Kersten Reich: Die Ordnung der Blicke. Band 1: Einleitung

   

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Einleitung

Konstruktivismus und Dekonstruktivismus sind Begriffe, die aus einer veränderten Architektur im 20. Jahrhundert theoretisch bekannt und praktisch für die Blicke von Massen in den Bildern der Städte und den Beispielen von Regionalplanungen optisch interessant wurden. Der Raum der Welt zerfällt in eine unendliche Vielfalt solcher Kon­struktionen, die sich als Ausdruck einer Architektur sehen mögen, die wissentlich auf die Perspektive der Selbstbewusstwerdung des (De-)Konstruktiven setzt. Solches Wissen ist nur die Spitze einer Veränderung, die bis in die schnödesten Trabanten­städte reicht, deren Konstruktionen kaum noch die Imaginationen von Fortschritt und Wohlstand erreichen können, weil zu jedem Bild auch ein Hinter-Grund gehört, der nicht nur auf Sichtbares, sondern auch auf Sag- und Hörbares, auf Tast- und Fühlbares sich bezieht. Von Trabantenstädten geht eine schlechte Rede, was das Sehen verändert. Dies gilt auch von den Blicken auf den technischen Fortschritt, der sich noch in einer Malerei der qualmenden Schornsteine als Symbol für positive Weltveränderung feierte, die mit der Rede von einer ökologischen Katastrophe zu einem ekelhaften Bild wurde, das schon beim flüchtigen Blick Hustenreize und schlimme Befürchtungen auslöst. Die Blicke sehen auf Vordergründe, um vom Hintergrund immer wieder überrascht zu werden.
Werden wir uns einer Ordnung der Blicke bewusst, dann reicht Vordergründigkeit nicht aus, der Hintergrund unseres Blickens wird zur dekonstruktiven Aufgabe. Er ist auch schon in jenen Veränderungen symbolisiert, die wir einfach nur schauen wollen. Die Wolkenkratzer der Moderne kratzen am Himmel, der zuvor den religiös inspirierten Türmen einer höheren Vision vorbehalten war, ohne noch herausragen zu können, denn ihre Konstruktivität ist nur einer der möglichen vielen Ausdrücke für die Konstruktivität eines in schneller Veränderung begriffenen Zeitalters. In diesem richten sich die Blicke der Menschen immer auf eine Ordnung, die bereits vorhanden ist, obgleich sie heute auch nach einer suchen, die sie sich selbst erst durch ihr Schauen auf den Prozess der Veränderungen errichten möchten. Im Schauen selbst zeigen sich Veränderungen, die Gründe entbergen, die dahinter liegen mögen: Zumindest jenen Grund, dass wir – und hier sind sich auch sonst gegensätzliche Blickrichtungen einig – noch nie so „konstruktiv“ – und dies ist nicht fortschritts­gläubig gemeint, sondern beschreibend –  die Welt und damit die Blicke veränderten, wie im 20. Jahrhundert und zu Beginn des 21. Jahrhunderts.
Darin sind die sichtbaren Konstruktionen der Moderne mit den Blicken der Menschen in ihr verwoben, Momentaufnahmen, Augen-Blicke, über die kaum mehr nach­zudenken lohnen würde, wenn nicht ein heimliches Prinzip sich eingeschlichen hätte: Dass es bei all der Unübersichtlichkeit, Vielfältigkeit, Gegensätzlichkeit der Konstruktionen selbst, die sich den Blicken anbieten, eben doch kein Zufall ist, dass sich die Konstrukteure ihrer Konstruktivität immer bewusster werden und sich daraus immer größere Wagnisse ihres Konstruierens ableiten. Es erscheint ein Zeitalter von Konstrukteuren in unterschiedlichsten Bereichen, es scheint dabei auch eine Bewusstheit der eigenen Kon­struktionsmächtigkeit zuzunehmen. Aber ist diese Wende hin zum „Konstruktivismus“ so neu, wie uns die jeweils neuesten Konstrukteure gleich welcher Gattung einreden, um auf ihre Werke zu verweisen?
Ganz anders als in der Architektur tritt der Konstruktivismus in erkenntnistheoreti­schen Bemühungen auf, um darin doch ähnlich das auftretende heimliche Prinzip zu reali­sieren. Explizit konstruktivistische Autoren betonen oft die Neuartigkeit ihres Ansatzes, der gegenüber der bisherigen Geistes- und Gesellschaftsgeschichte radikaler oder überhaupt völlig neuartig und immer grundlegend sei. Schaut man dann genauer hin, so entdeckt man zunächst eher bescheidene Resultate: Erkenntnisvorgänge werden als Kon­struk­tionsvorgänge und nicht als Abbildungen oder Widerspiegelungen einer vorge­gebenen klaren Welt gesehen, das Subjekt wird hierbei nicht als Beobachter aus-, sondern eingeschlossen, die Relativität von Aussagen wird gegenüber der Absolutheit eines Wissens betont, die Wahrheit in den Kontext von Verständigungsgemeinschaften zurückbezogen. Bescheiden sind diese Resultate, weil sie gar nicht weit entfernt sind von anderen Erkenntnisrichtungen, die in der Geistes- und Gesellschaftsgeschichte selbst relevant geworden sind und nicht unbedingt explizit konstruktivistisch argumen­tieren. Aber solche Richtungen bleiben übersehen, wenn explizit konstruktivistische Autoren gegen die alte Philosophie, gegen unterstellte Feindbilder antreten, nur um sich als etwas Neues abzusetzen und interessant zu machen.
Vielleicht ist dies in der Architektur oder in anderen Konstruktionsbereichen ganz ähnlich. Nach einer ersten Phase einer solchen interessanten Aufmachung1 scheint es jedenfalls in den erkenntnistheoretischen Bemühungen geboten, stärker den Anschluss an den impliziten Konstruktivismus in den Geistes- und Gesellschafts­wissenschaften zu suchen, um unnötige Entgegensetzungen zu vermeiden und sich vor allem nicht nach und nach die bisherige Ideengeschichte neu erfinden zu müssen.2 Daraus können dann auch neue Sichtweisen für den Konstruktivismus erwachsen.
Es ist Ziel dieser Arbeit, einen Beitrag zum Anschluss konstruktivistischer Be­mühungen an andere Ansätze zu leisten und dabei neue Gesichtspunkte zu entwickeln, einen eigenen Theorieansatz hierzu einzuführen. Sie geht davon aus, dass jene Theorieschulen, die sich selbst konstruktivistisch nennen, im Diskurs der Moderne nicht unvorbereitet auf die Bühne getreten sind, und dass sie mit ihrem Konstruktivismus auch nicht sinnvoll behaupten können, dass irgendein Konstruktivist auf irgendeiner Bühne der Welt selbst voraussetzungslos seine Welt konstruiert. Dies unterschätzt meistens den impliziten Konstruktivismus anderer Geistesströmungen. Ein eindeutig expliziter und andere Theorien ausschließender Konstruktivismus ist auch nicht durch die biologisch orientierte Theorie Maturanas und Varelas sinnvoll,3 die einerseits Organismen als autopoietische Systeme rekonstruieren, für den Menschen aber andererseits auf die notwendige strukturelle Kopplung hinweisen, die einen konsensuellen Bereich der Sprache und Verständigung bedingt, ohne die Sozialgeschichte eines solchen Konsenses selbst zum ausführlichen Thema zu machen. Hier ist es schon eigenartig, dass eine biologisch orientierte Theorie besonders zum Aufstieg des „radikalen Konstruktivismus“  beigetragen hat, wo es in der Geistesgeschichte zuvor genügend Beispiele für impliziten Konstruktivismus – und stellenweise sogar expliziten4 – gegeben hätte, an die man hätte anknüpfen können.5 Gerade die hieran angelegten Versuche Luhmanns, die einen entsubjektivierten Konstruktivismus vorschlagen und in eigenartiger Weise die bisherige Geistesgeschichte nunmehr in neuen Begriffen umzuschreiben sich bemühen, wiederholen bei näherer Sicht eher alte Konstellationen, eine funktionalistische Perspektive in neuen Gewändern, wobei eine reduktionistische Sicht mir zu dominieren scheint.6
Da ich weiter unten auf konstruktivistische Theorieschulen noch ausführlicher in der Herleitung konstruktivistischer Fragestellungen (Kapitel I.) als auch Abgrenzung zu meinem Ansatz zu sprechen komme,7 will ich hier nur kurz den neuartigen Stellenwert explizit konstruktivistischer Sichtweisen andeuten, um Breite und Ziel dieser Arbeit näher abzustecken. Was bringt der Konstruktivismus vermeintlich Neues? – wobei ich den Konstruktivismus im weiteren Sinne als einzelne konstruktivistische Theorierichtungen – also im Plural und darin trotz gewisser Gemeinsamkeiten gegensätzlich – verstehen will:

