Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

5. Beispiele

Beispiele zur Verwendung der Metaplan-Methode finden sich sowohl im Internet als auch in verschiedenen Büchern, wobei die Darstellung der Verwendung in der Arbeit mit Erwachsenen dominiert. Dabei kann es sich auch um die Anwendung einzelner Elemente der Metaplan-Methode handeln.

5.1 Schule
5.2 Schulentwicklung partizipativ

5.3 Hochschule


5.1 Schule

15 verschiedene Fallbeispiele finden sich in:
Peter Nissen, Uwe Iden, KursKorrektur Schule, 1994, S. 94 ff.
Diese werden folgendermaßen gegliedert:
Kollegiums- und Leitungsebene: Dienstbesprechung, Durchführen einer Gesamtkonferenz, Einrichten eines Initiativkreises, Pädagogische Jahreskonferenz, Arbeitssitzung der Schulleitung.
Zusammenarbeit mit Eltern: Der erste Elternabend, ein thematischer Elternabend, eine Sitzung des Schulelternrates
Die individuelle Ebene: Schüler-Lehrer-Arbeitskreis, Einstiegs- und Auswertungsphase, Einstieg in eine Textanalyse, Visuelle Texterschließung, Wissensvermittlung, Kennenlernen und Formulieren von Erwartungen, Planen einer Klassenreise.

Ein Beispiel für die Planung einer Studienfahrt im Leistungskurs des 13. Schuljahres findet sich unter:
http://www.fachdidaktik-einecke.de/7_unterrichtsmethoden/moderation_metaplan_neu.htm
(5/2003) S. 1 f.

Zum Thema Schulentwicklung findet sich ein Beispiel aus dem Kollegium des Kaufmännischen Berufsbildungszentrums Würzburg unter:
http://www.vlb-bayern.de/akzente/ak990805.html (5/2003), Einstieg in die Schulentwicklung mittels „Metaplan“


5.2 Schulentwicklung partizipativ
(Auszug aus Kersten Reich: Unterrichtsmethoden. In: system schule 1/1998)

Wenn sich eine Schule reformieren will und dabei auf die eigenen Kräfte an der Schule setzt, dann ist die Moderations-/Metaplan-Methode ein geeignetes Instrument. Methodisch gibt es immer wieder ein Einstiegs-Problem, wenn wir Inhalte und/oder Beziehungen neu einführen oder verändern wollen. Sofort haben wir es mit einem Machtproblem zu tun: Wer bestimmt die Inhalte, wer legt die Regeln fest, wer hat schon Lösungen im Kopf, für wen springen die größten Vorteile heraus? usw. Wenn wir konstruktiv mit dem Machtproblem umgehen wollen, dann eignet sich die Stellwandtechnik auf allen Schul- und Lernstufen besonders. Stellwände sind nicht nur ein technisches Hilfsmittel wie Tafeln oder Overhead-Projektoren, sondern für sie ist eine Prozedur entwickelt worden, die wir als schriftliches Diskutieren (Metaplantechnik) bezeichnen. Ich nenne ein Beispiel, das vereinfachend die Möglichkeiten dieser Methode illustriert:
In einer Schule diskutiert das Kollegium, was man im neuen Schuljahr verbessern könnte. Hierbei sollen die Schüler einbezogen werden. Wie situiert sich eine Metaplan-Analyse zu herkömmlichen Verfahren? (siehe Abbildung):
Im Sinne einer institutionellen Analyse wird oft an eine Fragebogenaktion gedacht. Aber diese trägt den Nachteil, dass die Konstruktionen nicht gleichzeitig mit ihrer Erstellung diskutiert werden. Zudem kommen die Experten öfter (aus vermeintlichen Objektivitätsgründen) von außen und sind teuer. Aber es wird auch an individuelle Lösungen gedacht. Jede Lehrerin soll z.B. mit ihren Klassen eine Lösung nach eigenem Gutdünken und Beraten gestalten. Sehr oft wird aber auch argumentiert, dass ohnehin individuelle Schwächen erst einmal ausgeglichen werden sollten (z.B. schwierige Schüler therapiert werden müssten), bevor nach größeren Lösungen gesucht wird.
Die Metaplantechnik vermeidet die Nachteile der stärker institutionellen oder individuellen Lösungen, weil sie eine Problemsuche (Ziele und Inhalte) direkt mit einer gemeinsamen Lösungssuche (Wege und Ressourcen) verbinden will. Sie erklärt die am Lösungsprozess beteiligten Konstrukteure alle für kompetent, für ihre Probleme auch geeignete Lösungen als ihr Konstrukt von Wirklichkeit zu finden. Und hier stehen Inhalte und Beziehungen immer zugleich im Brennpunkt der Beobachtungen.


