Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Bei einer Juniorfirma handelt es sich um ein „kleines“ Unternehmen in einem „großen“; sie wird von Auszubildenden gegründet und selbstständig von diesen geführt. In der Regel ist sie allerdings rechtlich gesehen nicht selbstständig. Die Schirmherrschaft obliegt dem Ausbildungsbetrieb.
Für die Gründung einer Juniorfirma müssen ein Markt (die Belegschaft des Ausbildungsbetriebes), eine Produktionsstätte (die Lehrwerkstatt) sowie motivierte Jugendliche und Ausbilder, die den Auszubildenden freie Hand in ihren Entscheidungen lassen, vorhanden sein.
Der Ausbilder übernimmt eine Moderatoren-Funktion, die mit einer ausgeprägten Innovationsbereitschaft und Prozesskompetenz verbunden sein sollte. Ursprünglich galt die Juniorfirma als "Ergänzungsmethode zur kaufmännischen betrieblichen Ausbildung", heute wird sie als universell anwendbar angesehen. Die Arbeit in einer Juniorfirma verfolgt das Ziel, die theoretischen Kenntnisse, die in der Berufsschule erlernt werden, in die Praxis umzusetzen und die komplexen und schwierigen Abläufe im Ausbildungsbetrieb klarer und einfacher darzustellen.

Die "Unternehmensziele" der Mutterfirma sind, wenn sie eine Juniorfirma einrichtet, folgende:

  • Die Tätigkeit in der Übungsfirma sollte ausbildungskonform sein;
  • die kaufmännischen Lehrlinge sollten sowohl ausübende als auch leitende Funktionen übernehmen;
  • die beteiligten gewerblichen und technischen Lehrlinge sollten an der Produktfindung, Produktgestaltung sowie Arbeitsplanung beteiligt werden;
  • das finanzielle Risiko sollte durch eine starke Anlehnung an den Ausbildungsbetrieb reduziert werden;
  • die Übungsfirma sollte für den Ausbildungsbetrieb keine Mehrkosten verursachen, sondern im Gegenteil zur Senkung der Ausbildungskosten beitragen.“
    (Vgl. FIX (1989), S.26f)

    Folgende Handlungsschritte bieten sich an, um eine Juniorfirma aufzubauen:

  • Organisationsplan,
  • Markterkundung und Produktfindung,
  • Preisbildung,
  • ablauforganisatorische Planung,
  • Entwicklung von Arbeitsmitteln,
  • Werbung,
  • akquisitorische Aktivitäten,
  • Produktion,
  • Fakturierung und Auslieferung,
  • Ermittlung von Geschäftsergebnissen.

    Es gibt keine Standardlösung für die Einrichtung einer Juniorfirma, es handelt sich lediglich um Orientierungshilfen.

    Nachdem sich die Auszubildenden mit ihrem Ausbildungsleiter über folgende Fragen

  • Was ist der Gegenstand der Juniorfirma?
  • Welchen Markt wollen wir bedienen?
  • Welche Azubis werden wie lange eingebunden?
  • Welche Räumlichkeiten können genutzt werden und welche Organisationsmittel stehen zur Verfügung?
  • Wer wird beteiligt und wessen Zustimmung muss eingeholt werden?

    klar geworden sind bzw. sich geeinigt haben, werden ihre Ergebnisse und Vorstellungen der Geschäftsleitung bzw. dem Vorstand vorgetragen.

    Eine gute / überzeugende Präsentation ist der erste Schritt in Richtung einer positiven Entscheidung für die Gründung einer Juniorfirma.

    Die Auftragsakquise obliegt den einzelnen Juniorenfirmen.

    Betriebliche Juniorfirmen können in der Regel nur Aufträge der Mutterfirma ("interne Aufträge") annehmen, schulische Juniorfirmen können ihre Aufträge hingegen auch in der freien Wirtschaft akquirieren ("externe Aufträge").

    Die Juniorfirma ist eine "reale Firma"; es werden verkaufsfähige Produkte hergestellt, die auf einem Markt angeboten und verkauft werden, es entstehen Kosten und Ausgaben. Der Umgang mit Geld und Konten muss geübt werden, die Kunden werden persönlich betreut, Verhandlungen geführt und es gibt mitunter auch Risiken, Konflikte und Reklamationen, mit denen umgegangen werden muss. Die Azubis sind eigenständig für diese Aufträge und Probleme verantwortlich. Auch die Finanz- und Ressourcenverwaltung liegt in ihrer Hand.

    Die Auszubildenden können Schlüsselqualifikationen, wie z. B. Kommunikations-, Kooperations- und Teamfähigkeit erwerben, denn die Lerngruppen sind, wie in einer richtigen Firma, heterogen und berufsübergreifend. Um die Juniorfirma in der Öffentlichkeit zum Einen bekannt und zum Anderen für den Markt interessant zu machen, müssen die Auszubildenden Zeit und Engagement in die Öffentlichkeitsarbeit investieren und Imagepflege betreiben. Die schulische Juniorfirma ist auf die Existenz von einem Jahr hin ausgerichtet, die betriebliche Juniorfirma dagegen auf Dauer angelegt. Das Angebot der Juniorfirma liegt in den "einfachen" Handelswaren, wie z. B. selbst gestaltete T-Shirts oder Spielzeug und/ oder den komplexen Dienstleistungen, wie z.B. IT- Tätigkeiten. Der Vorteil einer Juniorfirma ist der vorhandene „Kompetenzvorsprung“ junger Leute im Bereich der Informationstechnik, die Unbefangenheit im Bereich Mode und Design und die unkonventionelle Herangehensweise an Problemlösungen (vgl. KUTT 2001).

    Die Juniorfirma stellt einen Lernort der besonderen Art dar, denn sie bietet die Möglichkeit, die Kongruenz zwischen Lernen und Arbeiten herzustellen. Sie ist in erster Linie ein Lern-Arrangement, das ökonomische Unternehmensziele wie auch didaktische Lernziele miteinander verbindet.

    Eigenschaften und Kompetenzen, die in der Juniorfirma unterstützt und gefördert werden, sind:

  • Selbständigkeit und Eigeninitiative
  • Entwicklung der Kreativität
  • Kooperatives Verhalten
  • Kostenbewusstsein
  • Betriebliche Gesamtzusammenhänge sollen besser erkannt werden
  • Bessere Umsetzung von theoretisch vermittelten Kenntnissen der Berufsschule in der Praxis
  • Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein
  • Steigerung der Leistungsfähigkeit und der Identifikation mit dem Unternehmen
  • Ausbau von rhetorischen Fähigkeiten.

    „Mit höherer ökonomischer Durchdringung und Komplexität spielt sie auch eine Rolle als Förderungsinstrument für Nachwuchsmanager und zur Schulung unternehmerischen Handelns der high potentials.“ (Vgl. KUTT 2001)