  • Ein wesentlicher Ansatzpunkt konstruktivistischer Theorien scheint mir in dem Vielfältigkeits- und Differenzierungskontext von Erkenntnis, den wir gegenwärtig als neue „Unübersichtlichkeit“ erleben, und andererseits in dem Gegensatz von Theorie und Praxis zu wurzeln. Alltagsprobleme, kommunikatives Handeln von Menschen benötigt Theoriekonstrukte, die sich in Gruppen von Menschen verhandeln, wie auch verstehen lassen und die auf deren vielfältige und widersprüchliche Problemlagen „passen“. Allerdings meint dies nicht nur eine Passung im biologischen Sinne, sondern schließt gesellschaftlich oder kulturell (re)pro­duzierende Bereiche mit ein. Hier nun ist zu beobachten, dass kon­struktivistische Begründungen außerhalb der naturwissenschaftlichen Legitimation durch die Biologie und Kognitionsforschung besonders im psychologischen und im sozialen Bereich greifen und diskutiert werden. Sie führten dabei zu Theorieannahmen, die nicht nur die Subjekt-Objekt-Dialektik im herkömmlichen Sinne relativieren,8 sondern Unterscheidungen wie die von Inhalts- und Beziehungs­ebene, von systemischen Aspekten in der Kommunikation, Fragen über Familiensysteme entwickeln, die nah an menschlicher Alltagskommunikation ansetzen und mittlerweile etliche Diskurse in diesem Bereich anleiten.9

