Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

 

4.1. Memory-Spiel

Das klassische Memory z.B. Memory von Ravensburger mit fertig bedruckten Karten Memory-Spiele lassen sich leicht selber herstellen und stellen somit eine kostengünstige Alternative dar. Hierbei können schon vor dem Spiel Kreativität und soziale Komponenten (gemütliches Beisammensein, Austausch, Spaß…) gefördert werden. Für das klassische Memory benötigt man zwei gleiche Bilder (Postkarten, Aufkleber, Fotos,…), die auf gleichgroße Pappen geklebt werden. Nach dem Memory-Prinzip wird eine Karte aufgedeckt und danach eine zweite Karte. Bei Übereinstimmung darf sich der Spieler die Karten nehmen und kann solange fortfahren, bis er keine Pärchen mehr aufdeckt. Werden von einem Spieler zwei verschiedene Karten aufgedeckt, so ist der Mitspieler an der Reihe, zwei neue Karten aufzudecken. Diese Art von Memory kann als Wettkampfspiel eingesetzt werden. Der, der den größeren Stapel an Karten am Schluss besitzt, hat gewonnen. Nebenbei schult das Memory-Spiel hervorragend das Gedächtnis. Zu Variationen des klassischen Memory vergleiche Punkt 5: Memory und Sinneswahrnehmungen, zum Beispiel Obst- und Gemüsememory.  

 

4.2. Mega Memory

(1) Einführung

Mega Memory ist eine Methode, bei der Fantasie und individuelle Verknüpfungen von Kreativität und Logik eine große Rolle spielen. Das zu Grunde liegende System kann individuell ausgestaltet werden und ermöglicht Variationen. Dadurch entsteht Spielraum und Offenheit für die einzelnen Lernenden. Die Methode kann grundsätzlich von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis ins Seniorenalter hinein erlernt und angewandt werden, von Einzelnen oder in Gruppen, innerhalb aller denkbaren Institutionen und Settings, zur Aneignung verschiedenster Lerninhalte, zum Unterrichtseinsatz und zu allgemeiner Verwendung.

(2) Grundlagen der Methode

Für das Erlernen und Anwenden vonMega Memory als optimalem Gedächtnistraining in Privatleben, Schule und Beruf gilt die Klärung und Beschreibung der persönlichen Zielsetzung als wesentliche Voraussetzung. Mögliche Zielsetzungen, die sich mit Mega Memory realisieren lassen, sind das Merken von Namen, von Zahlen und Daten, von Argumenten, „To-Do“-Listen, Vokabeln, abstrakten Begriffen, Witzen usw. Als Anwendungsbeispiele können das Lernen und Merken von Fremdwörtern genannt werden, die Aufzählung der Staaten Afrikas, das Lernen schwer zu merkender Vokabeln, die Wiedergabe der Quintessenz einer interessanten Lektüre durch die Erstellung einer Liste von etwa 50 bis 100 Stichwörtern, die das Gelesene wiedergibt usw. (vgl. Staub 2001, 23-31). Die Basis für das Erlernen der Mega Memory-Methode, mit der letztlich bis zu 100 Begriffe memoriert werden können, stellt die Erarbeitung der sogenannten Baumliste dar, mit der sich bis zu 20 Punkte merken lassen. Zusammen mit der sogenannten Wohnungsliste, die für die Zahlen 21 bis 90 steht, und der sogenannten Körperliste für die Zahlen 91 bis 100, entsteht nach und nach die sogenannte 100er-Liste. Die Baumliste oder das Merken von bis zu 20 Punkten

Bei der Baumliste ist jeder Zahl von 1-20 ein Symbol zugeordnet. Im Folgenden die von Staub beschriebene Zuordnung von Symbolen für die Baumliste (vgl. ebd., 194):

