Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

 

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Die Ursprünge der Wandzeitung können bis weit in die Antike zurückverfolgt werden. Menschen haben in verschiedenen Formen Zeichen und Symbole an Wänden hinterlassen. Eine Erweiterung erfuhren Wandzeitungen in der Moderne z.B. durch die religiöse oder politische Agitation. So wurden Thesen an die Wand geschlagen oder Plakate zur Aufklärung genutzt. Wandzeitungen dienten lange bevor sie im Unterricht eingesetzt wurden vor allem als Mittel der politischen Meinungsäußerung. Sie sind eine mögliche Ausdrucksform eigener Ansichten auch ggf. gegen die in den Massenmedien verbreiteten Meinungen. Insoweit ist es kein Zufall, dass Freinet diese Technik aufgriff, denn er wollte, dass seine Schüler mitbestimmend in die politische Wirklichkeit eingreifen und sah die Wandzeitung ebenso wie den Druck oder andere Gestaltungsformen als ein wesentliches Element einer emanzipierten Persönlichkeit. Als Unterrichtsmethode wurde die Wandzeitung deshalb bereits seit etwa 1924 von ihm eingesetzt.
Heute noch kann die Wandzeitung zum einen für das Erarbeiten und Festhalten einer inhaltlichen Arbeit genutzt werden, als auch für das Dokumentieren von Beziehungsaspekten der SchülerInnen untereinander oder zur Lehrperson. Ein weiteres Pro-Argument für das Erstellen einer Wandzeitung liegt darin, dass sie eine anschauliche Visualisierung aufweist und damit Inhalte oder Beziehungsstrukturen leichter zugänglich macht.


