Der Untersuchungsbereich


Was ist ein "Bestand", was heißt "Erschließung"?

    Unabhängig von den Definitionen, die im Bibliotheks- bzw. im Archivwesen Verwendung finden wird hier der Begriff "Bestand" sehr allgemein gefaßt, als größere Menge an Daten bzw. Datenträgern, die Informationen enthalten, welche für die geistes- oder sozialwissenschaftliche Forschung von Interesse sind. Im Regelfall sind solche Bestände materielle Sammlungen in Bibliotheken, Archiven, Universitäts- oder Forschungsinstituten. Neben solchen "realen" Beständen werden aber auch jene mit in die Untersuchung einbegriffen, die entweder als Gruppe von "digital born documents" nicht durch ein bestimmtes materielles Trägermedium geprägt sind, oder die als thematischer Bestand nicht an eine bestimmte Institution gebunden ist oder in einer solchen Institution "quer" zur eigentlichen Bestandsordnung verläuft. Dies mag dem allgemeinen Begriffsverständnis widersprechen - eine Einbeziehung auch thematisch orientierter Projekte ohne zugrundeliegendem realem Bestand scheint aber sinnvoll, weil die konzeptionellen Ansätze und die verwendeten Techniken sich nicht von anderen Projekten unterscheiden. Nicht als Bestand betrachtet werden einzelne Bücher oder Dokumente oder aber Sammlungen digitaler Texte ohne bestimmte Ordnungs- oder Auswahlkriterien.

    Auch der Begriff der "Erschließung" wird nicht sehr scharf definiert. Zur Abgrenzung des Untersuchungsbereiches wird von einer "Mindesterschließungstiefe" ausgegangen, die über die Digitalisierung, die grobe Beschreibung des Gesamtbestandes oder aber die reine (traditionelle) Katalogisierung hinausgeht. Reine Digitalisierung ist Bestandsrepräsentation, aber nicht Erschließung, während die Katalogisierung zwar auch eine Form der Erschließung darstellt, hier aber nicht berücksichtigt wird, weil sie als traditionelle und entwickelte Technik nicht zu den wesentlichen neuen Feldern der Quellenerschließung gehört.

 


Patrick Sahle M.A. (Sahle@uni-koeln.de) - 17. November 1998