Baumliste

  • 1 Baum --> der Stamm gleicht einer Eins
  • 2 Lichtschalter --> zwei Wörter, ein/aus, hell/dunkel, zwei Schrauben
  • 3 Hocker --> drei Beine
  • 4 Auto --> vier Räder, vier Türen, Vierradantrieb
  • 5 Hand --> fünf Finger
  • 6 Würfel --> sechs Seiten, eine Sechs würfeln
  • 7 Zwerg --> sieben Zwerge hinter den sieben Bergen
  • 8 Achterbahn --> geformt wie eine Acht
  • 9 Katze --> neun Leben hat eine Katze
  • 10 Bibel --> die Zehn Gebote
  • 11 Fußball --> elf Spieler, Elfmeter
  • 12 Geist --> Mitternacht = Geisterstunde
  • 13 Lift --> ohne dreizehntes Stockwerk
  • 14 Herz --> 14. Februar = Valentinstag, Tag der Liebe
  • 15 Ritter --> 15. Jahrhundert: Ende des Mittelalters
  • 16 Teenager --> Jugend, Romantik
  • 17 Kartenspiel --> „Siebzehn und vier“
  • 18 Feierabendverkehr --> findet etwa um 18 Uhr statt
  • 19 Abendessen --> findet oft um 19 Uhr statt
  • 20 Tagesschau --> Hauptausgabe um 20 Uhr

Das Erlernen der Baumliste dient dazu, ohne längere Überlegung eine bestimmte Zahl zwischen 1 und 20 sofort einem bestimmten inneren Bild zuzuordnen. Die Bilder können individuell verändert werden, wenn andere Assoziationen individuell-persönlich oder situativ besser passen. Wichtig ist die eindeutige Verbindung eines Symbols mit einer bestimmten Zahl. Erst nach dem Einprägen und sicheren Wiedergeben dieser Liste wird das Lernen und Anwenden der Mega Memory-Methode fortgesetzt. Das Einprägen kann auf die oben beschriebene Art zum Transfer in das Kurz- und Langzeitgedächtnis erfolgen.

Anwendungsbeispiel

Als Anwendungsbeispiel für die Baumliste kann das Einprägen einer Einkaufsliste mit 20 Punkten dienen (vgl. ebd., 40 ff.):

Einkaufsliste  

  • Eier
  • 1 Dose braune Schuhcreme
  • Spaghetti
  • Rosenkohl
  • Zum Optiker gehen
  • Zahnseide
  • Schwarzer Pfeffer
  • Schreibpapier
  • 1 frische Ananas
  • Nähseide
  • Prospekt aus dem Reisebüro holen
  • Seife
  • Nagellack
  • Batterien
  • Briefmarken
  • Briefumschläge
  • Rinderfilet
  • Ketchup
  • Honig
  • Toilettenpapier

Die Begriffe der Einkaufsliste werden nun an den Begriffen der Baumliste „aufgehängt“ und verknüpft. So kann z.B. ein Baum vorgestellt werden, an dem Eier wachsen. Es ist möglich zu experimentieren, mit welcher Vorstellung persönlich am besten gearbeitet werden kann. Hier bietet es sich an, optische Bilder einzusetzen, Gefühle, Geräusche oder Gerüche. Je außergewöhnlicher und übertriebener die Vorstellungen sind, desto günstiger sind sie oft. Der erste Punkt des Einkaufszettels könnte auch ein Marzipanei sein, verknüpft mit der Vorstellung des Geschmacks davon und dem Bild eines Baumes, auf dem Marzipaneier wachsen. Zum zweiten Punkt der Einkaufsliste, der braunen Schuhcreme, könnte vorgestellt werden, einen Lichtschalter quasi als Streich mit Schuhcreme einzuschmieren. Die nächste Person, die diesen berührt, wird zurückzucken und ein schmieriges Gefühl an den Fingern haben, den Geruch der Creme in der Nase und auf die braune Farbe starren. Für den dritten Posten der Einkaufsliste wäre ein Hocker denkbar, auf dem eine Schüssel mit Spaghetti steht. Vielleicht dampfen diese noch. Dann kommt jemand und setzt sich auf den Hocker, so dass die Nudeln quasi am Gesäß kleben. Wie wird sich das wohl anfühlen? Entsprechend klar sind die Verknüpfungen: Baum und Eier; Lichtschalter und Schuhcreme; Hocker und Spaghetti. Sind die ersten fünf Begriffe der Baumliste entsprechend verknüpft, wiederholt und überprüft man innerlich, ob sich die ersten fünf Punkte der Einkaufsliste vor dem geistigen Auge vollziehen lassen. Dann kann das Entwickeln und Einprägen der restlichen Posten fortgesetzt werden.Im Anschluss werden auf einem Blatt Papier die Zahlen 1 bis 20 notiert und dann wird mit Hilfe der Baumliste die Einkaufsliste aufgeschrieben. Bei 1 wird an den Baum gedacht, und was auch immer an dem Baum hängt, aufgeschrieben usw. Können beim ersten Versuch noch nicht alle Posten derart zugeordnet werden, werden die entsprechenden Verknüpfungen erneut betrachtet und wiederholt, bis kein Fehler mehr unterläuft. Die Assoziationen mit der Baumliste lassen sich beliebig oft anwenden. Die Liste kann jederzeit und ohne größeren Aufwand neu belegt werden. Auch unterschiedliche Listen können auseinandergehalten werden, wenn der neue Lernstoff logisch gut vom alten Lernstoff getrennt ist oder eine Zeitspanne von etwa einem Tag nach Belegung der vorherigen Liste vergangen ist.

