Um dem Kind einen geeigneten Rahmen zur Entfaltung seiner Selbstbildungspotentiale zu bieten, müssen ErzieherInnen eine sensible Wahrnehmungsfähigkeit vor dem Hintergrund eines zeitgemäßen Fachwissens besitzen. Die Teammitglieder müssen sich als Selbstgestalter ihrer Pädagogik sehen „(...) vernetzt mit ihrem Umfeld und verpflichtet, Kindern zu ihrem Selbstwerden zu verhelfen und hierbei deren Lebensgeschichten, Familiensituationen und allgemeine Lebensbedingungen zu berücksichtigen.” (Regel, Kühne, 2001, S. 50)

Erst durch die Wahrnehmung der kindlichen Selbsttätigkeit, das Zulassen der eigenen, individuellen Wege des Kindes und das Bemühen um ein Verständnis des Sinns dieser Eigenwege wird es ErzieherInnen möglich, diesen Weg mit interessierter Aufmerksamkeit zu begleiten, gegebenenfalls Vorschläge für das weitere Vorgehen zu machen und mit den Kindern im Gespräch zu bleiben.

Eine interessierte, wertschätzende Beziehung zum Kind sowie die kontinuierliche Überprüfung des jeweiligen Handelns sind nötig, um Wachstumsprozesse und Lernvorgänge aller am Erziehungsgeschehen Beteiligten, Kindern und Erwachsenen, zu ermöglichen.

Ausgehend von diesen Grundideen ergeben sich für das pädagogische Team folgende Handlungsleitlinien im Umgang mit den Kindern:

Die ErzieherInnen verstehen sich als Begleiter der Kinder, indem sie ihre Bildungsprozesse fördern, sie schützen, unterstützen, ihnen Grenzen setzen, ihre Bindungswünsche erwidern, sie mitbestimmen und mitwirken lassen.

Eine ihrer elementaren Aufgaben liegt darin, für die Kinder eine Atmosphäre zu schaffen, in der sie sich in ihrer Individualität angenommen und ernstgenommen fühlen und die ihnen die nötige emotionale Sicherheit bietet, um eigene, neue Wege zu gehen.

Die ErzieherInnen schaffen eine herausfordernde Umgebung für die Kinder, die ständig neu aktualisiert wird und eröffnen den Kindern fortwährend neue Lern- und Bildungsmöglichkeiten. Sie fördern die Kinder individuell entsprechend ihrem Entwicklungsstand.

Um eine ständige Weiterentwicklung der Arbeit und ihre Anpassung an die kindlichen Bedürfnisse zu gewährleisten, liegt ein Schwerpunkt der offenen Arbeit in der Reflexion der eigenen Arbeit, in der sensiblen Beobachtung der Kinder und der Dokumentation ihrer Selbsttätigkeit und Entwicklung.

Voraussetzung für die offene Arbeit in der Kindertagesstätte ist ein Team, welches bereit ist, aufgeschlossen, handlungsorientiert und kritisch zu arbeiten. Die unterschiedlichen Persönlichkeiten der ErzieherInnen, ihre individuellen Stärken, besonderen Fachkenntnisse und Interessensgebiete werden als Bereicherung der gemeinsamen Arbeit gesehen. Um eine gute Zusammenarbeit im Hinblick auf die Ziele der Kindertagesstätte zu erreichen, müssen die ErzieherInnen ihre Arbeit immer wieder gemeinsam im Team kritisch reflektieren und nach den Grundsätzen der Handlungsforschung Ziele und Schwerpunkte in der Ausgestaltung und Umsetzung einer kindzentrierten Pädagogik finden.

Die Eltern werden als mitwirkende und mitgestaltende Eltern verstanden. Das heißt, dass ihre Unterstützung angenommen wird sowie ihre Ideen und Kritik erwünscht sind und ernst genommen werden. Elterngespräche ermöglichen neben den täglichen Tür- und Angelgesprächen einen intensiven Austausch über das Kind und all seine Entwicklungsbereiche. Elternabende, Elternversammlungen und Elternrat geben den Eltern die Möglichkeit, sich über die Arbeit der Kindertagesstätte zu informieren und an dieser mitzuwirken.

Auch die Kenntnisse und Fertigkeiten der Eltern in der Gestaltung einzelner Projekte sind in der KiTa immer gern gesehen. Die Einbeziehung der Kompetenzen der Eltern eröffnet den Kindern zusätzliche Lernchancen und bietet den Eltern eine Möglichkeit des Einblicks in den Alltag der Einrichtung und der Identifizierung mit der Kindertagesstätte ihrer Kinder. Hier können insbesondere die Berufsfelder der Eltern als Ergänzung innerhalb von Projekten oder beispielsweise zur Besichtigung der Arbeitsplätze dienen. An der Universität zu Köln bestehen vielfältige Möglichkeiten den Arbeitsplatz Universität, verbunden mit interessanten Erfahrungen für die Kinder, vorzustellen. Zu nennen sind nur der Barbarastollen, das Geomuseum oder die Rheinstation.

