Patrick Sahle, Februar 1998. Homepage Patrick Sahle. E-mail. Sahle@uni-koeln.de

Digitale Editionen


Was ist eine „digitale Edition“? Die Definition ist gleich doppelt problematisch. Zum einen trägt sie die alte Unklarheit über den Begriff der „Edition“ mit sich. Zum anderen stellt sich die Frage, wodurch sich der Begriff „digital“ so bestimmt, daß er „digitale Edition“ gewissermaßen zu einem neuen Eigenbegriff werden läßt.
Zum ersten: Was eine „Edition“ sei und wie sie sich von anderen Dingen abgrenzt ist nicht nur historisch relativ, sondern vor allem je nach Fachrichtung unterschiedlich definiert und in diesen selbst i.d.R. nicht unumstritten. Einen groben (Mindest-)Zugang bewinnt man vielleicht über die zwei Definitionsfragmente „Gewinnung von Texten aus der Überlieferung“ und „Erschließende Repräsentierung von Quellen/Überlieferung/Texten“ die mir auch zwei grundsätzlich zu unterscheidende Perspektiven zu kennzeichnen scheinen: Eine „textzentrierte“ und eine „überlieferungsorientierte“ Perspektive. Zum zweiten: Bestimmte technische Entwicklungen führen derzeit zu einem grundlegenden Wandel unserer Medienlandschaft. Die veränderten Möglichkeiten der Informationsstrukturierung und -vermittlung haben Auswirkungen auf das traditionelle Verständnis von „Text“ und „Lesen“. Auch die monopolartige Stellung des „Buches“ - oder allgemeiner - des „Druckes“ wird aufgeweicht. Dadurch erweist sich dessen historische Relativität und wie weit unser Konzept von „Text“ und „Lesen“ nicht unabhängig von technischen Bedingungen war und ist. Zwar ist der Übergang von traditionellen gedruckten Texten zu neuen Formen, die man mit unterschiedlichen Schlagwörtern kennzeichnen kann (digital, delinear, hypertextuell, modular, multimedial, etc.) fließend. Um den grundlegenden Wandel aber nicht zu verwischen sollte eine gewisse Mindestdifferenz festzustellen sein. Digitale lineare „Texte“ sollten nicht als „digitale Editionen“ angesprochen werden, auch wenn sie sich aus Editionen ergeben.


Im folgenden wird versucht, einen kurzen Überblick über Projekte aus dem Bereich der „digitalen Edition“ zu geben der natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit haben kann. Außerdem dominiert (der Biographie des Autors folgend) die historische Perspektive gegenüber den anderen Fachrichtungen. Ergänzungen sind deshalb dringend erwünscht.
Zu diesem Thema gibt es noch eine etwas ältere Seite, die aber teilweise ausführlicher (und teilweise anders formuliert) ist und eher in Richtung „Quellenkritik und Editionstechnik (im Internet)“ geht. Außerdem gibt es vom Autor noch ein Thesenpapier, das versucht, einige Schlagwörter zum Thema aufzulisten und zu systematisieren.
Die Gliederung folgt den Grundunterschieden der vorgefundenen Ansätze und ist kein Versuch, die Frage nach dem, was eine „digitale Edition“ denn nun sei, theoretisch, definitorisch oder gattungsbildend anzugehen.



Aberdeen Bestiary

David W. Porter: Edition and Source Study.


The Electronic Sermo Lupi ad Anglos


Centre d'Edition de Textes Electroniques


Canterbury-Tales-Project


Komputistische Sammelhandschrift 798/805, HS83II Dombibl. Köln


Kerpener Gerichtsakten des 17. Jh.


Urkunden aus dem Stadtarchiv Passau


Urkunden König Wenzels


Stadtarchiv Duderstadt in Kooperation mit dem MPI für Geschichte in Göttingen


Integrierte Computergestützte Edition


1. Digitale Texte - Digitale Bilder


Wie schon angedeutet, plädiere ich für eine Unterscheidung von digitalen Texten und digitalen Editionen. Digitalisierte Texte aus Editionen gehören zur ersten Gruppe, solange sie eine primär lineare Form beibehalten. Ohne Zweifel weisen auch digitalisierte Texte gedruckter Editionen erhebliche Vorteile gegenüber ihren Vorlagen auf. Einfache und zugleich mächtige Recherchefunktionen und eine leichtere Weiterverarbeitung gehören zu den trivialsten, aber auch wichtigsten positiven Eigenschaften elektronischer Publikationen. Der Wert der entsprechenden Werke ist nicht hoch genug anzusetzen. Nur als „digitale Editionen“ sollte man sie vielleicht nicht bezeichnen.




