6. Reflexion der
Methode
>> 6.1 Methodenkompetenz
>> 6.2 Methodenvielfalt
>> 6.3 Methodeninterdependenz
6.1 Methodenkompetenz
Unter
Juniorfirma versteht man eine sehr umfassende Methode,
die sich dazu eignet, die Lerner im Verlauf ihrer Ausbildung mit
einer Vielzahl von Arbeitsweisen und Techniken vertraut zu machen.
Als Zielgruppe für die Realisierung der Methode Juniorfirma
sind primär Auszubildende oder Schüler zu nennen. Deren
Ausbildung soll möglichst praxisnah und abwechslungsreich gestaltet
werden. Von der Idee, eine Firma zu gründen, bis zur Realisierung
erfahren die Lerner partizipativ viele verschiedene Aufgabenbereiche,
stehen vor ungewohnten Entscheidungen und lernen somit, Methoden
des Zusammenarbeitens und gleichzeitig kaufmännische Grundkenntnisse
kennen. (Vgl. KUTT, K. (20012): Juniorenfirma. In: WITTWER, W. (Hrsg.):
Methoden der Ausbildung, S. 31f)
Mit der Gestaltung einer Juniorfirma können sich die
Lerner vielseitige Kompetenzen aneignen.
Zunächst sollen in der Juniorfirma die in der Schule
oder im Betrieb gelernten Fähigkeiten angewendet werden. Wissen
wird somit nicht mehr als „Selbstzweck“ empfunden, sondern
kann aktiv in die Praxis übernommen werden. (Vgl. FIX, W. (1989):
Juniorenfirmen: Ein innovatives Konzept zur Förderung von Schlüsselqualifikationen,
S. 121)
Durch die thematische Arbeit werden neue Fachkompetenzen erworben.
So wird zum Beispiel das „kaufmännische Zusammenhangwissen“
geschult, wenn Auszubildende in ihrer Juniorfirma alles,
„von der Bedarfsfeststellung bis zur Überprüfung
der Lieferung“ (ebd., S.119) selbst übernehmen. Die Junioren
bekommen Zugang zu realen Geschäftsprozessen, wodurch die „Organisationskompetenz“
und das „unternehmerische Handeln“ gefördert werden.
Dadurch, dass die Lerner jeden Schritt zum Aufbau der Firma selbst
planen und miterleben, werden Grundkenntnisse betriebswirtschaftlicher
Prozesse vermittelt. Die Methode Juniorfirma ist weiter
hervorragend dazu geeignet, eine Vielzahl von Themenbereichen selbständig
zu erschließen. Die selbstständige und kooperative Bearbeitung
komplexer Sachverhalte wird geschult. Teilweise sind die Lerner
durch die bisweilen ungewohnte Eigenverantwortung verunsichert,
doch meist legt sich dies mit der Routine des Teams und den ersten
Erfolgserlebnissen. Schwer ist zum Beispiel der erste Schritt, den
Telefonhörer in die Hand zu nehmen, und selber potenzielle
Kunden anzurufen und Vereinbarungen zu treffen. Doch wenn dies erst
einmal geschafft ist, sind die Bestätigung und der Mut, weiter
zu gehen, umso größer.
Die Firmenmitglieder informieren sich selbstständig bei Fachleuten,
treffen Entscheidungen, lösen Probleme und lernen somit voneinander,
da aufkommende Fragen in der Firma geklärt werden und nicht
mehr von Lehrern oder Ausbildern. So wird die Eigenständigkeit
unterstützt und die Lerner werden selbstsicherer und flexibler
in ihrem Aufgabenbereich. Nicht zu verachten ist das Maß an
Verantwortung, dass die Junioren in der Juniorfirma, im Gegensatz
zu ihrem normalen Ausbildungsplatz oder der Schule, übernehmen.
Dies gilt besonders für kleine Juniorfirmen. Mit der
selbstständigen Organisation von Prozessen werden Führungskompetenzen
sowie Präsentationstechniken eingeübt. Mit dem gemeinsamen
Aufbau der Juniorfirma können ebenfalls soziale und
personale Kompetenzen erweitert werden. Dadurch, dass alle Junioren
ein gemeinsames Ziel verfolgen, entwickelt sich - bestenfalls -
ein gemeinsamer Teamgeist mit kollegialem Verhalten, der auch unterschiedliche
Meinungen zulässt und zur Bewältigung von Konflikten beiträgt
(ebd., S.122). Die Kommunikationsfähigkeit kann gesteigert
werden, indem die Firmenmitglieder lernen, gezielte Fragen zu stellen,
Fachgespräche zu führen und überzeugend zu argumentieren.
