Projekthintergrund und Forschungsgeschichte




Weidemanagement und Nachhaltigkeit -
ökonomischer und ökologischer Erfolg verschiedener Nutzungsformen einer Savanne Nord-Namibias


Savannen sind der häufigste Vegetationstyp der Tropen und Subtropen. Die Savannen des afrikanischen Kontinents sind z.T. bereits seit Tausenden von Jahren produktive Weideländer. Heute sind sie die Heimat eines Großteils der afrikanischen Bevölkerung. Durch eine nicht angepasste Nutzung sind Savannen heute jedoch zunehmend gefährdet.
Bedenkt man die enorme wirtschaftliche Bedeutung dieses Ökosystems, dann ist es erstaunlich, wie wenig wir immer noch um die ökologischen Zusammenhänge wissen. Die dynamischen Prozesse in Savannen-Weideländern sind allerdings auch ausgesprochen komplex. Ohne ein fundamentales Verständnis dieser Prozesse ist es unmöglich, angepasste Formen der Landnutzung zu identifizieren oder gar zu entwickeln. Am ehesten lässt sich ein solches Verständnis über einen interdisziplinären Ansatz erlangen. Dabei wird eine weideökologische Forschung mit Analysen der Wertesysteme und der ökonomischen Lebensfähigkeit des jeweiligen Nutzungskonzepts verknüpft.

Unser Umweltforschungsprojekt „Weidemanagement und Nachhaltigkeit - Ökonomischer und ökologischer Erfolg verschiedener Nutzungsformen einer Savanne Nordnamibias“ hat daher ein grundlegend fächerübergreifendes Forschungsdesign. Seine wissenschaftlichen Wurzeln liegen im Sonderforschungsbereich ACACIA an der Universität Köln.

Das Projekt konzentriert sich auf eine Bewertung des Weidemanagements:

  • "Welches Weidesystem ist aus ethnologischer und ökonomischer Sicht das erfolgreichste ?"
    (im Sinne von rentabel, risikominimierend und sozial akzeptiert)
  • "Welches Weidesystem ist das ökologisch erfolgreichste?"
    (im Sinne von ressourcenschonend und produktivitätserhaltend)?“

Wir werden vier verschiedene Weidesysteme im nordwestlichen Namibia vergleichen, die auf räumlich eng begrenztem Gebiet liegen:

  • Pastoralnomadismus (ein Gebiet im Kaokoland unter traditioneller Nutzung durch die Himba);
  • Communal Conservancy (kommunale Landnutzung der Herero in staatlich geförderten Wildschutzgebieten);
  • Cattle Farm (konservativ bewirtschaftete Rinderfarmen);
  • Game Farm (ehemalige Rinderfarmen, die nun über Wildbesatz bewirtschaftet werden).

Um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten, arbeiten wir in allen vier Fallstudien mit gleichen Methoden. So untersuchen wir Vegetationsveränderungen auf Monitoringflächen, die wir entlang von Landnutzungsgradienten anlegen (d.h. wegführend von Wasserstellen oder Siedlungen). Um das Regenerationspotential der Vegetation abschätzen zu können, errichten wir Weideauschlussflächen. Studien zur Demographie, zur Haushaltsökonomie und zu sozialen Netzwerken dienen der Untersuchung der sozio-ökonomischen Nachhaltigkeitskriterien. Wir befragen Hirten und Farmer nach ihrer Futterartenkenntnis, ihrer Wahrnehmung von aktueller und früherer Degradation. Zusätzlich werden wir ihre Konzeptualisierung von Degradation untersuchen.

Die Ergebnisse unseres Projektes ermöglichen ein Aufdecken kausaler Wirkzusammenhänge in den untersuchten Weidesystemen und damit ein Prozessverständnis, das für die Entwicklung von adäquaten Management-Maßnahmen unabdingbar ist.