Um jedes Kind mit seinen unterschiedlichen Begabungen und Fähigkeiten zu erkennen und fördern zu können, erstellen die ErzieherInnen nach Einverständniserklärung der Eltern für jedes Kind eine Bildungsdokumentation, in die regelmäßig Beobachtungen über die individuellen Bildungswege und Entwicklungen des Kindes eingetragen werden. Die umfassende Dokumentation bildet den Ausgangspunkt für eine auf das Kind abgestimmte Arbeit in der Kindertagesstätte und hilft Potentiale und Entwicklungsstörungen frühzeitig zu erkennen. In die Bildungsdokumentation werden die Beobachtungen der ErzieherInnen, die Erfahrungen der Kinder in ihrer großen Bandbreite und mit ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen, aber auch die der Eltern einbezogen. (Was hat das Kind zu Hause vom Projekt erzählt? Hat es sich verändert – bspw. in seinem Spielverhalten?) Die Bildungsdokumentation wird den Eltern und nach Absprache der entsprechenden Grundschule ausgehändigt, wenn das Kind die Einrichtung verlässt.

Die Kindertageseinrichtung soll schließlich auch Zwecken der Forschung und Lehre dienen, indem ein praxisorientierter Austausch zwischen einschlägigen Instituten und Seminaren der Universität sowie der Kindertageseinrichtung und ihrem Betreuungspersonal stattfindet.

So bietet die Kindertagesstätte WissenschaftlerInnen sowie Studierenden die Möglichkeit zur Beobachtung theoretischer Lehr- und Modellansätze. Studierende, DoktorandInnen sowie HabilitandInnen sind zur Projektarbeit und zur Ableistung von Praktika in der Kindertageseinrichtung eingeladen.

Diese Zielsetzung kann mit der Förderung durch die Stiftung Rheinenergie Familie umgesetzt und ausgestaltet werden. Am 24.4.2007 hat eine erste Informationsveranstaltung mit allen interessierten Lehrstühlen stattgefunden. Dabei sind viele Ansatzpunkte zur Zusammenarbeit entwickelt worden, deren Umsetzung nun mit dem Lehrstühlen geplant wird.

Bereits in der Entwicklungsphase des pädagogischen Konzeptes stand der Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung, Prof. Dr. Schäfer, dem Projekt beratend zur Seite. In der aktuellen Bauplanung und der Entwicklung eines innovativen Raumprogramms hat ebenfalls eine enge Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Schäfer und der Expertin für Raumkonzeptionen in Kindertagesstätten, insbesondere für Kinder unter drei Jahren, Frau Dipl.-Päd. Angelika von der Beek stattgefunden.

Darüber hinaus ist die Entwicklung eines fundierten ErzieherInnenfortbildungkonzeptes und die kontinuierliche Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes für die Altersgruppe der 4-Monate bis 3-jährigen Kinder mit dem Lehrstuhl für Frühkindliche Bildung, Prof. Dr. Schäfer angestrebt.

Hinsichtlich der wissenschaftlichen Begleitung des immersiven Fremdsprachen-Erwerbs im Kindergartenalter ist mit dem Lehrstuhl für Englische Sprache und ihre Didaktik, Prof. Dr. Rhode eine Zusammenarbeit avisiert.

Der geschäftsführende Direktor der Uniklinik Köln und Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie, Prof. Dr. Noack steht der Kindertagesstätte in der Entwicklung eines nachhaltigen Zahnprophylaxe Konzeptes und der Möglichkeit der Einbindung der vorhandenen Ressourcen beratend zur Seite.

Die Kindertagesstätte versteht sich als integrativer Bestandteil des kulturellen Lebens und hat sich das Ziel gesetzt, mit den Kindern erlebnisnah ihre Umwelt zu erforschen. Darunter zählt auch, dass Angebote von außen wahrgenommen werden und die Kinder den Stadtteil, in dem sie einen Großteil ihres Tages verbringen, kennen lernen. Dazu werden Wochenmärkte, Theater, Parks und Spielplätze besucht und an den Festen und Bräuchen der Umgebung teilgenommen. Darüber hinaus werden Ausflüge z.B. zum Zoo, in die Grüne Schule oder in die umliegenden Waldgebiete durchgeführt. Ihre direkte Umgebung Universität sollen die Kinder schließlich als im täglichen Umgang selbstverständliche Wissensstätte erfahren. Die Kooperation mit den umliegenden Kindertageseinrichtugen wird in gemeinsamen Projekten angestrebt.

Kinder, die in die Schule kommen, stehen bereits in vielfältigen Bildungsprozessen, die sie in der Kindertagesstätte differenzieren und erweitern konnten. Um eine kontinuierliche Weiterentwicklung zu ermöglichen, ist es notwendig, dass Kindertagesstätte und Grundschule miteinander kooperieren. Damit die Lehrkräfte die kindzentrierte Bildungsförderung weiter-führen können, müssen sie möglichst viel über die Kinder erfahren und wissen, die sie von der Kindertagesstätte übernehmen. Aus diesem Grund bemüht sich die Kindertagesstätte PARAMECIUM um gegenseitige Besuche und Hospitationen. Die Einrichtung dokumentiert die Bildungsprozesse der Kinder und kann der Grundschule, in Absprache mit den Eltern, Bildungsberichte über die Kinder zur Verfügung stellen.

Damit den Kindern die Freude am Entdecken und Lernen erhalten bleibt und sie dem Schulstart mit Neugier entgegensehen können, legt die Einrichtung Wert auf die Vermittlung eines positiven, modernen Bildes von Schule.

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