Nicht zuletzt ist durch die Mitarbeit in der Juniorfirma,
durch eigenständiges verantwortungsvolles Handeln eine Stärkung
des Selbstvertrauens der einzelnen Lerner zu erwarten. Dieses verantwortungsvolle
Handeln, dessen Wirkungen direkt wahrzunehmen sind, steigert die
Lernmotivation der Junioren.
Doch diese Methode Juniorfirma ist nicht für alle
Auszubildenden und Schüler geeignet. Einige kommen mit dieser
Selbstständigkeit und Offenheit nicht zurecht, entwickeln bei
dieser Lernmethode keine Motivation. Abgesehen von den nicht vorhandenen
Richtlinien für die Lernenden, können auch gruppendynamische
Prozesse das Projekt zum Scheitern bringen, wenn sich zum Beispiel
konkurrierende Gruppen bilden, oder Wortführer die Meinungen
anderer übertönen. Auch wenn der/die LehrerIn oder AusbildungsleiterIn
kein „Mitarbeiter“ der Juniorfirma ist, sollte
immer deutlich sein, dass ein Ansprechpartner für Hilfestellungen
und Rat zur Seite steht.
Bei einer Fragebogenaktion unter Berufsschullehrern und -schülern
war die große Mehrheit für den Einsatz der Juniorfirmen
innerhalb der Ausbildung. Die Lehrer betonten, dass komplexe Vorgänge
aus dem Wirtschaftsleben auf diese Weise für den Auszubildenden
transparent werden und die Frage, „ob sie den Auszubildenden
zutrauen, solche Aufgaben zu erfüllen, wurde mit einem uneingeschränkten
„ja“ beantwortet“ (ebd., S. 115).
Unter den Schülern kannten 69% der Befragten die Methode, aber
in keinem einzigen Betrieb gab es eine Juniorfirma.
Zusammenfassend lässt sich die Frage „Was kann die Methode“
mit folgendem Zitat beantworten:
„Die Junioren sind die besten Werbeträger in Sachen Juniorfirma.
Denn es ist ohne weiteres einzusehen, dass junge Menschen, die eine
Produktpalette zusammenstellen, Werbemittel herstellen, Preise kalkulieren
und Artikel verkaufen können, für das Betriebsganze von
größerem Nutzen sind, als bloße Schreibtischkaufleute.
Aber auch die Fähigkeiten zur Selbstorganisation der Gruppen,
zur Zielfindung, zur Bewältigung von Problemen des Finanz-
und Rechnungswesens werden auf einer Präsentation sichtbar
und überzeugen.“ (Ebd., S. 122)
6.2 Methodenvielfalt
Wie
bereits dargestellt, kann die Methode der Juniorfirma in verschiedenen
Bereichen eingesetzt werden, so bietet nicht nur der betriebliche
Unterricht ein Anwendungsfeld, sondern ebenso der schulische. Die
Art der hergestellten Produkte oder Dienstleistungen und die Freiheit
ihrer Wahl variiert je nach Einsatzort, Interessen und strukturellen
Rahmenbedingungen. Neben diesen vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten
weist die Methode eine hohe Komplexität auf, verschiedene Lernbereiche
werden auf unterschiedlichen Lernwegen kennen gelernt. Da die Juniorfirma
eine sehr umfangreiche Methode darstellt, werden in der Umsetzung
viele weitere Methoden eingesetzt.
6.3 Methodeninterdependenz
Die
Juniorfirma lässt sich besonders gut mit folgenden
Methoden kombinieren:
Gruppenarbeit:
Aus einer Gruppenarbeit kann eine Juniorfirma entstehen,
oder sie fungiert als ein methodischer Bestandteil der Juniorfirma.
Projektarbeit:
Ähnlich wie die Gruppenarbeit kann die Projektarbeit die Basis
für die Firmengründung sein. Zum Beispiel können
in einer Projektarbeit die thematischen Inhalte, die Produkte und
die Ziele der Firma erarbeitet werden, bevor es zur Gründung
kommt.
Planspiel:
Auch das Planspiel kann als Vorstufe zur Juniorfirma eingesetzt
werden, der Hauptunterschied zwischen den beiden Methoden besteht
darin, dass es sich im Planspiel um fiktive Prozesse handelt.
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