KANT II

17.-19. Oktober 2008

Beiträge zur 2. Kölner Afrikawissenschaftlichen Nachwuchstagung (KANT II)

Herausgegeben von
Marilena Thanassoula, Kathrin Kolossa, Claudia Baasner, Peter André Rodekuhr, Marc Seifert, Nico Nassenstein, Anne-Kathrin Horstmann, Christoph Vogel, Larissa-Diana Fuhrmann
am Institut für Afrikanistik der Universität zu Köln, 2009

Einblicke in die Sprache

6. Demonstrative im Mbembe (Jukunoid)

Doris Richter genannt Kemmermann, Universität Köln

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Mbembe ist eine zentral-jukunoide Sprache, die im Grenzgebiet zwischen Nigeria und Kamerun gesprochen wird. Die hier vorgestellten Dialekte sind im Nordwesten Kameruns lokalisiert.

Die Demonstrativpronomen sind unabhängige Pronomen, die in Subjekts- oder Objektsposition als Substitut für das Nomen stehen. Die Demonstrativartikel modifizieren das Nomen mit dem sie stehen. Die Demonstrativadverbien sind vergleichbar mit den englischen Adverbien ‘here’ und ‘there’ und die so genannten Identifikationsdemonstrative werden in Kopula- oder verblosen Sätzen verwendet.

Anhand dieses Rahmenwerks werden die Demonstrative im Mbembe in ihrer Struktur und Verwendung vorgestellt. Darüber hinaus wird ihre Etymologie mit Hilfe der vorhandenen Literatur zum Mbembe, sowie durch den Vergleich mit anderen jukunoiden Sprachen untersucht.

 

7. Die Historizität von Sprache im Spannungsfeld universalistischer Sprachtheorien

Steffen Lorenz, Universität Köln

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Im Laufe meines Afrikanistikstudiums wurde ich mit einer Vielzahl an Eigenheiten menschlicher Sprache konfrontiert. So wurden mir etwa Sprachunterschiede unter anderem in Form unterschiedlicher Sprachfamilien aufgezeigt oder Entwicklungen von Sprachen mittels Stammbäumen verdeutlicht. Beim Blick hinter diese Darstellungen stellt sich mir dann die Frage nach der Ursache beziehungsweise dem Motor dieser Entwicklungen und Unterschiede. Fragen wie etwa: „Wie ist Sprache entstanden?“, „Wie hat sie sich entwickelt?“ oder: „Wie erklären sich Sprachvarianz und Sprachverschiedenheit?“.

Auf diese Fragen gibt es allerdings nicht nur eine Antwort. Vielmehr folgen aus ihnen zwei zueinander in vollkommenem Gegensatz stehende Lösungsansätze. Auf der einen Seite steht dabei, dass die menschliche Sprache gleich der menschlichen Gesellschaft einem historischen Wandel unterworfen ist. Man spricht deshalb auch von der so genannten Historizität von Sprache. Dem gegenüber steht die weit verbreitete Vorstellung einer genetisch bedingten Prägung der menschlichen Sprache, welche eben keine historisch basierende Entwicklung nimmt.

 

8. Verhältnis zwischen Determinante und Relativpronomen im Wolof aus deutscher Perspektive

Saliou Mbaye M.A., Universität zu Köln

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Die Wolof-Sprache gehört zur westatlantischen Sprachfamilie, einer Untergruppe der Niger-Kongo-Sprachen. Sie wird überwiegend im Senegal gesprochen. Etwa 80% der Senegalesischen Bevölkerung beherrschen die Sprache und machen Wolof zur faktischen Umgangssprache des Landes. Wolof wird auch in Gambia und Mauretanien gesprochen. Wolof, eine Klassensprache, unterscheidet nicht zwischen Maskulinum, Femininum und Neutrum, drei Geschlechtern, die sich die deutsche Substantivwelt teilen. In Wolof sind die Substantive in zehn bzw. zwölf Klassen eingeteilt.

 

9. Skopusverhältnisse der nominalen Quantoren im Swahili

Marilena Thanassoula, Universität zu Köln

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In diesem Artikel möchte ich die Ergebnisse meiner Magisterarbeit vorstellen, die ich im Dezember 2006 mit dem Titel „Zur Wortstellung im Swahili: Syntax und Semantik im Kontext“ an der Universität zu Köln vorgelegt habe (Thanassoula 2006). Ziel dieser Arbeit ist es, die Skopusverhältnissen zwischen nominalen Quantoren im Swahili zu untersuchen.
Zunächst möchte ich eine entscheidende Frage stellen: Warum, sich mit Skopus zu beschäftigen? In theoretischen Versuchen bemühen sich die Wissenschaftler die Ebenen der Grammatik zu distinguieren und jede Ebene vollständig, d.h. „an sich“ zu definieren. Skopus ist deshalb von großem Interesse, weil in diesem Fall die verschiedenen theoretischen Abgrenzungen zu Fehlschlüssen verleiten. Vielmehr ist das Zusammenspiel von Syntax, Semantik und Pragmatik der am ehesten geeignet erscheinende Ausgangspunkt, sich dem Phänomen Skopus zu nähern. Darüber hinaus zählen Weltwissen und der kulturelle Kontext zu den Faktoren, die die Skopusverhältnisse eines Satzes, und somit dessen Bedeutung, beeinflussen.