Aufgabe oder Problem, für die Lösungen gesucht werden

Institutionelle Analyse:
Metaplan- Analyse:
Individuelle und
Gruppenanalyse

z.B. als
Strukturanalyse,
Systemtheorie
Organisationsentwicklung,
Handlungsforschung

durch interne und/oder
Externe Berater

Alle Beteiligten und Betroffenen finden gemeinsam eine Lösung, indem sie Vorschläge schriftlich erheben und direkt diskutieren

die Diskussion wird von kleineren Gruppen mit größeren vernetzt

z.B. als
individuelle Beratung,
Coaching,
Therapie,
Kommunikationstraining

durch interne und/oder
Externe Berater

Expertenwissen
Gutachten
Gemeinsames Wissen
Problemlandkarten
Lösungsvorschläge
Aufgabenkataloge
Beratung
Gruppentraining
Supervision

Ich will nur kurz einzelne Phasen eines solchen Prozesses exemplarisch beschreiben:

1. Phase: Problemerhebung

Eine Problemerhebung setzt eine möglichst offene Problemfrage voraus. Hier z.B.: „Was sollten wir im nächsten Schuljahr unbedingt in unserer Schule verändern?“ In jeder Klasse werden durch Moderatoren (Lehrer oder Schüler) Problemabfragen auf Karten (jeder Schüler schreibt z.B. mindestens drei Probleme auf je eine Karte) durchgeführt.

Grundsätze: Alle werden beteiligt. Jeder schreibt Karten (mit Begrenzung nach oben oder unten). Alle Karten werden ausgewertet, indem sie der Moderator der Gruppe zeigt und von dieser zu Problemwolken zusammenfassen lässt. Wichtig ist - auch bei Häufungen -, dass alle Karten tatsächlich an der Wand erscheinen, um niemanden auszuschließen. Am Ende der Problemerhebung sieht die Klasse, welche Probleme aus ihrer Sicht existieren.

Mögliche Fehler: Oft lenken Moderatoren (insbesondere Lehrer) durch Zwischenbemerkungen zu sehr den Prozess. In dieser Phase geht es aber um die Konstruktion von Problemen und noch nicht um ihre Bewertung. Eine Erhebungsphase ist eine Phase der Imaginationen und Visionen und sollte dies auch unbedingt sein. Zudem neigen Moderatoren dazu, die Zusammenfassung zu Problemwolken zu sehr in die eigene Hand zu nehmen. Gerade hier aber ist es wichtig, die Gruppe entscheiden zu lassen und jede Minderheitenmeinung auch zu respektieren.