 

Die Körperliste oder das Merken der Zahlen von 91 bis 100

Um sich mehr als 20 Begriffe oder Zahlen einzuprägen und zudem Abwechslung zum Lernsystem der Baumliste zu haben, erfolgt nun die Darstellung der Entwicklung der sogenannten Körperliste, die für den Zahlenraum 91 bis 100 relevant sein könnte(vgl. ebd., 53 ff). Der Bereich 21 bis 90 wird anschließend beschrieben.

Für den Zahlenbereich 91 bis 100 wird Schritt für Schritt ein größeres System aufgebaut. Zum Erlernen der Körperliste werden die im Folgenden genannten Körperteile im Stehen mit einer Hand berührt. Die Bezeichnungen können zudem laut ausgesprochen werden, so dass neben einem optischen und taktilen, auch ein akustischer Reiz zum Einprägen genutzt wird:

Körperliste

  • Zehen oder Schuhe (je nachdem, was gerade an den Füßen getragen wird)
  • Knie
  • Oberschenkel
  • Gesäß
  • Taille
  • Brustbereich
  • Schulter
  • Hals
  • Gesicht
  • Haare oder Scheitel

Im Anschluss wird das Ganze rückwärts wiederholt. Unterstützt durch eine Abbildung zur Körperliste wird die Liste erneut durchgelesen. Daraufhin folgt ein Durchgehen der Liste mit geschlossenen Augen, während die jeweiligen Körperteile berührt werden. Die Liste wird so lang von oben bis unten und wieder zurück wiederholt, bis sie fehlerfrei auswendig beherrscht wird. Können die 10 Begriffe in der richtigen Reihenfolge aufgezählt werden, werden sie den Zahlen 91 bis 100 so zugeordnet, dass schnell darauf zugegriffen werden kann. Die Zuordnung erfolgt wiederum über die Baumliste, z.B. wird die Hand an die Taille gelegt. Die Hand hat fünf Finger und ist sozusagen der fünfte Briefkasten, in den wir eine Assoziation ablegen. Die Verknüpfung lautet dementsprechend: Die Taille ist die Nummer 5 (= 95) der Körperliste. Statt abzuzählen (Zehen 1, Knie 2, Oberschenkel 3), taucht auf diese Weise sofort eine Assoziation auf. Als anderes Beispiel könnte das sogenannte Sitzen auf den vier Buchstaben dienen, wie etwa im Auto, was das Gesäß mit der Nummer 4 (= 94) verbindet. In dieser Weise wird fortgefahren, bis alle Teile der Körperliste mit den Zahlen assoziativ verknüpft sind. Eine weitere Vorstellung wäre beispielsweise, dass einem die 7 Zwerge und Schneewittchen auf der Schulter herumturnen, was die 7 mit der Schulter verknüpft (= 97). Die genaue Bezeichnung der jeweiligen Körperteile spielt für den Erfolg der Methode weniger eine Rolle, als das Denken an den jeweiligen Körperteil bzw. ein Vorstellen, das sich assoziativ mit der Zahl und dem zu merkenden Begriff verbindet. So könnte z.B. für die 3 anstatt des Begriffes „Oberschenkel“ auch „Muskel“ oder „Hosentasche“ eingesetzt werden. Das Gehirn merkt sich die Begriffe nicht als Buchstaben, sondern als Teil des eigenen Körpers. Bei der Anwendung der Liste hat die beschriebene Freiheit einen großen Vorteil, denn auf diese Weise lassen sich ggf. besser passende Verknüpfungen für eine Geschichte entwickeln. Die Festlegung einer Reihenfolge der vorstellbaren Dinge auf der Körperliste bleibt dabei von entscheidender Bedeutung.