  • Erkenntniskritisch umschließt dabei konstruktivistische Selbstreflexion auch die De­konstruktion einer naiven Hoffnung auf ein neues, einheitliches Weltbild oder auf die Fixierung geschlossener Letztbegründungen. Allerdings ist die kritische Reichweite solcher Bemühungen sehr unterschiedlich. Sie zerfällt in Blick- und Begründungsrichtungen, die von einer praxisbezogenen Psychologisierung, wie sie z.B. Watzlawick vertritt, über eine abstrakte und subjektentleerte Soziologie von Luhmann, in der die Lebensweltprobleme stark reduktiv beschrieben werden, bis hin zur dekonstruktiven Sicht Derridas oder dem hier vertretenen interaktionistischen Konstruktivismus reicht, der versucht, auch erkenntnis- und gesellschaftskritische Analysen (z.B. von Foucault, Bourdieu, Habermas) einzubeziehen. In dieser Breite dokumentiert sich ein Übergang, vielleicht ein Klärungsprozess, vielleicht aber auch eine Unmöglichkeit der Klärung, sofern nicht die kon­struk­tivistisch oft zu allgemein auftretenden Weltannahmen präzisiert werden. Der bisherige Konstruktivismus ist ein Ausdruck postmodernen Denkens, wenn man als solches ein Denken in der Moderne bezeichnet, das selbst Zweifel am Objektivationsgehalt dieser Moderne anmeldet. Gleichwohl ist dieser Zweifel bisher oft noch so allgemein artikuliert, dass er auch für die konservativsten Momente dieser Moderne eingesetzt werden kann, wenn Konstruktivisten nämlich in Erkennt­nissolipsismus zurückfallen und damit eine bloß liberalistische Ideologie verkörpern, die alles erlaubt, was gemacht wird.

  • Innerhalb des Konstruktivismus entwickelte sich nach und nach ein Verständnis für systemische Prozesse, für Zirkularität, Rekursivität, Selbstorganisation, Selbstrefe­renz und vernetzte Systeme, was die Wissenschaft insgesamt kaum noch übergehen kann. Der Konstruktivismus hat – auch wenn er als Theorie noch im Entstehen sein mag – einen wichtigen Gedanken hierbei in der Diskussion betont, der mit der Kategorie des Beobachters bezeichnet wird. Wenn nämlich die Konstruktionshypothese von Wirklichkeit angemessen ist, dann bedeutet dies für die Konstruktion von Welt eine feststellende Instanz, die sich diese Konstruktion festhält, um sie überhaupt aussagen zu können. Dies ist der Beobachter, wobei jeder Mensch eine solch beobachtende Leistung hervorbringt. Aber dies geschieht komplex. Beobachterstandpunkte weichen voneinander ab, sie sind je subjektiv, gleichwohl gibt es zu jedem von ihnen Vorverständnisse, aus deren Kontexten sich Wahrheiten von Konstruktionen speisen. Konstruktive Vorgänge sind daher keineswegs kulturell nur willkürlich oder spontan. Konstrukte machen, wenn sie öffentlich und gesellschaftlich durchgesetzt werden, im Prozess der Moderne Begründungen durch Verständigungen, Konventionen und Standardisierungen erforderlich. Meine Theorie des Beobachters wird aus dieser Sicht auf das Scheitern jener Weltbilder hinweisen, die die Objektivität noch aus der Natur ablauschen (oder sehen oder lesen), die sie in sich widerspiegeln oder abbilden wollen, weil sie nur noch entdeckt werden muss. Die Kategorie Beobachter soll demgegenüber die aktive Rolle des Menschen ausdrücken, seine Welt selbst so zu erblicken, wie er sie in seinen Beobachtungen, in seinen Tätigkeiten und Produktionen sieht, wie sie aus dem Blick des Beobachters gesehen und gedacht wird. Es ist ein aktiver und gestaltender Beobachter und kein kontemplativer Geist, der die Welt bloß in sich aufnehmen will.10 Aber dieser aktive Geist steht als Beobachter in Vermittlung nicht nur mit sich, sondern auch mit der Beobachtung (seiner Kultur, seiner Zeit, seines sozialen Raums, auch der oben angesprochen Architektur – insgesamt: allem Beobachtbaren), denn als Geist muss er sich in irgendeiner Weise auf das Geistige eines Kulturkreises, auf den Horizont der Lebenswelt – und damit notwendig auf jene Anderen, die wie er oder anders blicken11 – beziehen. Damit tritt eine interaktionistische Perspektive notwendig in den Horizont des Konstruktivismus. Sie wird in dieser Arbeit argumentativ entfaltet und soll den noch „sprachlos“ oder willkürlich eingeführten Beobachter, wie er in dieser Einleitung erscheint, begründen.