2. Phase: Markierung der relevantesten Probleme

In einer Gruppendiskussion werden nun die Problemwolken diskutiert. Weitere Probleme können ergänzt werden (zur Dokumentation: andere Kartenform wählen). Dann werden Gruppen gebildet, die aus den bestehenden Problemfeldern jeweils eine oder zwei für sie wesentliche und relevante Forderungen im Sinne eines Slogans oder einer Frage bilden. So gibt es z.B. die Problemfelder „Zeiteinteilung“, „Pausenregelung“, „Öffnungszeiten“, „mehr Autonomie“, und die Schüler bilden daraus den Slogan „Optimales Zeitmanagement an unserer Schule“. Dabei ist dieses Verfahren ganz offen: Es können alle Problemwolken einbezogen werden oder nur bestimmte.
Alle Slogans oder Fragen werden tabellarisch angeordnet, nach Überschneidungen abgeglichen, und dann zur Punktung gestellt. Die Schüler bestimmen nun durch Punktevergabe, welche der Probleme die höchste Priorität haben und welche für sie nachrangig sind.

Grundsätze: Die Beteiligten rekonstruieren die für sie relevanten Probleme. Sie dokumentieren im Prozess zugleich, wo es Mehrheiten gibt und welche Minderheitsmeinungen existieren. Die schriftliche Dokumentation kann jederzeit konsultiert werden, um den Prozess nachzuvollziehen.

Mögliche Fehler: Der Moderator darf keine Bevorzugungen gegenüber bestimmten Problemen signalisieren. Alle Überschneidungen werden nur durch die Gruppe festgestellt. Kein Slogan darf entfernt werden, wenn es nicht einstimmig beschlossen wird (Schutz von Minderheitenpositionen).


3. Phase: Gruppenarbeit mit Lösungsvorschlägen

Die Slogans sind bepunktet worden und haben nun eine bestimmte Rangfolge. Alle Beteiligten legen fest, bis zu welchem Rang die Probleme abgearbeitet werden sollen und ordnen sich als Kleingruppen den Themen zu. In den Kleingruppen wird erneut zuerst schriftlich diskutiert: Der Slogan steht an der Stellwand. Jeder schreibt für sich mehrere Karten mit Ideen (nur eine pro Karte). Wesentlich ist hier eine Stillarbeitsphase des Sammelns aller Gruppenmitglieder, damit nicht durch eine vorschnelle Diskussion die Lösung durch die ersten Ideen eingeengt wird. Erst wenn alle fertig sind, ordnet die Gruppe gemeinsam die Karten zu Wolken und notiert ggf. strittige Argumente (z.B. Blitzsymbol an Karten hängen) und Ergänzungen (andere Kartenform benutzen). Bis hierher dokumentiert die Gruppenarbeit die Differenzierung des gewählten Problems.
Diese Gruppenarbeit kann nun in einem zweiten Schritt in einen Lösungsplan der Gruppe übersetzt werden. Die Gruppe hat jetzt alle für sie relevant erscheinenden Punkte gesammelt und bildet für jeden Aspekt einen Sollplan. In diesem wird ausgesagt, was als Konstruktion der Gruppe gemacht werden soll. Das Ergebnis wird als Schaubild, Zeichnung, Mindmap, Bild usw. festgehalten.

Grundsätze: Alle beteiligen sich aktiv, da wieder jeder Karten schreibt. Die Karten auf der Stellwand helfen den Beteiligten, nichts zu vergessen. Eine freie Rede ist zwangsläufig und eine Visualisierung hilft, die Soll-Forderungen in einen Lösungsvorschlag zu übersetzen.

Mögliche Fehler: Die Stillarbeitsphase wird gerne übergangen, weil einige schon bestimmte Ideen haben, die sie den anderen unbedingt mitteilen wollen. Die Gruppe muss selbst darauf achten, dass alle aktiv werden können.


4. Phase: Präsentation in der Gruppe

Die erarbeitete Problemsammlung und die darauf aufbauende Visualisierung mit Soll-Forderungen werden vorgestellt. Das Plenum schreibt Karten (neue Form und Farbe, die noch nicht vorkommt) mit Kommentaren (Fragen, Einfälle, Lob, Kritik usw.). Erst nach Abschluss der Präsentation werden diese von den Schreibern angehängt. Ein Gruppenmitglied liest die angehängten Karten vor. Es wird diskutiert. Dabei sollten die Beteiligten in jedem Fall ein Rechtfertigungsverhalten vermeiden. Jeder weiß, dass es sich um ein Lösungs-Konstrukt handelt. Jeder hat das Recht, zu prüfen und zu diskutieren, ob dieses Konstrukt zu ihm passt.
Das Plenum diskutiert abschließend, wie mit der Präsentation verfahren werden soll. Dies wird ebenfalls visualisiert (protokolliert). Die Gruppe verbessert ggf. ihre Präsentation und archiviert sie. Jede Verbesserung muss nochmals dem Plenum präsentiert werden.