 

Die Wohnungsliste für die Zahlen 21 bis 90 oder das Vervollständigen der 100er-Liste

Die Wohnungsliste, die sich auf die Zahlen 21-90 bezieht, geht laut Staub auf die alten Römer zurück. Sie stellten sich z.B. in einen Tempel (weshalb es lange Zeit die Bezeichnung „Tempeltechnik“ gab) oder in eine Kirche und prägten sich die Reihenfolge der dort stehenden Dinge ein. So wird auch bei der Wohnungsliste vorgegangen. Es geht darum, vertraute Räume und deren Inhalt in einer bestimmten Reihenfolge mit Zahlen zu versehen und dem Prinzip der Baum- und der Körperliste entsprechend, in der eigenen Wohnung oder bekannten Räumen sozusagen Informationen abzulegen, die dann bewusst abgerufen werden können.

Zuerst werden die sieben Zehnergruppen von 20 bis 90 sieben Zimmern zugeordnet, die häufig besucht werden und entsprechend vertraut sind. Falls eine ausreichende Menge von Räumen zu Hause vorhanden ist, könnten dies sein: Wohnzimmer, Eßzimmer, Schlafzimmer, Kinderzimmer, Badezimmer, Küche, Flur. Ansonsten könnten Räume, in denen regelmäßig gearbeitet wird z.B. dazu genommen werden, wie Klassenzimmer, Sporthalle, Büro, Bibliothek usw.

Die Reihenfolge der Zuordnung sollte individuell möglichst Sinn ergeben, was bedeuten kann, nicht als erstes den Keller und im Anschluss direkt den Dachboden zu wählen, sondern z.B. in einem Spaziergang durch die eigene Wohnung die Räume in der Reihenfolge des Besuchs den Zahlengruppen 21-30, dann 31-40 usw. zuzuordnen.

Diese Zuordnungen werden auf einem Blatt Papier festgehalten und daran wird überprüft, ob die Reihenfolge in der Vorstellung stimmig erscheint (vgl. ebd., 118 ff). Anschließend wird das erste Zimmer, also die Zahlen 21-30, mit zehn Fixpunkten versehen. Vor dem geistigen Auge, oder besser direkt vor Ort, werden aus diesem Zimmer zehn Gegenstände ausgewählt, die unverwechselbar sind. „Tür“ und „Fenster“ kommen beispielsweise in vielen Zimmern vor und sollten wenn dann in Variationen wie „Türklinke“, „Schlüsselloch“ oder „Glas“ verwandt werden (vgl. ebd., 120). Bei der Auswahl der Gegenstände ist es wichtig, dass der Blick von der Tür aus im Uhrzeigersinn (oder einer anderen persönlich sinnvoll erscheinenden Reihenfolge, die so dann beibehalten wird) im Zimmer umhergeht und die Gegenstände in der Reihenfolge, in der sie zu sehen sind, nummeriert werden. Befindet sich z.B. rechts von der Tür ein Waschbecken, wird dies der erste Punkt und steht für die 21. Das Handtuch rechts daneben ist Punkt zwei, also 22. Daneben steht die Badewanne, die Punkt drei bzw. 23 darstellt. Der Duschvorhang wird Punkt vier/24, die Kommode Punkt fünf/25 usw.