  • Anschluss finden kann eine kulturalistische Wende des Konstruktivismus, wie ich sie etwas anders als Peter Janich (1996, 1999, 2001 a, b) vorschlage, insbesondere an den Pragmatismus, hier an George Herbert Mead und vor allem John Dewey, weil hier schon viele Einsichten entwickelt wurden, an die auch Konstruktivisten anschließen können. Innerhalb des gegenwärtigen Pragmatismus wird eine konstruktivistische Orientierung diskutiert (vgl. dazu z.B. Garrison 2008, Hickman/ Neubert/Reich 2009).

Diese vier Momente mögen genügen, die konstruktivistische Richtung anzugeben. Aber sie weisen in der Position eines Beobachters bereits Probleme auf, die durch die Formulierung eines konstruktivistischen Erkenntnisanspruches noch nicht gelöst sind.
Wo z.B. liegt der wesentliche Unterschied zwischen dem kontemplativen und dem aktiven Beobachter?12 Schlägt für jeden Beobachter die Konstruktion von Wirklichkeit nicht immer auch in die Rekonstruktion von Wirklichkeit um, also das, was man als gesellschaftliche Wiederkehr einer (kulturellen, hermeneutischen) Reproduktion bezeichnen kann,13 weil die nachfolgende Generation von der vorausgehenden sozialisiert wird? Was geschieht mit den bisherigen Beobachtungsleistungen traditioneller – nicht-konstruktivistischer – Theorien, die ja durchaus in ihren tradierten Teilen Ausdruck von Lebenswelt und Weltzuständen geworden sind? Sind solche Konstruktionen in einer konstruktivistischen Sicht aufhebbar? Und deutlicher noch: Kann oder will der Konstruktivismus die Herangehensweise der empirischen Orientierung, die sehr oft nach Naturwahrheiten und Naturgesetzen sucht, nur modifizieren oder kritisch aufheben, kritisieren, will er sie gar negieren? Wie stellt er sich zu den Weltzuständen, die durch solche Orientierung bereits erzeugt wurden? Oder im Fokus auf das Individuum und seine Interaktionen: Will der Konstruktivismus auf einer solipsistischen Ebene verharren, in der die Konstruktion eines jeden Individuums letztendlich in die Beliebigkeit einer subjektiven und singulären Setzung mündet, oder hält er eine interaktiv bezogene Theorie menschlicher Kommunikation für vordringlich, um Beobachtungskategorien für diesen Bereich bereitzustellen und ethische Sichtweisen und das Problem von Verständigungsgemeinschaften nicht in Beliebigkeit zerfallen zu lassen?
All diese Fragen schwanken zwischen dem Beobachter und der Beobachtung, denn eine Beobachtung definiert als Theorie des Wissens Ausschließungsgründe, an die sich Beobachter halten sollen. Aber wie groß ist hier der Freiraum?
Ich könnte den Fragekatalog beliebig erweitern und spezifizieren. Diese Arbeit soll dazu dienen, Fragen, die sich mir im Forschungsprozess zu den Paradoxien des Beobachters in Beobachtungen stellten, zu beantworten. Dabei entsteht eine neue Denkrichtung, die ich interaktionistischen Konstruktivismus nenne und die sich im Spektrum der kon­struktivistischen Ansätze als eine neue Variante präsentiert.
Nehme ich bisherige konstruktivistische Ansätze, dann ist es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass für mich nach Durchsicht der Theorien besonders drei Defizite – im Blick auf die Breite der Arbeiten und Antworten14 – zu überwinden wichtig geworden sind:

(1) Das Fehlen einer konstruktivistisch reflektierten Abgrenzung zu anderen Theorieströmungen der (Post-)Moderne, wobei Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Kränkung der Vernunft herausgearbeitet und der Platz des Konstruktivismus in dieser Bewegung argumentativ entfaltet wird. Zwar gibt es Überlegungen zur konstruk­tivistischen Methode15 und auch hinreichend Ansätze einer Thematisierung von speziel­len Fragen, aber es fehlt bei der sehr heterogenen Herleitung aus dem Stückwerk verschiedenster Disziplinen16 noch an Stringenz einer geisteswissenschaftlichen und gesellschaftlichen Herleitung und vor allem Offenlegung der sich daraus ergebenden erkenntnistheoretischen Probleme.

(2) Dies macht sich besonders am Fehlen einer spezifizierten Beobachtertheorie bemerkbar. Beobachtung bleibt ein nach Topik und Dynamik allgemeiner Platz, der zu wenig auf die Breite der rekonstruktiven Arbeiten (im Blick auf Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft usw.) bezogen und auf Möglichkeiten der Konstruktion und Dekon­struktion hin entfaltet wird. So erscheint die konstruktivistische Beobachtertheorie meist nur als ein erkenntnistheoretisches Problem der konsensuellen Abstimmung, ohne dass die darin liegende Standardisierung selbst in eine historisch-kritische Rekonstruktion ihrer Voraussetzungen eingebettet wird. Eine solche Sicht muss z.B. den in den Diskursen der Moderne reflektierten Philosophen, Soziologen oder Psychologen so lange als naiv erscheinen, wie sie in reduktiver Form in einem Grundmodell einfachster Wechselwirkungen verharrt. Sie verfehlt bisher insbesondere den Erkenntnisstand interaktionistischer Theorien aus philosophischer, soziologischer und psychologischer Sicht.

