen. Allerdings muss auch dieses Konzept, das noch sehr traditionelle Erwartungen an Feste und Feiern hegt, zugeben, dass eine bildende Wirkung nur erhofft werden kann. „Eine Didaktisierung verbietet sich daher von vornherein. Verzweckung wird kontraproduktiv und steht möglichen Bildungseffekten nur entgegen.“ (Schmitt1999) Hier ist überhaupt zu fragen und zu hinterfragen, inwieweit das Feiern hinlänglich noch auf Bildung bezogen werden kann. Früher sagte man gerne: Feste und Feiern sind Grundlagen des Mensch-Seins und besitzen von daher einen impliziten Bildungswert (vgl.Schneider1989). Durch das erhoffte „Festlichkeitsgefühl“, welches aufkommen soll, wird auch eine Interaktion mit der Gemeinschaft, der direkten Umwelt und der jeweiligen Konstruktion eben dieser wahrgenommen, und kann in diesem besonderen reflektiert werden. Dieses Gefühl „haftet allen Dingen in der Sphäre des Festes an und gehört für die Menschen … zu den vollgültigen Realitäten.“ (Schiffler1980, 20). In dieser Sicht kommt auch dem „Gemeinschaftsgefühl“ insofern eine Bedeutung zu, weil jeder Einzelne einen Wert aus dem gemeinsamen Erleben ziehen soll. Ebenso vermittelt dieses „Gemeinschaftsgefühl“ auf mikrosystemischer Ebene auch einen Zugang zu größeren Systemen als eine Art „Zugang zur Welt“ (vgl.Schmitt1999). Die Verbindung von Anlass und Fest/Feier hilft nicht nur einen Zugang zu schaffen, sondern auch diesen zeitlich zu bestimmen und somit auch im Rückschluss das Selbst zeitlich zu erfahren und ein autobiographisches Bewusstsein zu formen. (vgl. ebd.) „Die Zustimmung zum Dasein ist nicht nur die Vorraussetzung, sondern der Kern des Feierns selbst.“ (Ebd. S.23) In dieser Zustimmung zum Feiern ist in eben solchem Maß auch die Zustimmung zur Arbeit – die mit jedem Feiern verbunden ist – enthalten. Demnach kann eine „Feierschule“ nur entstehen, wenn ihre Schüler die Annahme von Aufgaben leisten. So konstatiert Schiffler: „Der Wechsel zwischen Arbeit und Muße, Mühe und Feiern soll auch innerhalb der Schule erfahren werden können. Die schulische Arbeit erhält ihren eigenen festlichen Bezugspunkt.“ (Schiffler 1980, 57) Das Gemein­schaftsgefühl erhält auch eine besondere Note durch die „kontemplativen Elemente“ (vgl. Schmitt1999) einer Feier, in denen eine emotionale Erfahrbarkeit des Einzelnen und der gemeinsamen Besinnung möglich sind. Aus dieser Sicht spielen Feste und Feiern insgesamt eine große Rolle in der Vermittlung von Werten, da sie zum einen „gelebt“ werden und zum anderen im Rahmen von Traditionspflege z.B. ein Bewusstsein für dieselben schaffen. Dies trifft vielleicht gerade auf Feiern mit politischem Hintergrund zu.

Aus konstruktivistischer Sicht sehen wir das Feiern und Feste sehr viel pluraler und auch als ambivalenter an. Es gibt keine Gewähr, dass überhaupt ein Bildungsanspruch bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern erreicht werden kann. Wir können darauf hoffen, dass zumindest ein je unterschiedlicher Sinn im Feiern gesehen werden mag und dass das Feiern für möglichst viele ein fröhliches, glückliches, lustiges, vielleicht aber auch reflektierbares Ereignis sein mag, das im Zusammenhang mit dem Erleben einer Gruppe steht. Inwieweit dann auch Elemente zutreffen mögen, die in den Jenaplanschulen angestrebt werden, das erscheint als ein sehr offener Vorgang.


6.2 Methodenvielfalt

Feste und Feiern gehören zum menschlichen Miteinander und tauchen in den unterschiedlichsten Kontexten mit ebenso unterschiedlichen Erscheinungsformen auf. Sie sind fester Bestandteil in jedem Kulturkreis und somit auch fester Bestandteil des schulischen Lebens. Eine Lesart dieser Tatsache findet sich in Peter Petersens Jena-Plan wieder. Hier wird dem Feiern eine fundamentale Bedeutung zugeschrieben, die sich aus der Vielzahl pädagogischer Möglichkeiten begründet. Auch wenn wir den Festen und Feiern nicht immer die hohen Erwartungen, die Petersen hat, zuschreiben können, so bleibt methodisch gemeinsam mit allen Lernern immer zu überlegen, wann Phasen des Lernens oder Ereignisse mit Spaß und Freude abgeschlossen werden können und wie sich dies mit bestimmten anderen Methoden des Lehrens und Lernens verknüpfen lässt. Dabei wird meist der Aspekt dominieren, dass die Feste und Feiern eben nicht mehr Lehren und Lernen sind, sondern dann einsetzen, wenn das Lehren und Lernen in Teilen abgeschlossen oder erreicht wurde.


6.3 Methodeninterdependenz

Die gemeinsame Planung, Durchführung und Reflexion eines Festes oder einer Feier sollte immer nach Inhalten und Formen offen sein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten sich hierbei frei jene Formen des Feiern aussuchen und gemeinsam planen (ggf. auch in Planungsgruppen), die sie für sich als passend empfinden. Sehr oft zeigt es sich, dass ein Mischung aus Darstellung und Präsentation mit Tanz und geselligen Momenten zu besonders gelungenen Feiern beitragen kann.