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Praktikum am Moses-Mendelsohn-Zentrum

von Nathanael Riemer


Eigentlich wollte ich ein Praktikum an einer Forschungseinrichtung in Israel machen. Aus finanziellen Gründen entschied ich mich jedoch anders und bemühte mich stattdessen um einen Praktikumsplatz am Moses-Mendelsohn-Zentrum in Potsdam. Innerhalb kurzer Zeit erhielt ich von dort eine Zusage und begann nach einer intensiven Einführung mit meiner Arbeit. Diese bestand darin, Sonderdrucke, die zum großen Teil mit handschriftlichen Widmungen, Notizen und Briefen versehen sind, möglichst so nach den Regeln der allgemeinen Katalogisierung (RAK) zu erfassen, daß die ursprüngliche Ordnung erhalten bleibt, um nachfolgenden Bearbeitern Rückschlüsse auf die Arbeitsgewohnheiten und den Bekanntenkreis des Anlegers zu ermöglichen.

Die zweite Aufgabe lag in der Bestandssicherung von jüdischen Zeitungen und Monatszeitschriften, die im Zeitraum von 1910-1980 erschienen. Diese Publikationen sind Teil des Nachlasses von Alex Bein, einem deutschen Juden, der von 1927 Archivar im Reichsarchiv in Potsdam war, 1933 nach Palästina emigrierte und dort u.a. den Nachlaß Theodor Herzls bearbeitete und herausgab. Einen wesentlichen Beitrag leistete er zum Aufbau des israelischen Bibliothekarswesen. Die Bestandssicherung des Bein-Nachlasses ist eines der dringlichsten Arbeiten der Bibliothek im MMZ, da ein Teil, vorwiegend die von 1910-1939 erschienenen, teilweise unersetzlichen Veröffentlichungen, durch den Überseetransport von Israel nach Deutschland Schaden erlitten und starken Zersetzungsprozessen ausgesetzt sind. Darüber hinaus wurde ich mit Literaturrecherchen für die wissenschaftlichen Mitarbeiter des Hauses beauftragt.

Das Praktikum bot mir nicht nur die Möglichkeit, in die Forschungsbereiche und -vorhaben des MMZ’s einzusehen, mich mit den Lehrbeauftragten der Jüdischen Studien der Universität Potsdam auszutauschen, sondern mich auch in eigene Interessensgebiete einzuarbeiten.

Weiter sorgte die Nähe der Großstadt Berlins dafür, daß ich ihr kulurelles Leben in vollen Zügen genießen konnte.

Zum Schluß möchte ich die intensive Praktikantenbetreuung durch die Mitarbeiter, in Sonderheit die der Bibliothekarinnen, hervorheben. Für die an praktischer wissenschaftlicher Arbeit interessierten StudentInnen kann ich das MMZ nur empfehlen. Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es dort genug.


Ulpan als Urlaubsalternative

von Sandra Hoffmann


Hebräisch lernen im Ulpan ist das ultimative Muß-Lernvergnügen für den Judaistik-Studenten - dachte ich und suchte mir einen Ulpan an einer Universität in Israel. Da ich beabsichtige, in naher Zukunft ein Auslandsjahr in Israel zu verbringen, wollte ich bei dieser Gelegenheit mir eine Universität genauer anschauen. Welche Stadt kommt denn für mich in Frage ? Das Studium ist nicht alles und warum soll man da hingehen, wo alle hingehen ? Nach Jerusalem kriegen mich keine zehn Pferde, Beer Sheva - wo ist das ?, Tel Aviv kenne ich, also bleibt nur noch Haifa übrig. Ich kann nur sagen, daß ich meine Entscheidung für Haifa nicht bereut habe. Nicht nur daß ich mich in der Stadt wohlgefühlt habe, denn Haifa hat mehr als den Bahai-Tempel zu bieten, und viele neue Freunde jetzt dort habe, sondern daß mir auch die Universität mit ihren Einrichtungen und Angeboten sehr zugesprochen hat. Aber diesen Sommer hat sich alles erstmal auf den Ulpan beschränkt.

Von Sommerurlaub kann man weiß Gott nicht sprechen, Hebräisch bis zum Abwinken, lernen, lernen,lernen, jede Woche einen Test, Referate auf Hebräisch, Erfolgserlebnisse, nachdem man endlich nach zehn mal Hören die Nachrichten verstanden hat, obwohl es hinterher immer noch 6 verschiedene Versionen gab ! Zum Leid vieler wurde so viel Grammatik wiederholt, daß ich zum Schluß nicht mehr sicher war, sie jemals zuvor gelernt zu haben. Eine richtige Enttäuschung gab es allerdings auch. Die Klassenstärke von durchschnittlich 24 Studenten war für meine Begriffe einfach zu groß, um genügend Sprachpraxis zu erlangen, was von den meisten beklagt wurde.

Mein großer Vorteil war, daß ich nicht im Studentenwohnheim gewohnt habe, sondern in einer WG mit zwei Israelinnen, in einer hebräischen Umgebung sozusagen. Zusätzlich zum Sprachkurs wurden Vorträge auf hebräisch zu verschiedenen gesellschaftlichen israelischen Themen und fieldtrips in die nähere Umgebung angeboten. Es fand auch eine Vortragsreihe zu "Aspects of Judaism" statt, die allerdings auf englisch gehalten wurde.

Wie schon gesagt ist Lernen nicht alles und ohne die neuen Freundschaften, die sich in "kitah dalet" entwickelt haben, hätten wir alle nicht so viel Spaß gehabt und den Ulpan so gut bewältigt! Da Israelis mit Fremden bekanntlich kein Hebräisch sprechen - koste es, was es wolle - wurde Hebräisch unter uns zur "Ausgangssprache" und so haben wir alle unser Ziel erreicht.