(3) Darin nun ist aber auch die Rolle der Subjektivität unklar, weil sie weder in ihrer inneren Zerrissenheit, die Freud mit der Unterscheidung von bewusst und unbewusst zu bestimmen versuchte, noch mit ihrer intersubjektiven Brisanz, die sich in konträren gesellschaftlichen Interessen spiegelt und vervielfältigt, hinreichend konfrontiert wird. Eine Negation solcher Konstellationen mit dem Hinweis, dass sich gerade in solchen Konstrukten traditionelle Weltbilder verbergen, die objektivistisch Welt abzubilden ver­suchen und mithin falsch sind, greift hier wenig, weil das Kriterium der Konstruktion ja auch solche Konstruktionen nicht mehr zu verbieten vermag, wenn der eigene Konstruktivismus denn nicht doch eine höhere, gleichsam die objektive Weltbeschreibung – vor allem von Biologen – darstellen will. Hier hilft man sich mit dem Begriff der Passung: Diese alten Theorien passen nicht mehr in die Aufgaben der heutigen Zeit. Dann aber hat man das Unpassende an ihnen herauszuarbeiten, dann muss eine konstruktivistische Beobachtertheorie auf sie argumentativ eingehen, um Distanz zu verdeutlichen oder Engagement zu entfalten.

Damit nun sind Ziel und Zweck dieser Arbeit vorgezeichnet. Sie will eine interaktionistisch-konstruktivistische Beobachtertheorie bestimmen helfen, die für sich ein Konstrukt, in der Handhabung eine mögliche Form der Verständigung über und für Beobachtungslösungen darstellen soll.17 Damit schließt sie neben dem Beobachter immer auch den Akteur und Teilnehmer in ihr Theoriekonzept ein.

Lassen wir uns auf eine Bestimmung des Platzes den Konstruktivismus in der Theoriegeschichte der (Post-)Moderne ein, dann werden wir vorrangig vor ein Problem gestellt, dass ich mit dem Begriff der Unschärfe bezeichnen möchte. Damit ist folgendes gemeint: Es ist ja längst auch in den Naturwissenschaften und der Mathematik hinreichend bekannt und seit Heisenberg und Gödel thematisiert, dass die Beobachtungsleistungen an bestimmten Stellen des Beobachtungsprozesses diesen selbst so beeinflussen, dass die vermeintlich eindeutige Beobachtung des „Da-Draußen“ durch die Teilnahme des Beobachters, des Menschen, und seine Konstruktion von Beobachtung unscharf wird. Für die Geisteswissenschaften wurde solche Unschärfe vielfältig diskutiert, weil hier deutlicher der Mensch als selbst konstruierender, als tätiger und teilnehmender „Beeinflussungsfaktor“ am Prozess dieser Konstruktion erkennbar und beobachtbar ist. Gleichwohl gibt es auch hier Unterschiede in der Unschärfe, die sich in der Zuschreibung eher objektivierender oder subjektivierender, anerkannter oder verneinter Theorien über Wirklichkeit dokumentieren. Mit Anerkennung und Verneinung sind jedoch nur die extremen Pole einer solchen Zustimmung oder Negation bezeichnet, denn dort, wo die Unschärfe zunehmend in Beobachtungsleistungen eindringt – diese Wirklichkeit eröffnet sich, wenn Wissenschaftler ihr enges, kausal konstruiertes, Beobachtungsfeld verlassen –, wird öfter als uns lieb sein mag mit dem Vielleicht gelebt werden müssen. Es ist dies für das Alltagsbewusstsein selbstverständlich. Keine Familie wird ihren Lebensalltag nach dem Beobachtungsmaßstab der Regeln eines Labors oder den Mustern statistischen Verhaltens führen können oder wollen. Für eine Beobachtertheorie aber wird es wichtig, solche Unterscheidungen genauer in den Blick zu nehmen, Rahmen und Kontexte von Unschärfe zu bestimmen, um den konstruierten Wirklichkeitsgehalt von Beobachtungen nicht in eine einheitlich unterstellte Unschärfe – bis hin zur Nichtsagbarkeit – zusammenfallen zu lassen.
Um Perspektiven eines interaktionistisch-konstruktivistischen Ansatzes vor diesem Hintergrund zu bestimmen, werde ich schrittweise vorgehen:
In Band 1 werden die Aspekte „der Beobachter“ und die „Unschärfe der Erkenntnis“ im Vordergrund stehen. In Band 2 geht es um „Beziehungen und Lebensformen“. Beide Bände bilden eine Einheit in der Argumentation, so dass die Kapitel über Band 1 hinaus fortgeschrieben werden.

