Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

Tagebücher haben eine lange Tradition und werden als persönliche und private Instrumente der Aufzeichnung und Reflexion biografischer Erfahrungen auch noch im Zeitalter von SMS, Email und flüchtiger Schriftformen genutzt. Tagebücher sind Dokumente, die archiviert werden können, was ihren besonderen Reiz ausmacht. Insoweit verwenden die Schreiber/innen oft sehr viel Sorgfalt auf die Gestaltung, weil sie sich so kontinuierlich mit einem Teil ihres Ich auseinandersetzen können und hiervon Erinnerungen bewahren. Besonders in Krisen- und Übergangszeiten werden Tagebücher gerne geschrieben. Insoweit Tagebücher etwas Privates und sehr Intimes beinhalten, sind sie für die Schule ungeeignet. Aber die Methode des Tagebuchschreibens ist etwas, das für den Unterricht sehr gut genutzt werden kann. Es muss jedoch von vornherein klar sein, dass es dabei nie um die Erforschung persönlicher Gefühle geht, sondern allenfalls um Teile, die die Lerner gerne und ohne Sorge preisgeben wollen.
Wenn die Tagebuchmethode im Unterricht zur Anwendung kommen soll, dann soll ein Bezug zum Alltag, zu alltäglichen Gewohnheiten, zu durchaus biografischen Momenten, die freiwillig preisgegeben werden können, hergestellt werden. Hier ist immer im Vorfeld mit allen Lernern abzuklären, was die Erwartungen an das Tagebuch sind:

  • Was soll geschrieben werden?
  • Wer schreibt in welchen Formen?
  • Was bleibt immer privat?
  • Wie werden die Ergebnisse kommuniziert?
  • Welche Bewertung ist sinnvoll und wie wird bewertet?

In einigen Studien (vgl. Beck, Guldimann, Zutarven 1991, 1995; Guldimann 2003) hat sich gezeigt, dass Lerntagebücher für den Unterricht von großem Nutzen sein können. Für die Eigenständigkeit des Lernens und vor allem für das Verstehen des Lern- und Unter­richtsgeschehens ist die Reflexion des eigenen Lernens unabdingbar. Dies kann durch die Tagebuchmethode erlernt und gefördert werden. Der Einsatz von E-Lerntagebüchern hat sich auch bei Jugendlichen mit Förderbedarf und negativem Lernverhalten bewährt. Insgesamt kann durch die Tagebuchmethode das Lernverhalten systematisch und gezielt unterstützt werden, wenn die Methode dazu führt, dass fachliche oder methodische Interessen sich mit persönlichem Engagement verbinden lassen.
Die Vorteile des Tagebuchschreibens als didaktische Methode können sehr vielfältig sein. Das Tagebuch ist sowohl in allen Unterrichtsfächern als auch in jeder Altersstufe einsetzbar. Allerdings eignet es sich bei bestimmten Themen eher als bei anderen: Es muss zumindest immer eine Entwicklung im Thema stecken, etwas beobachtet und beschrieben werden können, was im Laufe der Zeit zu Unterschieden oder Veränderungen führt. Als Methode bietet es dann diverse Möglichkeiten der Darstellung und ist individuell dif­ferenziert für jeden Lerner anwendbar. Dabei können Tagebücher in schriftlicher und in gestalterischer Form geführt werden.
Da das Tagebuchschreiben aus dem Alltag bekannt und flexibel mit anderen didaktischen Methoden kombinierbar ist, kann es einfach umgesetzt und leicht in den Unterricht integriert werden. Diverse Materialien, die für Tagebücher verwendet werden können, wie z.B. Hefte, Bücher, Zettel, Internet bzw. Computer sind meist bereits in Schulen vorhanden. Aus diesem Grund ist die Umsetzung ökonomisch günstig. Eine Kombination mit Portfolios ist jederzeit möglich und sinnvoll.
Für Schüler ist es häufig ungewöhnlich, eigene Ideen und Gedanken schriftlich festzuhalten. Sie verlangen meist zu Anfang, dass genaue Vorgaben gemacht werden. Etliche Lernende empfinden das Tagebuchschreiben auch leicht als Zwang, da sie jedes Mal z.B. ihre Beobachtungen oder ihre Lektüre unterbrechen müssen, um sich wesentliche Punkte zu notieren. Andererseits ist jedoch zu sagen, dass die Mehrheit der Schüler die „Freiheiten“ z.B. des Lesetagebuchschreibens sehr schätzen.