Die gefundenen Fixpunkte werden notiert. Anschließend erfolgt eine Überprüfung, ob das Zimmer mit allen Fixpunkten in der richtigen Reihenfolge vor dem geistigen Auge vorgestellt werden kann. Der Vorgang wird solange wiederholt, bis die korrekte Reihenfolge wiedergegeben werden kann.

Zusätzlich ist folgende Hilfestellung möglich: Der fünfte Punkt wird gedanklich mit den Händen berührt, was im Gedächtnis verankert, dass dies der fünfte Punkt im Raum ist (Hand = 5, Baumliste). In Verbindung mit dem siebten Fixpunkt können die siebenZwerge oder Schneewittchen vorgestellt werden usw. Durch die deutliche Verknüpfung mit 5 und 7 sind Orientierungshilfen gegeben, so dass beispielsweise bei Nennung der Zahl 28 mit großer Wahrscheinlichkeit sehr schnell der Gegenstand benannt werden kann, der „nach den sieben Zwergen oder Schneewittchen kommt“. Nun werden die zehn Fixpunkte in Form einer Zeichnung oder schriftlich in ein Kästchen eingetragen, um deren Reihenfolge zu visualisieren. Genauso wird mit dem zweiten und daraufhin den anderen Räumen verfahren: Hineingehen, den Blick wandern lassen, zehn charakteristische Gegenstände bestimmen und auf ein Blatt Papier schreiben, die Augen schließen und die Fixpunkte wiederholen, wenn es erfolgreich war, die Punkte fünf (mit der Hand berühren) und sieben (sieben Zwerge) kennzeichnen und schließlich die Gegenstände in die zugehörige Raumliste eintragen oder einzeichnen.

Um sich gut merken zu können, welche Zahlen zu welchem Zimmer gehören, kann wieder die Baumliste verwendet werden. Im dritten Zimmer fangen beispielsweise neun der zehn Zahlen mit einer Vier an: 41, 42, 43,...49, 50. Die Vier ist dann sozusagen der Schlüssel. Handelt es sich hierbei z.B. um das Wohnzimmer, könnte die Verknüpfung lauten: Ich habe in meinem Wohnzimmer eine Sammlung von Spielzeugautos. Da das Auto in der Baumliste für die Vier steht, gehört die Vier und somit die 40er-Zahlen zum Wohnzimmer. Das sechste Zimmer könnte zum „Würfelzimmer“ werden (Baumliste 6 = Würfel), indem der entsprechende Raum mit der Vorstellung verknüpft wird, dort einen Tisch stehen zu haben, auf dem gewürfelt werden kann. Die sieben Gartenzwerge wiederum könnten in das Zimmer gestellt werden, das der Zahl Sieben zugeordnet ist usw.

 

Die 100er-Liste

Die 100er-Liste, also Baumliste, Körperliste und Wohnungsliste, sollte am besten sieben oder acht Tage lang täglich ein bis zweimal wiederholt werden, danach ca. fünf Minuten lang am Tag. Laut Gregor Staub sollte sie auf diese Weise nach maximal drei Wochen „in Fleisch und Blut“ übergegangen sein (vgl. ebd., 125).

Es wird empfohlen, in diese Lernphase konkrete Übungen einzubauen, indem z.B. ab und zu eine 10-stellige Zahl auswendig gelernt wird. Die 100-er Liste stellt 100 „Haken“ zur Verfügung, an denen Informationen jeglicher Art „aufgehängt“ werden können.