Auf der anderen Seite gibt es digitale Wiedergaben der "optischen Informationsebene" von Quellen. Aber auch diese würde ich - dem klassischen Verständnis des Begriffes folgend - nicht "Editionen" nennen.




2. Das klassische Editionsmodell. Übertragung und Ausweitung.


Wie sieht die klassische Edition aus? Im Zentrum steht entweder die Suche nach dem „richtigen“ oder dem „Urtext“, oder (z.B. bei dokumentarischen Quellen) die vorhandene Überlieferung. Dieser zentrale Text, bzw. die Überlieferung wird mit weiteren Informationen verknüpft: mit Erläuterungen, inhaltlichen Anmerkungen, den Varianten der Überlieferung, bibliographischen Angaben usw. Von der Idee her handelt es sich bereits beim klassischen Editionsmodell um Hypertext oder um ein Schichtenmodell der Informationen. Diese netz- oder schichtenartigen Strukturen lassen sich nun leicht - und vor allem konsequenter - in digitalen Medien abbilden. Dabei verschwinden etliche traditionelle Beschränkungen (ausführlicher: Absatz 11 des Thesenpapiers) des Buchdrucks, insbesondere die optische Wiedergabe der Überlieferung und den Umfang der Informationen betreffend. Gleichzeitig kommen ganz neue Möglichkeiten hinzu (u.a. Verbindung mit hörbaren Informationen).


Beim "Aberdeen Bestiary Project" werden die Editionsebenen Bild, Transkription und Übersetzung angeboten. Diese Publikation besticht vor allem durch ihr übersichtliches Layout, das dem Benutzer so einen sehr einfachen Weg durch die vorhandenen Inhalte ermöglicht. Viele digitale Publikationen erliegen der Versuchung des Machbaren und werden dadurch unübersichtlich. Hier wird gezeigt, daß es auch umgekehrt sein kann und sogar gegenüber dem Buch, an das wir uns alle gewöhnt haben noch Erleichterungen hinsichtlich Überschaubarkeit und einfacher Benutzung möglich sind.
Die meisten Editionsprojekte im Internet bedienen sich der „Frame-Technik“, um die unterschiedlichen Editionsebenen oder Informationsbereiche zu vermitteln. Der Vorteil liegt unter anderem darin, daß diese Fenster unabhängig von der Inhaltsmenge gestaltet werden können und die Verknüpfung der unterschiedlichen Inhalte der gegenseitigen Steuerung der Fenster entspricht. Dadurch können sich nicht nur Vorteile im Layout (sprich der Übersichtlichkeit) ergeben - die meistens kaum genutzt werden. Vielmehr kommt diese Strukturierung der Inhalte dem logischen Konzept der Edition stärker entgegen, als es die Technik des Buchdruckes vermag.

Ein Beispiel hierfür ist die "Edition and Source Study" zu einer Brüsseler Handschrift des 11. Jahrhunderts gibt es von David W. Porter (Baton Rouge). Dem Gedanken der mehrstufigen Transkription/Edition folgend, macht diese Seite besonders sehenswert, daß es sich nicht (wie sonst meistens) um ein unfertiges Experiment handelt, sondern um die Internet-gerechte Umsetzung einer abgeschlossenen inhaltlichen Studie (die sich allerdings nur auf eine Manuskriptseite bezieht).