 

Einblicke in die Kunst

10. Zwischen Anthropologie und Fotografie – Problem der frühen anthropologischen Fotografie bis in die 1920er Jahre

Young Woo Lee, Universität Köln

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Seit der Erfindung der Fotografie bzw. des fotografischen Verfahrens schenkt diese neue Technik den Menschen die neuartige Wahrnehmungsmöglichkeit mit voller Begeisterung. Nun hatten vor allem die Reisenden die Möglichkeit, das in den fremden Orten Gesehene als ‚authentisches’ Bild nach Hause zu bringen, wobei zunächst die Identifizierung des Gegenstandes wichtiger als seine Wahrnehmung war, was aber bei der Malerei nicht unbedingt so gewesen war.

Sie wird zunächst wegen ihrer ‚Detailtreue’ und ‚Zuverlässigkeit’ als wunderbares Reproduktionsmittel der ‚Realität’ geschätzt. Nicht nur Maler, sondern auch Naturforscher sowie Anthropologen erkannten den Wert dieser Erfindung für die wissenschaftliche Arbeit.

 

11. Autobiographisches Schreiben in Afrika am Beispiel der senegalesischen Autorin Fatou Diome

Christina Löber, Universität Köln

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Seitdem afrikanische Autoren in europäischen Sprachen schreiben und insbesondere seit den 1990er Jahren stellen sie mit ihren autobiographischen Diskursen das westliche Gattungskonzept der Autobiographie in Frage. Während in der Literaturwissenschaft spätestens seit Paul de Man nicht mehr davon ausgegangen wird, dass autobiographische Texte ausschließlich die „Wirklichkeit“ abbilden, sondern ihr Charakter als Konstrukt, als fiktionaler Text anerkannt ist, der sich nicht mehr als einheitliche Gattung fassen lässt, sondern durch post-moderne Schreibweisen entgrenzt wird, wurden und werden autobiographische Texte afrikanischer Autoren weiterhin am traditionellen, westlichen Literaturkanon (Augustinus, Rousseau, Goethe) gemessen. Vor diesem Hintergrund wurde AfrikanerInnen das Genre der Autobiographie, verstanden als eine Textsorte, die sich aus einem europäischen Verständnis des autonomen Individuums speist, das letztendlich zu einer geglückten Identitätsfindung gelangt, häufig abgesprochen. Dabei bietet gerade die Autobiographie afrikanischen Autoren jedoch die Möglichkeit, gegen solche europäischen Modelle anzuschreiben, sie zu ironisieren, die Grenzen der verschiedenen Genres aufzubrechen und etwa aus Roman, Novelle, Initiationsgeschichte, Epos und Autobiographie eigene, neue literarische Formen zu erschaffen. So bringen die hybriden kulturellen Identitäten der AutorInnen, die sowohl von afrikanischen, als auch von westlichen Denkmodellen geprägt sind, auch hybride autobiographische Textformen hervor, die sich zwischen den Gattungen und Kulturen bewegen und möglicherweise die Abgrenzung des „Ich“ vom kollektiven „Wir“ nicht immer in der eindeutigen Weise treffen, wie wir es als westliche LeserInnen gewohnt sind.

 

12. Die Eigenschaft der Sambilikita-Heldenmythen als Ausdruck einer Südwestbantu-Werte- und Kulturgemeinschaft

Marc Seifert, Universität zu Köln

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Orale Texte, vornehmlich Volkserzählungen, wurden seit den Anfängen der Afrikanistik fast ausschließlich als Belege für die linguistische Arbeit verwendet. Erst in den 1970er-Jahren trat die Bedeutung der Texte als literarische Produktionen in den Vordergrund. Entsprechend konzentriert sich die Forschung seither auf Fragen der Textproduktion, Textästhetik, Textmorphologie und Textinterpretation.

Rüdiger SCHOTT als Vertreter einer ethnologischen Motivforschung sieht Volkserzählungen – fast in Anlehnung an die Ideen eines Leo Frobenius – als einen Schlüssel zur Erschließung der kulturellen Innenansichten afrikanischer Ethnien an. Dies führte ab Mitte der 1980er-Jahre zur stärkeren Berücksichtigung der kulturellen Binnenperspektive bei der Interpretation der Texte bzw. dem Versuch der Entschlüsselung ihrer Botschaften. Spätestens seit den Arbeiten von Wilhelm MÖHLIG und Thomas GEIDER gilt die kulturelle Binnenperspektive bzw. kulturelles Insiderwissen bei der Auslegung der Texte als unverzichtbar.

Für die Untersuchung der von mehreren Bantu-Gruppen Nordnamibias, Zentral- und Südangolas tradierten Sambilikita-Heldenerzählungen scheint eine kulturelle Binnenperspektive allein jedoch nicht auszureichen. Die Texte sind geprägt von Themen, wie z.B. dem sakralen Königtum, spezifischen Verschlingerkonzepten, regionaltypischen Elementen der magischen Flucht etc. die sich nicht einzig einer Kultur oder Literatur zuordnen lassen.

 

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