3.2. Praktische Begründung

Das Erstellen einer Wandzeitung lässt bei jeder Schülerin und bei jedem Schüler eine gewisse Motivation entstehen, sich im Arbeitsprozess einzusetzen und zu verantworten. Die Methode fordert die Lerner heraus, Inhalte oder Beziehungen in eine dokumentierbare Form zu bringen, meistens modellhaft zu veranschaulichen und zu visualisieren. Allein diese Transferarbeit ist schon entscheidend, um Wandzeitungen gezielt einzusetzen. Der Vorteil der Wandzeitung ist dann noch, dass die Ergebnisse jederzeit vor Augen stehen. Auf sie kann während des folgenden Unterrichts unmittelbar zurückgegriffen werden. Daher eignen sich insbesondere Themen, die für längere Zeit als Dokumentation und Anschluss im Folgeunterricht zugänglich sein sollen.
Die Lerner schlüpfen bei solchen Dokumentationen in die Rolle eines Autors, was zudem auch noch einmal die Motivation antreibt. Konkurrenzsituationen untereinander werden leichter aufgelöst, wenn es um ein gemeinsames Arbeitsergebnis geht, so dass die SchülerInnen verstärkt zusammenarbeiten können (vgl. Vasquez, S. 78). 
Jeder in der Klasse muss allerdings am Arbeitsprozess beteiligt werden, damit jeder merkt, dass ein vernünftiges Ergebnis von allen Beteiligten nur im Kollektiv entstehen kann, sprich, wenn jeder einzelne adäquat seinen Arbeitsauftrag erfüllt und gleichzeitig in der Gruppe mitarbeitet. Die Lerner werden hier mit verschiedenen Situationen konfrontiert, die von jedem Beteiligten „persönliches Engagement, Initiative, Aktivität und Kontinuität fordern“ (Vasquez, S. 79).
Durch die Methode Wandzeitung findet Lernen unter den SchülerInnen und mit Anreicherungen der Lehrperson kooperativ statt. Es entsteht dabei der Eindruck, dass jeder Lerner nicht nur ein bedrucktes Blatt Papier entstehen lässt, sondern dass er mit seinem Ergebnis zufrieden sein kann und damit wieder neu inspiriert und für Neues empfänglich wird (vgl. Vasquez, ebd.).
Verschiedene Themen in Zeitungen werden neben Bildmaterial in erster Linie mit Texten ausgefüllt. Freinet erachtet es in seiner Pädagogik als wichtig, dass die auch die Lerner freie Texte schreiben, was in einer Wandzeitung besonders gut öffentlich realisierbar ist. Schreiben die Lerner über ein Thema, welches ihnen besonders nahe liegt, erhöht sich die Motivation, etwas zu schreiben. Andere Schreibsituationen in der Schule werden nämlich oft von den Kindern als erzwungene Handlung angesehen, so dass sie nicht wissen, warum sie gerade dies tun müssen. Außerdem ist es nahezu gleichgültig, was die Lehrperson ihnen diktiert, denn hinsichtlich des Inhalts ist es oft nicht das, was die Kinder gerade in der Schreibsituation beschäftigt (vgl. Hennig in: Vasquez, S. 14f).
Die freien Texte dagegen „erlauben es dem Kind seine zentralen Erfahrungen und Probleme […] auszudrücken“ (Hennig in: Vasquez, S. 15). Ein weiterer wichtiger Aspekt des freien Schreibens ist der „politische“ Aspekt. Denn hier bestimmen die SchülerInnen die Themen, die in der Klasse besprochen werden (vgl. Hennig in: Vasquez, ebd.).
Sollte die Schule im Besitz einer Schuldruckerei sein, können die SchülerInnen nach Freinet die zuvor geleistete intellektuelle Arbeit mit der darauf folgenden praktischen Arbeit (dem Drucken) verbinden. Hier bieten heute Computer mit Druckern ebenfalls gute Möglichkeiten. Weitere Formen des freien Ausdrucks mit Verwendung in einer Wandzeitung sind z.B. das freie Malen und das Fotografieren. Auch diese Arbeiten lassen sich heute mit dem Computer sehr gut ausführen.
Auch bei Konflikten innerhalb der Klasse, sei es zwischen den SchülerInnen oder zwischen den SchülerInnen und der Lehrperson, können ebenfalls anhand einer Wandzeitung dargestellt werden. Hier darf untereinander Kritik und Lob geäußert werden und auch das Verhalten der Lehrperson kann hinterfragt oder gelobt werden (vgl. Hennig in: Vasquez, S. 27). So trägt die Methode Wandzeitung dazu bei, die SchülerInnen zu Ehrlichkeit gegen sich und andere und zur Selbstkritik zu erziehen (vgl. Jörg, S. 156). Der Klassenrat trägt dabei die Verantwortung (vgl. Hennig in: Vasquez, ebd.). Freinet ist es wichtig, dass die SchülerInnen am Ende der Woche gemeinsam mit der Lehrperson über die Eintragungen auf der Wandzeitung diskutieren, nach Lösungsvorschlägen suchen und das loben, was gut war (z.B. eine Unterrichtseinheit oder das Verhalten einer Mitschülerin oder eines Mitschülers). Z.B. werden deshalb auf der Wandzeitung die Kategorien „Wir kritisieren“, „Wir beglückwünschen“, „Wir wünschen“ und „Wir haben verwirklicht“ aufgelistet (vgl. Jörg, ebd.).
Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass jede Stellungnahme auf / in der Wandzeitung mit dem Namen der Schülerin oder des Schülers abgeschlossen wird, da es insbesondere für die politische Erziehung wichtig ist, sich für das einzusetzen, was man geäußert hat. So können hier die Kinder und Jugendlichen bereits für ihr Erwachsenensein und die dazugehörige größer werdende Verantwortung sensibilisiert werden (vgl. Jörg, S. 157).

Didaktisch zielt die Methode „Wandzeitung“ darauf ab, dass sie den SchülerInnen politische und gesellschaftliche Probleme des Alltags vor Augen führen kann. Außerdem werden die SchülerInnen dazu angehalten, sich kritisch mit den abgegebenen Berichten und Stellungnahmen zu diversen Alltagsthemen auseinanderzusetzen und sogar kritisch zu durchleuchten (vgl. zur Anregung z.B. http://www.bpb.de mit einer Suche unter dem Stichwort: Wandzeitung).