In die ähnliche Richtung geht Melissa J. Bernstein, die als digitale Edition "The Electronic Sermo Lupi ad Anglos" zur Verfügung stellt. In drei Frames werden die Texte von vier Handschriften, Anmerkungen, eine neuenglische Übersetzung, bibliographische Angaben, Hinweise zur Grammatik, ein Glossar und eine Beispielseite einer Handschrift geboten. Außerdem besteht die Möglichkeit über eine eigens dazu eingerichtete Steuerung, verschiedene Inhalte in zwei Fenstern parallel zu betrachten und zu vergleichen.
Wieder die gleiche Richtung; nicht viel neues: University Saint Louis (Missouri): "Con2: An Edition of The Anglo-Saxon Chronicles, 924-983". Die Steuerung der Frames ist allerdings etwas verwirrend und der Zugriff auf das Bildmaterial auch nicht frei. Außerdem scheint seit November 1996 an diesem Projekt auch nicht mehr gearbeitet zu werden. Wie gesagt, Kein Zugriff auf das Bildmaterial!

C.E.T.E., das "Centre d'Edition de Textes Electroniques" greift schon weiter aus. Texte aus verschiedenen Bereichen (Moyen-Age; Seizième siècle; L'Afrique au XIXe siècle; Mémoires de maîtrise) werden durch das gleiche Fenster- und Steuerungslayout angeboten: Ein stark durch Frames unterteilter Bildschirm (8 Fenster!) bietet in zwei zentralen Fenstern eine, wie die Autoren es nennen, "synoptische" Darstellung der Texte. Dies kann z.B. die Erschließungsebenen "Bild", "Transkription", "Editionstext" oder "Erläuterungen" meinen. Für einen Direkteinstieg zu einem Text wähle man z.B."Ms BN Fr. 19152" an.

Die Spitze der Entwicklung dürfte in diesem Bereich das „Canterbury-Tales-Project“ darstellen. Leider lag mir der bereits veröffentlichte „The Wife of Bath's Prologue on CD-ROM“ bisher nicht vor, so daß ich mich auf die entsprechende Seite im Internet beziehen muß. Dort wird aber sehr klar dargestellt, wie weit der klassische Ansatz mit den neuen technischen Möglichkeiten umgesetzt und erweitert werden kann. Die CD enthält von den 58 überlieferten Handschriften vor dem Jahr 1500: Kollationen; Bilder; Glossen; Anmerkungen; Wortkonkordanzen/Schreibweisenregister; Sekundärtexte; Bibliographien; usw. Alles jeweils hypertextuell verknüpft. Und das ganze Projekt bleibt konsequent bei reinem plain-Text (sgml-basiert).




3. Perspektivenverschiebung? Überlieferungszentrierte Tiefenerschließung.


Einer der Vorteile digitaler Editionen ist ihre mögliche größere Nähe zur Überlieferung, die sich aus den gegenüber dem Buchdruck verringerten Beschränkungen ergibt. Die optischen Informationen der Überlieferung können relativ problemlos eingebunden werden. Die Varianz und Individualität der Überlieferung muß nicht mehr in unübersichtliche und kryptische Apparate gepreßt werden. Es können unterschiedliche Repräsentationsebenen der Quelle parallel angeboten werden. Dem Umfang der Erläuterungen und Hilfsmittel sind kaum Grenzen gesetzt. So kann auch ein Beitrag zur Verringerung jener Probleme geleistet werden, der sich aus der Spezialisierung unterschiedlicher Editionstechniken ergibt. Waren historische Editionen für Germanisten z.B. oft unbrauchbar (und umgekehrt), so können unterschiedliche Anforderungen in mehrschichtigen digitalen Editionen durchaus berücksichtigt werden. Dies betrifft auch den Gegensatz von recht allgemeinen und hoch spezialisierten Fragestellungen an Quellen. Eine authentische Editionsarbeit kann, statt vom „Text“ auszugehen, auch die ,materielle „Überlieferung“ als Ausgangspunkt nehmen und von ihr ausgehend versuchen, ein möglichst hohes Maß an Informationen der Vorlage zu repräsentieren und diese möglichst umfaßend durch zusätzliche Informationen von außen zu erschließen.