Band 1:
Zunächst werde ich in Kapitel I. einführend auf Aspekte des Beobachters eingehen, um dabei zu verdeutlichen, dass die Konstruktion einer Beobachtertheorie nicht frei von einer Interpretation der historischen Diskurse selbst ist. Hier dringt die Unschärfe der Beobachtungen erkenntnisreflexiv bis in meinen Ansatz ein. Aber darin bleiben Rekonstruktionen von Beobachtung aufgehoben. Unter Bezugnahme insbesondere auf Norbert Elias und Michel Foucault will ich verdeutlichen helfen, dass das historische Auftreten einer konstruktivistischen Beobachtertheorie selbst nicht voraussetzungslos ist. Der Mangel historisch umfassender Studien wird damit allerdings nicht ausgeglichen. Er ist für die gegenwärtige Begründungsphase konstruktivistischer Ansichten auffällig. Andererseits werde ich im Verlauf der Arbeit, besonders in Band 2, Kapitel IV., zeigen, dass es genügend weitergehende Untersuchungen gibt, an die kon­struk­tivistisch angeknüpft werden kann.
Dann werde ich im Kapitel II. der Unschärferelation in den Beobachtungsleistungen im Sinne einer verobjektivierenden (inhaltlich bedeutungssetzenden) Weise – also dem, was wir in der Regel als wissenschaftlich bezeichnen – nachgehen. Dabei werde ich versuchen, einige für mich wichtige Kränkungsbewegungen, die das Unschärfeproblem aufweisen lassen, nachzuzeichnen, was allerdings keine Vollständigkeit erreichen kann. Ich diskutiere Kränkungsbewegungen, die uns im 20. Jahrhundert die Unschärfe überhaupt erst deutlich haben sehen und differenzieren lassen. Dabei spiele ich drei Kränkungsbewegungen durch:

  • Die erste ist der Relation von absolut und relativ gewidmet, wie sie insbesondere in der sprachphilosophischen Wende auftritt und in der jene Aspekte, die sich z.B. mit Habermas als Argumente für ein nachmetaphysisches Denken skizzieren lassen, differenziert aus Sicht unterschiedlicher Ansätze entfaltet werden. Aus dieser Kränkung heraus ist auch der bisherige Anspruch konstruktivistischer Ansätze meistens legitimiert.

  • Eine zweite Kränkung ist die des Selbst und des Anderen, wie sie vor allem durch interaktionistische Ansätze (meist unter Einbeziehung der ersten Kränkung) beschrieben wurde. Der symbolische Interaktionismus mag hierfür sinnbildend erscheinen. Es ist eine Form der Kränkungsbewegung, mit der sich Konstruktivisten bisher zu wenig auseinander gesetzt haben, wenngleich sie implizit in systemischen Beschreibungen von Kommunikation erscheint.

  • Die dritte Kränkung von bewusst und unbewusst geht von der Psychoanalyse Freuds aus, hat aber in der Entwicklung psychoanalytischer Ansätze selbst die anderen Kränkungsbewegungen – insbesondere bei Jacques Lacan – in sich aufgenommen. Sie wird zu einer wesentlichen Argumentationsfigur, um Defizite bisheriger konstruktivistischer Argumentationen – vor allem kognitivistische Reduktionen – aufzudecken.

Wenn der Band 1 damit der Herausarbeitung des eigenen Ansatzes durch argumentative Abgrenzung dient, so wird in Band 2 der Ansatz des interaktionistischen Konstruktivismus explizit entfaltet.