Grundsätze: Mehrheits- und Minderheitenmeinungen werden transparent; ggf. kann dies auch mittels Punktung nochmals überprüft werden. Lösungsvorschläge sind visualisiert und damit direkt diskutierbar. Bei Vielrednern sollte eine Zeitbegrenzung eingeführt werden, um die Stärke des schriftlichen Diskutierens (= auch die stilleren Schüler beteiligen sich) nicht zu unterlaufen.

Mögliche Fehler: Die Vorstellung der Gruppen fällt zu kurz aus, Karten werden nicht hinreichend vorgelesen oder sind nicht lesbar. Minderheiten werden zu schnell überstimmt und die Überstimmung wird nicht dokumentiert.


5. Phase: Infomarkt

Jede Klasse hat ihre Ergebnisse gefertigt. Nun kann mit den Stellwänden ein Infomarkt in der Schule eröffnet werden. Die Schüler können sich informieren, welche Vorschläge von welchen Klassen(stufen) favorisiert werden. Aus dieser Demokratie im Kleinen können Soll-Forderungen nach innen wie auch nach außen nunmehr gezielt umgesetzt werden. Hierfür empfiehlt sich ein Koordinierungsteam, das der gesamten Schule eine Synopse von kurz-, mittel- und langfristigen Veränderungswünschen zur Abstimmung vorstellt.
Das Metaplan-Verfahren ist besonders bei größeren Problemlösungen, bei Veränderungen von Inhalten (z.B. was sind relevante Themen in der Schule, welche ergänzenden Angebote sind notwendig usw.) als auch Beziehungen (z.B. wie begegnen wir am besten der Gewalt? usw.) besonders geeignet. Es lässt sich aber im Grunde in den Phasen 1 bis 4 bei jeder Unterrichtseinheit einsetzen, wenn gegenüber vorgegebenen Rekonstruktionen der konstruktive Lernprozess der Schüler besonders betont werden soll. Dies setzt ein verdecktes Wissen bei den Schülern zwar voraus, aber Lehrende sind immer wieder erstaunt, in welchem Maße dies fast immer vorhanden ist. Die Einübung dieses Verfahrens verändert das Gruppenverhalten hin zu größerer Teamarbeit und die demokratische Orientierung erheblich. Die Teilnehmer lernen so immer wieder, direkt den Konstruktcharakter auch von Regeln und Prozeduren zu erfahren. Und die Lehrenden lernen, dass auch ihre Setzungen hinterfragbar sind. Dies aber ist für die Rolle als Beobachter in unserer Kultur wesentlich: Es schafft mehr Sicherheit und Selbstwertgefühl, wenn ich mich als Selbstbeobachter immer auch in die Fremdbeobachter hineinversetzen kann; aber auch, wenn ich als Fremdbeobachter verstehe, weshalb ein Selbstbeobachter etwas anders sieht, als ich es sehen kann.

5.3 Hochschule

An der Fachhochschule Nordostniedersachsen wurde die Metaplan-Methode im Sommer 2000 verwendet, um ein Leitbild für die Hochschule zu finden, wie dies vom Minister für Wissenschaft und Kultur des Landes Niedersachsen gefordert wurde. Eine Beschreibung dieser Leitbildentwicklung findet sich unter
http://www.fhnon.de/oea/leitbild/inhalte/ber.html (5/2003), Projektbericht „Leitbild“, S. 1 ff.)