Dieser Idee folgt ein Projekt aus Köln, das eine komputistische Sammelhandschrift der Kölner Dom- und Diözesanbibliothek von 798/805 zum Gegenstand hat. Weniger auf eine tatsächlich abgeschlossene Edition hinzielend, als vielmehr auf der Suche nach Strukturierungs- und Steuerungsmöglichkeiten komplexer Editionen, steht auch hier die mehrstufige Repräsentation der Handschrift (Bild, Transkription, Edition, Erläuterungen, Sekundärtexte) im Vordergrund. Außerdem soll dem Benutzer die Möglichkeit gegeben werden, verschiedene Inhalte (Editionsebenen; Hypertextverknüpfungen) parallel betrachten zu können. Neben einer recht zuverlässigen, aber wegen ihrer Komplexität unübersichtlichen (HTML-)Steuerung gibt es noch eine bessere (Java-)Steuerung, die aber nicht immer 100%ig funktioniert.





4. Veränderung der Arbeitsweisen? Die offene Edition.


Moderne Techniken habe längst auch bei der Erstellung traditioneller Editionen Einzug gehalten. Solange diese aber gedruckte Publikationen zum Ziel haben, wird man natürlich nicht von digitalen Editionen sprechen. Das gilt auch, wenn der Herstellungsprozess sich in allen seinen Phasen digitaler Techniken bedient, bis hin zu Vorstudien und Zwischenformen, die im Internet produziert werden könnten. Umgekehrt kann natürlich eine digitale Edition sich immer als „Work in progress“ verstehen, da die abschließenden Tendenzen des Buchdruckes entfallen. Digitale Editionen sind stets modifizierbar und müssen keinen Anspruch darauf erheben, die endgültige und für immer richtige Form der Edition der jeweiligen Quelle zu sein.

Als kleines Projekt hierzu kann man das von Bernhard Assmann auffassen, welches Kerpener Gerichtsakten aus dem 17. Jahrhundert zum Gegenstand hat. Außer der möglichen und erwünschten Interaktivität mit dem potentiellen Benutzer der Edition stehen noch Fragen der Generierung spezifischer Darstellungsformen aus den gleichbleibenden Grundtexten im Vordergrund. Für das Netz kann ich nur eine etwas ältere Version angeben. Die Adressen der jeweils neuesten Ausgaben sind bei Bernhard Assmann selbst zu erfragen. Die Grundidee, die hier verfolgt wird, ist aber die, aus den Quellen einen einfachen ASCII-Text zu gewinnen, der mit SGML „ausgezeichnet“ wird, so daß sich aus ihm automatisch andere Ausgabeformate generieren lassen.
Dies ist ein weiterer wesentlicher Aspekt der digitalen Edition: Trotz der scheinbaren Abhängigkeit von sich rasch verändernden Hard- und Softwareumgebungen können digitale Editionen ein hohes Maß an Zukunftssicherheit bieten, wenn sie als Grundlage ein einfaches aber sehr stabiles Format haben (sogenannter „plain text“, z.B. ASCII-Format), das sie nur mit Auszeichnungsvereinbarungen versehen. Dadurch ist nicht nur beliebige Erweiterbarkeit, sondern auch ständige Konvertierbarkeit gewährleistet. Der gleiche Aspekt wird aber auch beim bereits erwähnten „Canterbury-Tales-Project“ verfolgt. Man vergleiche dazu vielleicht nochmals die Ausführungen zum „Wife of Bath's Prologue on CD-ROM“




5. Auch eine Editionsform? Bestandserschließung.
Die modulare Edition?


Letztlich stellt sich die Frage, ob man hinsichtlich der Edition nicht nur endgültig Abschied von der Idee des linearen „Textes“ nehmen muß (was man ansatzweise schon immer getan hat), sondern auch von der Idee der „Seite“, im Sinne des Internets, des „Buches“ oder sogar der „Editionsebene“. Dies alles sind recht starre und willkürliche Organisationsmuster. Letztlich haben wir es nur mit Informationen zu tun, die eine höchst unterschiedliche Form haben (Bild, Ton, Text) und gewisse Verknüpfungen untereinander aufweisen, die sich aber ebenso den Vorstellungen des Editors und den Anforderungen des Benutzers verdanken, wie alle anderen Gruppierungs- und Strukturierungsversuche (Eine Transkription, oder auch ein Editionstext, sind bloß Ergebnis solcher Ordnungsstrukturen). Dann bleibt letztlich nur ein modulares Editionsmodell übrig, das auf ihm zugrunde liegende Datenbankstrukturen zurückgreift, aus denen die jeweils benötigten Repräsentationsformen als benutzerspezifische Editionen zu generieren wären. Ein solches Editionsmodell setzt sinnvoller Weise (zumindest in der Geschichtswissenschaft) bei der materiellen Überlieferung an. Neben Quelle und Quellenbestand kann so das Archiv ein Angelpunkt digitaler Editionen sein (Karl-Josef Kreter: „Das Archiv ist der authentische Ort der Edition“).