Band 2:
Erst im Nachhinein wird dem Leser beim Verfolgen der Argumentation klar, dass das Kapitel II. eine Schlüsselstelle dafür einnimmt, überhaupt zwei weitere Perspektiven in die konstruktivistische Argumentation einzufügen:
Kapitel III. unterscheidet die Beziehungswirklichkeit als besondere Perspektive des Beobachtens von der bisherigen Perspektive verobjektivierten (wissenschaftlichen) Beobachtens und der später folgenden Perspektive der Lebenswelt (in der inhaltliche Verobjektivierungen und Beziehungen gleichzeitig auftreten). In einem logischen Gedankenspiel werde ich zunächst nachzuweisen versuchen, dass die Beobachtung von Inhalts- und Beziehungsseiten, von Verobjektivierungen und Subjektivität sich radikal unterscheiden und damit auch verschiedene Bedingungen von Beobachtung erzwingen. Ich unterscheide deshalb eine Beziehungswirklichkeit von der zuvor in Band 1 domi­nierenden, wissenschaftlich verobjektivierenden, Beobachtungswelt. Die Wichtigkeit der Beziehungen ist sowohl durch die Notwendigkeit einer Verständigungsgemeinschaft als auch durch deren psychologisch beobachtbaren Interaktionszustand charakterisiert. Auch hier soll die Differenzierung der Beobachtertheorie und der Unschärfe dazu führen, Kriterien bereitzustellen, die die besondere Psycho-Logik von Beobachtungen in diesem Feld beschreibt und Unterschiede mit dem in Kapitel II. entwickelten Beobachtungsbereich herausarbeitet und erläutert. Dabei werde ich eine Theorie der interaktiven Konstruktion und Zirkularität entwickeln, die helfen soll, bisher eher unabhängig voneinander entstandene Analysen zur Beziehungswirklichkeit miteinander in einem Modell zu verbinden.
In Kapitel IV. gehe ich dann auf die Weltzustände und Lebensformen ein, die durch menschliche Produktionen als je gegenwärtige Rekonstruktionsaufgaben vorliegen. Auch für sie soll der Unschärfefaktor herausgearbeitet und eine dynamisierte Sicht erschlossen werden. Hier lässt sich eine gesellschaftskritische Sicht auf den Konstruktivismus beziehen und erörtern, inwieweit der Konstruktivismus re/de/kon­struktiv im Blick auf seine sozialen Voraussetzungen gedacht werden sollte. Es wird dabei ein eigener Ansatz eines sozialen Konstruktivismus entwickelt, der den Konstruktivismus als Ausdruck einer kulturellen und sozialen (interaktiven) Sicht bestimmt. Dabei werden insbesondere Fragen aufgenommen, die uns als soziale Konstrukteure von Wirklichkeiten in Objekt-, Macht- und Beziehungsfallen zeigen. Eine Reflexion solcher Fallen erscheint mir als notwendig, um den Konstruktivismus hinreichend auf Probleme der Lebenswelt zu beziehen. Hier erscheinen mir auch Mindestanforderungen an eine konstruktivistische Lebensweltanalyse und an ein Diskursmodell angebracht, um die Verständigungsgemeinschaft der Konstruktivisten anzuregen, ihre gewählten Beschränkungen und Ausschließungen zu reflektieren.
Mein Gedankengang geht also von der Beobachtung von Sachen und Menschen, d.h. ihrer Verobjektivierung durch Wissenschaft (Band 1, Kapitel II.), über zur Beziehungswirklichkeit, die als subjektiver und zirkulär interaktiver Alltagsort von Beobachtungen beschrieben wird (Band 2, Kapitel III.), bis hin zur Vermittlung dieser beiden idealtypischen Perspektiven, wie sie sich in der Beobachtung von Lebens-Welt und (Re-) Pro­duktionen immer schon als Voraussetzungen stellen oder hierin verändert werden (Band 2, Kapitel IV.).
Kapitel V. dient dazu, die zuvor erscheinende Spaltung der Beobachterbereiche (nach Kapiteln und in ihnen entfalteter Argumentation) zirkulär zu überwinden und so zu dynamisieren, wie es in den Konstruktionen immer wieder durch Beobachter, Akteure und Teilnehmer geschieht. Hierzu habe ich häufiger gestellte Fragen von denjenigen aufgenommen, die sich mit meinen Ansatz auseinandersetzten.

Die Komplexität der Argumentation, auf die ich mich einlasse und zu der ich den Leser anregen möchte, steht in vielen Schwierigkeiten, die vor allem durch die Begrenztheit des Wissens eines Autors gesetzt sind. Hier wird sich auch im Fortgang der Argumen­tation angesichts der Komplexität des Themas weder Anfang noch Ende aufweisen lassen, sondern eine Argumentationsweise, die im Bemühen steht, gewisse Kerne der Begründung, Denkfigurationen und Gedankenreisen herauszupräparieren. Dabei domi­niert die Abstraktion, die mit Illustrationen begrenzter Art angereichert wird. Gleichwohl bin ich mir darüber im klaren, dass es erforderlich ist, viele der hier entwickelten abstrakten Zusammenhänge auf konkretere Bezugssysteme anzuwenden, so wie ich es beispielsweise in meiner Einführung in die „Systemisch-konstruktivistische Pädagogik“ (2005) und in die „Konstruktivistische Didaktik“ (2008) auch schon versucht habe. Die breite Rezeption dieser Bücher und des dabei vertretenen Ansatzes ermutigen mich, auch Leser für die dahinter stehenden Begründungsdiskurse, wie sie hier ausgeführt werden, interessieren zu können.

Die hier vorgelegte Argumentation wird viele Konstruktivisten überraschen. Entgegen der üblichen Herleitung aus Biologie, Kybernetik oder Chaostheorie, aus Systemtheorie oder anderen scheinbar „harten“ Wissenschaften, versuche ich eine kulturtheoretische Argumentation, also eine eher „weichere“ Begründung. Dies scheint mir notwendig, um den Konstruktivismus aus einer reduktiven Denk- und Argumentationsfalle zu befreien. Kulturtheorie bedeutet für mich auch, dass Konstruktivisten nicht alles in der Welt neu erfinden können, sondern sich dem symbolischen Wissen ihrer Kultur argumentativ zu stellen haben. So suche ich nicht nur Anschluss an neuere konstruktivistische Theorien,18 sondern vor allem an grundlegend erachtete Theorieschulen, die aus der Philosophie (insbesondere Hegel, Nietzsche), der Psychologie (neben Piaget vor allem Freud und Lacan) und der Kulturtheorie/Soziologie (insbesondere Mead, Dewey, Elias, Habermas, Foucault, Bourdieu) sich vorrangig zusammensetzen. In Band 1 gehe ich vor allem der Unschärferelation in den Geisteswissenschaften nach, um hieraus Konsequenzen für eine Begründung eines kulturoffenen Konstruktivismus zu ziehen und ein neuartig begründetes konstruktivistisches Verständnis abzuleiten. In Band 2 führt die Anerkennung der Unschärfe zu konkreten Kritikpunkten an anderen Ansätzen und Lösungsversuchen, die in einen Vorschlag eines konstruktivistischen Diskursmodells münden. Damit beabsichtige ich nicht die Etablierung einer konstruktivistisch verbindlichen Orthodoxie, sondern ich versuche Grenz- bzw. Rahmenbedingungen zu bezeichnen und argumentativ zu entwickeln, die konstruktivistisch orientierte Denker, ja, die vielleicht auch andere Denkrichtungen, beachten sollten, um sich der Beobachtervielfalt und der Pluralität von Wirklichkeitskonstruktionen der Gegenwart zu öffnen und diese zugleich auch kritisch zu reflektieren. Die Differenzierung der Wirklichkeit als beobachtbare und beobachtete Wirklichkeiten von Beobachtern, die handelnde Akteure und Teilnehmer bestimmter (Vor-) Verständigungen mit ihren Re/De/Konstruktionen sind – und diesen Plural werde ich erläutern müssen – ist hauptsächliches Ziel dieser Arbeit.

