Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

Bei der Placemat-Methode handelt es sich um eine Form des kooperativen Lernens, bei dem die Lernenden zunächst die Möglichkeit haben, zu einer bestimmten Fragestellung eigene Gedanken zu entwickeln, um anschließend in eine schriftliche Diskussion mit den anderen Lernenden zu treten (vgl. Sliwka 2004, S. 131 f.). Dazu wird ein Bogen Papier entsprechend der Anzahl der Diskutierenden in gleich große Teile geteilt. In der Mitte des Papiers wird Platz gelassen für die abschließend konsensuell ermittelte Antwort der gesamten Gruppe auf die eingangs gestellte Frage, Aufgabe oder These.
Ein Beispiel für ein unausgefülltes Placemat für eine Vierergruppe sieht folgendermaßen aus (vgl. Kliebisch & Meloefski 2007, S. 21):

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Ein Beispiel für ein unausgefülltes Placemat für eine Dreiergruppe sieht folgendermaßen aus:

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Der Ablauf der Methode lässt sich in drei Phasen gliedern:

1. Einzelarbeit
Pro Feld nimmt je eine Person Platz und schreibt in einer vorgegebenen Zeit ihre Gedanken und Ergebnisse zu einer vorgegebenen Fragestellung auf (vgl. Brüning & Saum 2008, S. 25). Es können jedoch auch Fragen, Unklarheiten, Widersprüche oder Querverweise festgehalten werden.

2. Gruppenarbeit
Anschließend tauschen die Lernenden ihre individuellen Notizen mit den anderen Gruppenmitgliedern aus. Dazu wird das Blatt im Uhrzeigersinn gedreht und die Lernenden lesen, kommentieren, ergänzen und erweitern die bereits festgehaltenen Ausführungen in einer vorgegebenen Zeit. Dies wird so oft wiederholt, bis jede Person ihr ursprüngliches Feld erneut vor sich hat. Nachdem alle Lernenden sämtliche Eintragungen gelesen haben, einigen sie sich auf beispielsweise zwei bis drei zentrale Antworten und Aussagen auf die gestellte Frage, Aufgabe oder These (vgl. Green & Green 2010, S. 136). Dabei ist wichtig, dass die Lernenden im „Prozess des deliberativen Sprechens“ (Sliwka 2004, S. 132) die Ideen jedes einzelnen Gruppenmitgliedes berücksichtigen und die Zusammenhänge zwischen den individuellen Aussagen erkennen sowie einen Konsens finden, welche Einzelaussagen für die Meinung der gesamten Gruppe stehen und somit als gemeinsame zentrale Antwort auf die gestellte Fragestellung formuliert werden können (vgl. Sliwka 2004, S. 132). Diese finden in der Mitte des Placemats Platz. Die Lernenden erfahren so, dass sie ohne die anderen Mitglieder der Lerngruppe die Fragestellung nicht erfolgreich bearbeiten können, jeder Lernende steht also in einer individuellen persönlichen Verantwortung. Man spricht hier auch vom Prinzip der positiven Abhängigkeit (vgl. Kliebisch & Meloefski 2007, S. 20).

3. Plenum
In der dritten Phase werden nun die Ergebnisse aus den Kleingruppen dem gesamten Klassenverband präsentiert. Als Hilfestellung dient hierzu das Feld aus der Mitte des Placemats auf dem zuvor in der Gruppenarbeitsphase die zentralen Ergebnisse der Diskussion festgehalten wurden (vgl. Brüning & Saum 2008, S. 25). Im Idealfall ist dieses Feld leicht vom Placemat zu entfernen. Dies gibt den Lernenden die Möglichkeit, ihre Ergebnisse mit denen der anderen Kleingruppen beispielsweise an der Tafel zu vergleichen oder Strukturen zu legen.

Mögliche Abwandlungen:
Statt das Blatt in der Gruppenarbeitsphase um 90° im Uhrzeigersinn zu drehen, ist es auch möglich, die Lernenden ihre Notizen aus der Einzelarbeitsphase in der Kleingruppe vortragen und diskutieren zu lassen und sich ohne weitere schriftliche Ergänzungen und Kommentare auf die zentralen Aussagen für den Plenumsvortrag zu einigen (vgl. Kliebisch & Meloefski 2007, S. 22).
In der bisher beschriebenen Form haben alle Gruppenmitglieder den gleichen Status inne und die Lehrkraft gibt eine klare Struktur vor. Darüber hinaus kann den Lernenden jedoch mehr Selbststeuerung und Verantwortung – ganz im Sinne des konstruktivistischen Lernverständnisses – übertragen werden (vgl. Sliwka 2004, S. 132 f.). So kann zum einen in der Gruppe ein „Zeitmanager“ bestimmt werden, der die Einhaltung der Zeitvorgaben während der Gruppenarbeitsphase überwacht, aber auch situativ entscheiden kann, ob weniger oder mehr Zeit für die Bearbeitung der zweiten Phase von Nöten ist. Zum anderen kann die Funktion des „Sozialmanagers“ in der Gruppe vergeben werden. Dieser hat erheblichen Einfluss auf den Kommunikationsprozess. Die Aufgaben dieser Person liegen darin, erstens auf eine gleichberechtigte und faire Kommunikation zu achten, so dass jedes Gruppenmitglied die Chance erhält, seine Gedanken mitzuteilen und zweitens am Schluss der Gruppenphase im Mittelfeld des Placemats auch ein von der gesamten Gruppe geteiltes Ergebnis festzuhalten.

Verweise:

Brüning, L. & Saum, T. (2008). Erfolgreich unterrichten durch Kooperatives Lernen. Strategien zur Schüleraktivierung. Essen: Neue Deutsche Schule Verlagsgesellschaft mbH.
Green, N. & Green, K. (2010). Kooperatives Lernen im Klassenraum und im Kollegium. Das Trainingsbuch. Seelze-Velber: Klett/Kallmeyer.
Kliebisch, U. W. & Meloefski, R. (2007). LehrerAlltag. Pädagogik für die Praxis. Baltmannsweiler: Schneider.
Sliwka, A. (2004). Räume und Formen demokratischen Sprechens in der Schule: Kooperatives Lernen – Deliberation im Klassenrat – Deliberationsformen. In F. Heinzel & U. Geiling (Hrsg.), Demokratische Perspektiven in der Pädagogik (S. 127-141). Wiesbaden: VS.