Ein kleineres Projekt zur Erschließung von Archivbeständen findet sich am Stadtarchiv Passau, wo zunächst 50 mittelalterliche Urkunden im Internet zur Verfügung gestellt werden. Neben den Bildern der Urkunden soll es Transkriptionen und Erläuterungen geben. Außerdem sollen die Texte gesprochen werden! Hier scheint sich aber leider auch seit längerem nichts mehr getan zu haben.

An den "Urkunden König Wenzels im Staatsarchiv Marburg" läßt sich ebenfalls etwas über die Veränderung historischer Arbeit durch die veränderten technischen Möglichkeiten und über "offene Editionen" ablesen. Das Projekt geht eigentlich "nur" aus einer "Urkundenübung des 31. Wissenschaftlichen Kurses der Archivschule Marburg" hervor und hat zunächst ein "sachthematisches Inventar" zum Ziel. Auch hier zeigt sich aber, wie Frames und Internettechniken genutzt werden können, um mehr zu erreichen, als die traditionellen Findmittel. Deren Ansatz wird hier (für den Benutzer) noch effektiver umgesetzt, durch die Verknüpfung der Teile untereinander, durch die unterschiedlichen Zugriffsarten und die Indices. Zugleich zeigt sich, wie die Grenzen geöffnet werden können, hin zur weiteren Analyse, Darstellung und "Edition", da dieses "Findmittel" nicht mehr den Beschränkungen hinsichtlich Menge, Strukturierung und "Format der Beschreibungssprache" (nämlich nur flacher, linearer Text) unterliegt. Mit der sukzessiven Aufnahme bildlicher Wiedergaben oder der Beigabe von Transkriptionen und deren hypertextuellen Erschließung und Indizierung würde eine Unterscheidung zwischen perfektioniertem "Findmittel" und einer "Grundedition" plötzlich sehr schwierig werden!

Von ganz anderem Kaliber sind zwei Projekte in Graz/Regensburg und Göttingen/Duderstadt. Bei letzterem handelt es sich um Kooperationsprojekt zwischen dem Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen und dem Stadtarchiv Duderstadt. Im Vordergrund steht hier vor allem die Erschließung eines umfangreichen Archivbestandes, der zunächst sehr breit optisch erfaßt wird, bevor es um die tiefere Erschließung einzelner Quellen(-gruppen) gehen kann. Man bleibt konsequent bei einem Datenbankmodell, das Zugriffe auf die Informationseinheiten (Quellenbeschreibung, Regest, Bild, etc.) über Bestandsübersichte, die Tektonik des Archivs und eine allgemeine Suchmaske erlaubt.

Vom methodischen und theoretischen Ansatz her weit ausgreifend und reflektiert ist schließlich das Projekt der "Integrierten Computergestützten Edition" (ICE) am Forschungsinstitut für Historische Grundwissenschaften der Universität Graz. Neben der Datenbankmäßigen Erfassung der Daten bemüht man sich allerdings auch um unterschiedliche Schnittstellen zum Benutzer. Der „Expert-User“ kann auf die Datenbank zugreifen, während dem „Casual-User“ eine HTML/JAVA-basierte Oberfläche zum einfacheren Zugriff angeboten werden. Das ganze Projekt scheint mir derzeit die Spitze der Entwicklung digitaler Editionen (wenn man denn auch diesen Bestandsorientierten Ansatz als Edition verstehen möchte) zu markieren. Neben den online-Beständen wird als weiterentwickelte off-line-Version im übrigen auch eine CD-ROM eines Teiles der Quellen (ältestes Bürgeraufnahmebuch der Stadt Regensburg) über das Stadtarchiv Regensburg vertrieben.




Patrick Sahle, Februar 1998. Homepage Patrick Sahle. E-mail. Sahle@uni-koeln.de