 

Fußnoten


1Vgl. dazu als Einführungen insbesondere Schmidt (1987, 1992 a), Rusch/Schmidt (1992, 1994 a,b), Rusch (1987).

2 Zu einem gewissen Teil wird solche Neuerfindung in den fortlaufenden Generationen aber immer wiederkehren.

3 Vgl. dazu bes. Maturana (1982, 1991); Maturana und Varela (1987); zur Einführung z.B. Schmidt (1987, 1992 a). Eine Abgrenzung zu Maturana findet sich weiter unten in Band 1, Kapitel II.1.5.1.1.

4 Vor allem den methodischen Konstruktivismus der „Erlanger Schule“; vgl. z.B. Janich (1992 a,b, 1996).

5 Dies wird neuerdings ansatzweise in viel zu bescheidenem Ausmaß nachzuholen versucht; vgl. z.B. von Glasersfeld (1992 a, 1996).

6 Zur Kritik an Luhmann vgl. Kapitel II.2.5.

7 Vgl. dazu insbesondere Kapitel II..4; 1.5.

8 Hier ist zu betonen, dass diese Relativierung innerhalb der Kompetenz der Geisteswissenschaft differenziert in der Philosophie, Psychologie und Soziologie in ihren unterschiedlichen Theorieströmungen selbst erfolgte; vgl. hierzu z.B. Habermas (1991 a). Die explizit konstruktivistischen Studien in Bezug auf diese Gebiete sind noch zu sehr engführend und wenig kulturtheoretisch begründet. Darauf wird weiter unten zurückzukommen sein.

9 Besonders populär wurden in diesem Bereich die Arbeiten mit und um Watzlawick. Vgl. z.B. (1985 a,b, 1988 a,b, 1990 a, 1991).

10 Die erkenntniskritische Position Kants gegenüber naiver Weltaufnahme wird im Blick auf dieses Problem vorausgesetzt, ohne noch näher ausgeführt zu werden.

11 Ich unterstelle nicht, dass sie nur blicken. Stimme und Gehör, Tasten und Fühlen, alle sinnlichen und wahrnehmenden Qualitäten sind für uns in Vermittlung mit dem Blicken zu beachten.

12 Diese Frage hat besonders Hannah Arendt beschäftigt. Sie scheint auch mir im Blick auf die politischen Konsequenzen von Beobachtungen ausschlaggebend.

13 Im Blick auf die Hermeneutik siehe zu diesem Problemkreis vor allem Gadamer.

14 Es mag im Einzelfall durchaus Gegenbewegungen innerhalb des Konstruktivismus zu den von mir beschriebenen Defiziten geben; es handelt sich hierbei aber nicht um durchsetzungsstarke Positionen in der bisherigen Diskussion.

15 Dies wird immerhin vom methodischen Konstruktivismus der Erlanger Schule ausführlich thematisiert und dargestellt. Darauf komme ich in Kapitel II. 1.5.2. zurück.

16 Dieses Stückwerk wird durch Einzeltheorien, Stücken aus dem Werk verschiedener Disziplinen wie Biologie, Kybernetik, Sprachtheorie, konstruktivistisch orientierte Psychologie u.a. gebildet, die Schmidt (1987, 1992 a) als Bezugspunkte nennt.

17 Sie setzt an allen genannten Problempunkten an. Inwieweit sich daraus einheitlichere Gesichtspunkte zur konstruktivistischen Theoriebildung ableiten lassen, bleibt offen. Versuche der Konkretisierung meiner Einsichten für die Pädagogik habe ich in Reich (2005, 2008) unternommen.

18 Die Kenntnis solcher Theorien wird hier aber nicht systematisch in die Breite entfaltet, sondern teilweise vorausgesetzt. Da ich jedoch ganz anders als bisherige Konstruktivisten meine Theorie situiere, mag sie zunächst auch für jene lesenswert sein, die sie als Einführung in einen Konstruktivismus nehmen wollen, dem sie nachträglich andere zur Abgleichung oder Kritik entgegensetzen könnten. Deshalb versuche ich insbesondere im Kapitel II. 1.4 und 1.5 andere konstruktivistische Theorien zumindest dem Grunde nach auch darzustellen.

 

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