Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

>> a) Daimler Chrysler AG, Werk Gaggenau
>> b) Carl Zeiss Oberkochen
>> c) Lerninsel auf Zeit

Die Lerninsel wird als Methode zur Aus- und Weiterbildung verwendet, wo sie dank ihrer Flexibilität in der Anwendung innerhalb der verschiedensten Bereiche einsetzbar ist. Allerdings sind Lerninseln bisher vorrangig in handwerklich-mechanischen Produktionsbetrieben zu finden.
Dehnbostel und andere geben in ihrem Buch „Mitten im Arbeitsprozess: Lerninseln“ vielfältige Beispiele von großen Firmen, die Lerninseln passend zu ihrem Profil umgesetzt haben. Hier sollen einige davon aufgegriffen werden:

a) Daimler Chrysler AG, Werk Gaggenau

Firmenstruktur
Der Standort Gaggenau und das angegliederte Getriebewerk Rastatt der Daimler Chrysler AG beschäftigen ca. 7000 Mitarbeiter, wovon 500 Auszubildende sind.
Hier werden hauptsächlich Getriebe, Außenplanetenachsen und der Unimog, ein Allzweckfahrzeug, hergestellt.

Lerninsel „Instandhaltung“
In diesem Aufgabenbereich des Werkes geht es darum, Reparaturen an den Betriebsmaschinen durchzuführen. Auszubildende im dritten und vierten Lehrjahr kommen für ein bis drei Monate in die Lerninsel. Als Lernende sind sie zu viert und werden von einem Lerninselfachausbilder betreut.
Die Aufgaben der Auszubildenden bestehen darin, in eigener Verantwortung die Störfälle einzuordnen und nach Dringlichkeit zu sortieren. Außerdem müssen sie dafür Sorge tragen, dass die Ausfallzeiten der einzelnen Geräte so gering wie möglich gehalten werden.
Um dies bewältigen zu können, gibt es eine Art Verlaufsplan, der den Lernenden verschiedene einzuhaltende Arbeitsschritte vorgibt. Die drei Hauptpunkte dieses Leitfadens sind: Planung der Instandhaltung -> Vorbereitung der Instandhaltung -> Durchführung der Instandhaltung.
Der Lerninselfachausbilder interveniert lediglich bei drohenden oder geschehenen massiven Fehlern.
Die Arbeit in dieser Lerninsel soll Kompetenzen wie Entscheidungsfähigkeit, Selbststeuerung und Organisation, sowie Übernahme von Verantwortung usw. fördern.
Da hier eine hohe Sachkompetenz gefordert ist, sind, wie bereits erwähnt, nur fortgeschrittenere Ausbildungsjahrgänge vorzufinden.

b) Carl Zeiss Oberkochen

Firmenstruktur
Was 1846 in Jena als Werkstatt für Feinmechanik und Optik begann, ist heute ein internationales Unternehmen mit sechs großen Unternehmensbereichen: Markenoptik, Medizintechnik, Mikroskopie, Halbleitertechnik, Industrieller Messtechnik und Optisch- Elektronischen Systemen.
Der Hauptsitz des weltweiten Unternehmens ist in Oberkochen angesiedelt, allerdings werden 70% des Umsatzes auf dem ausländischen Markt erzielt.
In Ostwürttemberg arbeiten insgesamt ca. 5000 Mitarbeiter von Zeiss, davon 240 Auszubildende und 150 Praktikanten.

Die Lerninsel „Prototypen und Serienbegleitung“
In dieser Lerninsel arbeiten Auszubildende des zweiten und dritten Ausbildungsjahres in den Berufen „Industriemechaniker / FR Geräte und Feinwerktechnik“ und „Zerspanungsmechaniker / Dreh- und Frästechnik“. Sie kommen für ein bis drei Monate in die Insel, maximal zu fünft, und werden von Facharbeitern, Meistern der Abteilungen und teilweise auch von Ausbildungsmeistern betreut.
Einzelteile für den Prototypenbau herzustellen und dafür Skizzen und Zeichnungen mitzuliefern, ist die Hauptaufgabe der Lerninsel. Sie fungiert also als ein bereichsübergreifender Dienstleister, der kundenspezifische Aufträge ausführt, die auch direkt mit der Lerninsel abgerechnet werden. Der Gewinn wird zwischen Fachbereich und Ausbildungsabteilung aufgeteilt.
In der Lerninsel sind nicht nur die handwerklichen Aufträge auszuführen, sondern auch administrative und qualitätsüberprüfende Arbeiten zu bewältigen.
Die betreuenden Experten werden nur um Rat gefragt, wenn der einzelne Auszubildende das Gefühl hat, an seine Grenzen zu stoßen.
Außer der maschinellen Ausstattung der Lerninsel, die sich regelmäßig verändert und gegebenenfalls auch durch die umliegenden Fachbereiche ergänzt werden kann, existiert in der unmittelbaren Nähe ein Pausenraum, der mit Lerninfrastruktur und Visualisierungsmedien ausgestattet ist. Hier finden regelmäßig Gruppengespräche statt, die allerdings auch außerplanmäßig bei Bedarf einberufen werden können.

c) Lerninsel auf Zeit

Das dritte Beispiel ist aus dem Buch „Die Lerninsel auf Zeit“ von Herz und Herzer entnommen. Sie haben das Konzept der Lerninsel bearbeitet und auch für mittelständische Unternehmen zugänglich gemacht.
Hier werden in vier Betrieben unterschiedlicher Größe, die nicht alle mit Namen genannt sind, so genannte „Lerninseln auf Zeit“ eingerichtet.
Die Auszubildenden verschiedener Berufe tauschen quasi für wenige Wochen die Aufgaben, um einen intensiven Einblick in eine Berufssparte zu erhalten, mit der sie im eigenen Berufsleben kooperieren müssen.
So wurden zum Beispiel Auszubildende im Bürokauffach in gewerblich-technischen Dingen unterwiesen und mussten einen Schraubstock herstellen. Im Gegenzug dazu verbrachten die gewerblich-technischen Auszubildenden einige Zeit in kaufmännischen Fachabteilungen.

d) Leko Wuppertal www.leko-wuppertal.de/

Leko entwickelt neue Berufsausbildungsstrategien für metalltechnische Berufe. Es werden vier bis fünf Auszubildende für jeweils eine Woche an eine Fachschule für Technik entsandt, um dort Planungsarbeit durchzuführen. Das Ergebnis wird an einem weiteren Tag präsentiert. Die Realisierung findet dann in einem fremden Betrieb statt (Beispiele: Johnson & Johnson; AWO; DB; Bosch; Dupont; Vorwerk usw.). Auf der Homepage befinden sich genaue Verlaufspläne und auch Bilder der Lerninseln der vergangenen Jahre.