Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

1. Rahmenbedingungen der Methode
2. Inhalte der Partnerarbeit
3. Durchführung der Partnerarbeit
4. Formen der Partnerarbeit

 

1. Rahmenbedingungen der Methode

Eine wichtige Voraussetzung für die Partnerkooperation ist die Bereitschaft und die Motivation des Schülers, die durch folgende Aspekte gewährleistet werden:

  • ein gewisses Interesse am Thema der Partnerarbeit (dies ist nach dem Planungsmodell der konstruktivistischen Didaktik nach Reich unbedingt zu Beginn des Lernprozesses herzustellen),
  • die Vorerfahrungen mit dieser Methode sind überwiegend positiv (dies gelingt nur, wenn die Partnerarbeit didaktisch angemessen durchgeführt wird),
  • ein bestimmtes Vorwissen bereits verfügbar ist (dies muss ggf. zunächst zu Beginn neuer Themen ermittelt werden),
  • ein gutes soziales Klima zwischen den Partnern vorhanden ist (hier wirkt das Vorbild der Lehrenden entscheidend mit ein),
  • Unterstützung von Seiten des Lehrers durch Hilfsmittel, Anerkennung und Belohnungen gewährt wird (erneut Lehrervorbild!),
  • individuelles Verantwortungsbewusstsein und Akzeptanz gegenüber dem Partner vorhanden sind (dies entsteht insbesondere auch dadurch, wie die Partnerarbeit ausgewertet und honoriert wird).

Wichtig sind vor diesem Hintergrund insbesondere die Lernziele, die durch Partnerarbeit erreicht werden sollen. Kooperatives Lernen lohnt sich immer dann im besonderen Maße, wenn verschiedene Meinungen oder Perspektiven für ein Thema wichtig sind oder wenn in experimentellen Phasen unterschiedliche Gesichtspunkte oder Prozeduren erarbeitet werden sollen. Speziell bei der Partnerarbeit können beide zu Wort kommen, sich gegenseitig austauschen und ergänzen, so dass beide von ihrem Wissen und Vorerfahrungen profitieren können. Das Feedback der Gesamtgruppe und des Lehrers spornt die Lernenden besonders an, deshalb ist es von großer Bedeutung, dass der Lehrende Erfolge mit Anerkennung ermöglicht. Des Weiteren sollte die Aufgabe so formuliert sein, dass sie Interesse weckt und zu lösbaren Ergebnissen führen kann.
Wichtig ist es, im Voraus zu klären, ob die Schüler/innen über methodische Kompetenzen für diese Arbeitsweise verfügen. Falls dies nicht der Fall ist, sollten gemeinsam mit den Schüler/innen Regeln für die Partnerarbeit gebildet werden, die im Verlaufe der Durchführung überprüft und kontrolliert werden (Wirksamkeit).
Hubner (1985) setzt folgende Regeln fest, die man beim Ablauf eines kooperativen Lernprozesses beachten sollte:

  • Orientierung über die Aufgabenstellung
  • Abstimmung der Zusammenarbeit zwischen den Partnern
  • Gemeinsame Bearbeitung
  • Festhalten der Ergebnisse
  • Bericht an die Klasse
  • Rückblick auf den Kooperationsprozess

(Vgl.: Traub, Silke: Unterricht kooperativ gestalten. Kempten 2004, 85)

 

2. Inhalte der Partnerarbeit

„Schülerinnen und Schüler
1.  ergänzen sich gegenseitig aufgrund individuell unterschied­licher Erfahrungen oder Kenntnisse bei Sammelaufgaben;
2.  ergänzen sich aufgrund unterschiedlicher Aufmerksamkeit bei Beobachtungsaufgaben;
3.  beraten sich bei Problemlöseaufgaben;
4.  beraten sich bei Entscheidungssituationen;
5.  beraten sich bei Bewertungsvorgängen;
6.  helfen sich im „Helfersystem“ / „Tandem“: z.B. gegenseitiges Diktieren von Partnerdiktaten; gegenseitiges Korrigieren; Vorschläge für die Textüberarbeitung; „Abhören“ eines auswendig gelernten Gedichts etc.“
(http://www.fachdidaktik-einecke.de/7_Unterrichtsmethoden/partnerarbeit_neu.htm)

 