 

Die Technik des Geschichtenerzählens

Die Technik des Geschichtenerzählens kann dann besonders wirkungsvoll eingesetzt werden, wenn es um das Wiedergeben relativ bekannter Informationen in einer bestimmten Reihen­folge geht, wie z.B. die Nennung von berühmten Opernkomponisten. Dabei werden die Namen in leicht abgewandelter Form als Geschichte verknüpft. Diese soll zweimal durchgelesen werden und anschließend sollten möglichst viele Stichpunkte auswendig wiederholt werden (vgl. ebd., 91 ff):

„Die Geschichte vom Wagen Stellen Sie sich einen Heuwagen vor, auf dem steht ein Ross. Auf dem Ross sitzt Mozart. Mozart trägt einen grünen Pullover, dieser Pullover ist gewebt. In der rechten Hand hält Mozart einen Blumenstrauß, in der linken einen bayerischen Bierhumpen. In dem Humpen befindet sich kein Bier, sondern Rumpunsch. Weil Mozart diesen Humpen so lange schleppen muss, bekommt er einen riesigen Bizeps und wird deshalb zu einem englischen Lord geschlagen – und zwar mit einem Zinnbecherchen. Nachdem er Lord geworden ist, geht er in den Hof hinaus und betet.“ (Ebd., 91 f)

Danach wird folgende gekürzte Version der Geschichte zweimal durchgelesen und an­schließend auswendig schriftlich wiedergegeben:  

„Die Geschichte vom Wagen – zweite Version Sie sehen einen Wagen mit einem Ross, da sitzt Mozart, trägt einen grünen Pullover, ist gewebt, rechte Hand Blumenstrauß, linke Hand Humpen mit Punsch, wird wegen Bizeps zum Lord geschlagen mit Zinnbecher, geht in den Hof beten.“ (Ebd., 92)

Den meisten Menschen soll es nach dieser einfachen Methode gelingen, die Geschichte in der richtigen Reihenfolge wiederzugeben.

Die Ableitung der Komponistennamen von den Stichwörtern ist folgendermaßen möglich (vgl. ebd., 93):

  • Wagen: Wagner Ross: Rossini
  • Grün: Verdi (von „grün“ im Italienischen = „verde“)
  • Gewebt: Weber
  • Blumenstrauß: Richard Strauß (Blumen sind ein Reichtum der Natur; reich – englisch: „rich“ – Richard)
  • Humpen: Humperdinck
  • Punsch: Puccini
  • Bizeps: Bizet
  • Lord/Zinn: Lortzing
  • Hof beten: Beethoven

Auf ähnliche Weise können z.B. mathematische Formeln mit einer Geschichte verbunden werden oder die Namen und Geburtstage in der Familie (vgl. ebd., 94 ff).

 

(3) Erweiterung der Methode

Die ABC-Liste

Eine Ergänzung bietet die sogenannte ABC-Liste (vgl. ebd., 65 ff) für das Merken abstrakter Begriffe sowie eine Liste für das Merken abstrakter Informationen (vgl. ebd., 82 ff). Auch hier geht es darum, im Kopf Bilder zu entwerfen und zu speichern, wobei die jeweiligen Informationen nicht sichtbar oder greifbar sind. Dies könnten z.B. eine Formel, ein Wort aus dem Lateinischen oder Russischen, geographische Begriffe oder Namen sein, wie Machowonzky-Spiegelbert.

Das Grundprinzip dieser kreativen Methode besteht in der Verwandlung von Buchstaben und Buchstabengruppen (Silben) in Bilder. So kann beispielsweise anstelle des Buchstaben B ein Besen, ein Baum oder eine Blume vor dem geistigen Auge auftauchen. Die Silbe na könnte mit dem Bild einer Nachtigall assoziiert werden, ni mit Nilpferd. Auch für die Endung eines Wortes kann diese Technik eine große Hilfe darstellen. Stellt sich beispielsweise jemand mit dem Namen Böckler vor, und im Nachhinein besteht Irritation darüber, ob der Name Böckler, Böckner oder Böckle war, könnte zunächst ein Bock als lebendiges Tier vorgestellt werden. Für den Namen Böckler sehen wir im Geist eine Lerche auf dem Bock sitzen und hören sie singen; war es Böckner, könnte an einen Bock gedacht werden, der sich mit einem Nerzfell verkleidet hat; im Falle Böckle ist der Bock doch kein lebendiger, sondern besteht aus Lego. Dies lässt sich auch mit längeren, abstrakten Begriffen bewältigen (vgl. ebd., 69 ff).