Interaktionistischer Konstruktivismus
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Kersten Reich
Humanwissenschaftliche Fakultät
Erziehungs- und Sozialwissenschaften
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Kersten Reich
last update: 31.08.2007 15:31
 
 

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Einführung ( 2 / 4 ) pdf-symbol (18,4 KB)

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Das Imaginäre verhindert, daß wir andere so sehen können, wie sie »sind«, aber es ermöglicht, daß wir ihnen mit Begehren, Wünschen, Motiven begegnen. Hier ist jede moralische Einstellung zu vermissen, und der Mensch scheint aus diesen egozentrischen Perspektiven wenig für soziale Kohärenz geschaffen. Dennoch aber hängen wir in Beziehungen vor allem an unseren Imaginationen, mittels derer wir uns verknüpfen oder die Illusion einer Verknüpfung erwägen. Verliebte sind vor allem deshalb für ihre Umwelt schwer zu ertragen, weil sie diese Illusion blinden Verstehens übertreiben, was einerseits gerne Neid auf solches Glück und andererseits eine distanzierende Rationaliserung dieser Erfahrung, die als vergänglich gilt, erzeugt. Doch ist solche Liebe nur einer der Protagonisten des Imaginären ... Was treibt uns an, bestimmte Dinge zu tun? Warum diese und keine anderen? Was bestimmt Bevorzugungen, Auslassungen, Sympathien und Antipathien usw.? Wie gerne würden wir oft die Imaginationen unserer Mitmenschen kontrollieren (und ist die Werbung nicht eine wachsende Aussageform hierfür)? In unseren Tagträumen funktioniert so viel, was in der Welt weder zählt noch möglich ist.

   
 

Das Symbolische dient aber der Begrenzung unseres imaginären Überschwangs. Mitunter reicht es so weit, daß das Imaginäre zwar nicht vernichtet, aber entscheidend begrenzt wird. Dies mag ganz positiv erscheinen: Keine Kultur kommt in ihren Manifestationen - Ästhetik, Kunst, Religion, Wissenschaft usw. - ohne das Symbolische aus. Seine Begrenzungen mögen oft das Imaginäre behindern, aber sie setzen ihm auch Ziele und geben ihm Objekte der Lust und des Begehrens. Das Symbolische ist die Abarbeitungsform, mit der wir das Imaginäre erst systematisch erfassen, besprechen und diskutieren lernen. So dient es der Darstellung des Imaginären, was die imaginären Reize faßbar, begreifbar, kommunizierbar werden läßt. Hierauf gründen sich Aussagen über Schönheit und angenehme Gefühle, über positive Erlebnisse usw. Gleichwohl führt eine permanente Dominanz des Symbolischen zur Erstarrung des Imaginären, weil die Fülle der Bedeutungen als Festlegungen das Imaginäre in eine Gefangenschaft setzt, deren Grenzen das Vorstellen überhaupt einengen.

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