3. Durchführung der Partnerarbeit

Im Voraus sollte der Lehrer einige Vorbereitungen treffen, die für eine erfolgreiche Unterrichtstunde ausschlaggebend sind. Vgl. dazu insbesondere die Planungsmodelle der „Konstruktivistischen Didaktik“ nach reich. Für die Partnerarbeit gilt, dass insbesondere die Aufgabenstellung klar und verständlich formuliert sein und gut in den Unterrichtsverlauf eingebettet sein muss. Falls das Thema mit einer Partnerarbeit anfängt, könnten z.B. assozierende oder provokative Fragen gestellt werden, damit das Unterrichtsthema Raum zur Auseinandersetzung gibt und das Interesse der Schüler/in­nen weckt. In der Regel kann eine Dauer zwischen fünf und zwanzig Minuten für eine Partnerphase mit eingeschränktem Themenhorizont sinnvoll sein. Meist sollten den Schülern Materialien zur Verfügung stehen und vorab sollte auch geklärt werden, wie die Präsentation ablaufen soll, damit sich die Schüler/innen vorbereiten und absprechen können. Alle müssen wissen, was von ihnen am Ende erwartet wird. Außerdem kann die Lehrerin bestimmen, ob die Schüler ihren Partner frei wählen dürfen oder ob ihnen eine Schülerin zugeteilt wird. Hier kann der Lehrende dann entscheiden, ob er ein homogenes oder heterogenes Paar in der Partnerarbeit bevorzugt. Ein homogenes Paar ist vom sozialen als auch vom Leistungsstand relativ gleich, wobei ein heterogenes Paar Unterschiede in der Leistung und im sozialen Bereich zeigen (vgl.: Traub: 2004, S.86). Meist ist die gezielte Bildung leistungsheterogener Paare sehr sinnvoll, um die positiven Effekte der Partnerarbeit zu verstärken. Dabei kommt es dann aber sehr darauf an, dass dies nicht in reinem Vorsagen oder in der Dominanz des Tempos des schnelleren Lerners endet, sondern dass sich beide auf ein gemeinsames Tempo verständigen. Diese Verständigung muss die Lehrende kontinuierlich beobachten und ggf. korrigieren helfen. Die Vorbereitungen, die anfangs getroffen werden müssen, nennt man in der Durch­führung der Partnerarbeit die Einführungsphase.
An diese Phase grenzt die Arbeitsphase, in der die Kommunikation und der Austausch stattfinden. Wichtig ist, dass die Partner sich gegenüber sitzen und der Lehrer nur dann eingreift, wenn seine Hilfe benötigt wird bzw. wenn er bemerkt, dass nicht gearbeitet wird. So vermeidet er, dass die Schüler den Eindruck bekommen, kontrolliert zu werden. Die Lehrenden müssen während der Partnerphase aber sehr präsent sein, ohne unmittelbar in die Ergebnisse der Arbeit einzugreifen, aber die Kooperation der Lerner wohlwollend und ggf. mit Impulsen zu begleiten. So lernen die Partner, dass soziales Arbeiten von der Lehrerin geschätzt und anerkannt wird – und dies ist eine wesentliche Basis erfolgreicher Partnerarbeit!
Die Durchführung der Partnerarbeit endet mit der Phase der Auswertung. Hier werden nun die Ergebnisse im Klassenverband zusammengetragen, präsentiert und besprochen (vgl. Drumm, 2007, 29 f.).

 

4. Formen der Partnerkooperation

In der Partnerarbeit wird zwischen zwei Grundtypen unterschieden: der themengleichen (arbeitsgleichen) und der themendifferenzierten (arbeitsteiligen) Arbeitsform. Mit der themengleichen Form ist gemeint, dass die Partner an der gleichen Aufgabenstellung arbeiten. Im Unterschied dazu arbeiten die Schüler bei der themendifferenzierten Arbeitsform an einem komplexeren Thema, das in Unterthemen gegliedert wird und an die Partner zur Bearbeitung verteilt wird (vgl. Traub, Silke: Unterricht kooperativ gestalten. Kempten 2004, 86). Das Endprodukt wird dann zu einem Ganzen zusammengeführt.
Sehr oft dominieren in der Praxis einfache Partnerarbeiten, die nur sehr begrenzt die Vorteile nutzen können. Hierzu zählen z.B. Partnerdiktate im Deutsch- und Fremdsprachenunterricht. Aber auch beim Abfragen von Vokabeln oder dem Einmaleins wird diese Art von Lernkooperation gerne gewählt. Aber diese beschränkten Formen, so sinnvoll sie im Einzelfall sein mögen, verengen die Partnerarbeit zu sehr. Auch anspruchsvolle Themen lassen sich mit Partnerphasen bearbeiten, wobei hier insbesondere methodische Mischformen sinnvoll sind: Also eine Phase der Partnerarbeit z.B. im Rahmen einer Gruppenarbeit, eines Projektes usw. Die Partnerphase ist insbesondere geeignet, um in ruhiger und konzentrierter Teamatmosphäre Probleme zu bearbeiten.

