PROJEKTHINTERGRUND




Indigene und wissenschaftliche Umweltwahrnehmung
(Jenny Eisold)

 

Aufgrund der komplexen Verknüpfungen von sozialen, ökonomischen, politischen und ökologischen Herausforderungen scheint eine allein wissenschaftliche Herangehens-weise an Mensch-Umwelt-Beziehungen nicht mehr ausreichend (Kaschula et al. 2005).
“Most progress towards sustainable land management will derive from synergy of local and scientific knowledge” (Payton et. al. 2003)

 

Ziel

Ziel dieser Arbeit ist das Erfassen von Parallelen und Differenzen der Umweltwahrnehmung aus indigener und wissenschaftlicher Sicht. Aus diesem Vergleich soll eine Synthese der beiden Sichtweisen resultieren, deren weiteres Ziel Vorschläge für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement sind. Im Mittelpunkt der Untersuchungen wird die Wahrnehmung natürlicher Prozesse unter besonderer Berücksichtigung der Weideökologie und des Weide-managements von Savannen des südlichen Afrika stehen. Zusätzlich werden verschiedene Landschafts-Klassifikationen verglichen, um hier Unterschiede und Parallelen in der Umwelt-wahrnehmung detailliert erfassen zu können (siehe Abb.1).


Abb. 1: Konzept zum Vergleich indigener und wissenschaftlicher Umweltwahrnehmung.

 

Fragen

 

 

Forschungsrelevanz

Zur Verknüpfung von indigenem und wissenschaftlichem Verständnis schreibt der Expertenrat der UNO: “There is a clear lack of connection between traditional knowledge and scientific understanding of the same phenomena.” (UNCCD, 2004)

Mit Hilfe einer solchen Synthese können

  • Partnerschaften zur gemeinsamen Problembewältigung aufgebaut werden;
  • Techniken identifiziert werden, die auch auf andere Regionen übertragbar sind
  • Nachhaltigere Wirschaftsformen entwickelt werden.

Herausforderungen

Traditionelles und wissenschaftliches Wissen können nicht einfach nebeneinander gestellt und verglichen werden. Es müssen die unterschiedlichen Dynamiken und Grundlagen berücksichtigt werden. Beispiele sind in Tabelle 1 aufgeführt.

 

Tab 1: Vergleich indigener und wissenschaftlicher Systeme (nach Wolfe et. al. 1999)


 

Methoden


Um die unterschiedlichen Dynamiken der beiden Systeme herauszuarbeiten, sind spezielle Methoden notwendig. Indigenes Wissen kann nicht einfach in die wissenschaftlichen Klassifikationssysteme übertragen werden. Gerade bei den Aufnahmemethoden sollte auf Dialog und Teilnahme gesetzt werden.

 

Sampling design


Weidemanagement mit unterschiedlichem Hintergrund

  • Pastoralisten, Conservancies
    • Himba
    • Herero
  • Kommerzielle Rinderfarmer

Empirische Methoden

1. Participatory Rural Appraisal (PRA) (Link)

Vorteile: hohe Partizipation, ermöglicht Unabhängigkeit.

Mögliche Vorgehensweisen:

  • Kartenerstellung (von Landschaftseinheiten und Schlüsselressourcen) durch Dorf- oder Gruppenmeetings
  • Persönliche, semistrukturierte Interviews (z.B. über Schlüsselressourcen oder Landschaftseinheiten)
  • Transektläufe
  • Jahreszeitenkalender
  • Diagramme
  • “Problem Ranking“
  • „Future Possible“ - Vorraussagen
  • Gruppen-Interviews/ -Meetings und Ausstellungen der bis dato gefundenen Ergebnisse zur Überprüfung und Verfeinerung der Informationen (Bernard, 1998)

2. Vegetationsökologie
(siehe auch Range ecology methods)

  • Artenlisten
  • Beta-Diversität
  • Aufnahme des Störungsregime

3. Abiotische Umweltfaktoren

  • Makro- and Mikrorelief (Geomorphologie)
  • Bodenparameter (Profil, pH-Wert, org. Kohlenstoff, austauschbare Kationen Partikelgröße)
  • Niederschlagsdaten
  • Räumliche und zeitliche Verfügbarkeit der Ressource Wasser (Wasserlöcher)

Die erste Feldphase findet von April bis Juli 2006 statt. Die Daten werden mit Hilfe verschiedener statistischer Methoden ausgewertet (z.B. univariate Statistik wie ANOVA und multivariate Statistik wie Clusteranalyse, DCA and PCA).


Literatur

  • Bernard, H.R. (1998) Handbook of methods in cultural anthropology. Altamira Press, Walnut Creek
  • Wolfe J., Bechard, C., Cizek P. and Cole, D. (1991) Indigenous and Western Knowledge and Resource Management Systems. Report based on past continuing research of the faculty and graduate students of USRPD, Guelph University. Guelph, Ontario. Unpublished.