Im Folgenden werden verschiede Varianten der Partnerarbeit vorgestellt:

Das Partnerinterview
Diese Form der Partnerarbeit läuft sehr strukturiert ab, so dass der Ablauf sich an den Vorgaben orientiert. Hilfreich ist dieses Verfahren um genaues Zuhören, sprachliche Formulierungen und die Interaktionen üben zu können. Inhaltlich gesehen dient es zur  Problembearbeitung, Wiederholungen von Gelerntem und zum Sammeln von Vorwissen, aber auch zum Erkunden von Assoziationen, neuen Perspektiven und anderen Möglichkeiten.
Das Partnerinterview besteht aus jeweils drei Phasen, wobei in der Anfangsphase erstmals die Paare gebildet werden und bestimmt wird, wer Partner A und B ist. Dies kann zufällig geschehen, aber auch vom Lehrer festgelegt werden.
In der zweiten Phase bearbeiten die Schüler ein Frageblatt, indem sie die Fragen abwechselnd beantworten. Anschließend kann der andere Partner dies ergänzen bzw. bei Unklarheiten nachschlagen.
In der letzten Phase werden dann die Ergebnisse im Klassenverband vorgetragen, wo weiter diskutiert werden kann.
So kommen alle Schüler/innen zu Wort und können sich intensiv mit einer Fragestellung auseinandersetzen und ihre eigene Meinung äußern.

Partnerpuzzle
Dies ist eine kooperative Methode der Lerntandems und dient vor allem der Wissensaneignung. Es bilden sich Stammtandems aus zwei Partnern, die sich jeweils mit zwei verschiedenen Texten beschäftigen. Nachdem sie die unterschiedlichen Texte in Einzelarbeit bearbeitet haben, bilden sie Expertengruppen, mit denjenigen, die den gleichen Text in der Klasse bearbeitet haben, ergänzen sich und lösen gemeinsam die Aufgabenstellung. Anschließend finden die Stammtandems in ihre ursprüngliche Form wieder zurück und tauschen sich über den erarbeiteten Inhalt der Expertentandems aus. Gemeinsam wird nun ein Thesenpapier über die zwei unterschiedlichen Texte  entworfen und im Plenum vorgestellt (in größerem Maßstab von Gruppenarbeit wird hier oft die Gruppen-Experten-Rallye eingesetzt).

Lerntempoduett
Ein wichtiges Merkmal für diese Art von Kooperation ist, dass die Schüler ihrem individuellen Lerntempo entsprechend sich eigenständig mit einem Text oder Problem auseinandersetzen, Informationen aufnehmen, wiedergeben und reflektieren.
Zunächst wird dazu die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Am überschaubarsten wäre dies, wenn z.B. unterschiedliche Texte oder Materialien (auch Bilder) durch farbige Papiere gekennzeichnet werden, so dass die Schüler/innen leichter erkennen können, wer den anderen Text bearbeitet hat. Die Aufgabe der Klasse ist es nun, sich mit dem jeweiligen Text oder Material auseinanderzusetzen und anschließend in Einzelarbeit eine geeignete Darstellungsform z.B. in Form einer Mind-Map zu finden, um dies dann dem Partner aus der anderen Gruppe vorstellen zu können. Wenn jemand mit der Bearbeitung fertig ist, verständigt er sich mit jemandem, der ein anders farbiges Papier hat, und tauscht sich mit Hilfe des erstellten Schaubildes usw. aus. Im Anschluss lesen sie den anderen Text/betrachten das andere Material und finden sich mit einem Partner zusammen, der den gleichen Text gelesen oder das gleiche Material bearbeitet hat und beantworten die vom Lehrer formulierten Fragen. Günstig ist es auch, die Fragen in einer gesonderten Phase von den Lernenden selbst zu entwickeln und zu beantworten. Dies schafft ein deutlich höheres Problembewusstsein!

Nachdenken in Zweiergruppen
Diese Methode ist aus dem englischen Sprachraum unter „Think-Pair-Share“ (vgl. Konrad, Klaus; Traub, Silke: Kooperatives Lernen, Baltmannsweiler 2008, 151) bekannt geworden. Sie dient der Problemlösung, fördert das aktive Lernen und regt zum Denken an. Diese Art von Kooperation eignet sich vor allem, wenn der Lehrer eine Fragestellung zu einem Thema stellt, wozu sich die Schüler/innen nach einer kurzen Bedenkzeit äußern. Dazu sollten die Schüler/innen ihre Antwort schriftlich festhalten und sich im Nachhinein mit ihrem Partner austauschen. So erhalten die Schüler/innen die Möglichkeit, sich intensiver mit der Frage auseinanderzusetzen, mit dem Partner in Diskussion zu treten und ihre Antwort nochmals zu überdenken. Anschließend werden die Lösungen in der Klasse präsentiert. Die Schüler/innen erlangen mehr Sicherheit sowie Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen, so dass sich auch zurückhaltende Lerner stärker am Unterricht aktiv beteiligen können.