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Die wichtigsten Papyri

  1. Ein Gedicht des Archilochos
  2. Der Kölner Mani-Kodex
  3. Verschiedene private Dokumente

Ein Gedicht des Archilochos

[Archilochos Papyrus]

Zu den berühmten literarischen Stücken gehört ein Gedicht des Archilochos (P. Köln II 58).

Dieser Dichter lebte um die Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. Seine außerordentliche Persönlichkeit kannte man; überliefert waren Verse seiner hinreißenden Liebeslyrik, aber auch Gedichte, die ihn als stürmischen Hasser und wilden Berufssoldaten offenbaren. Archilochos soll die ganze Familie eines gewissen Lykambes in den Selbstmord getrieben haben, indem er sie aus Wut darüber, daß ihm die Heirat mit der älteren Tochter Neobule verwehrt worden war, in heftigen Schmähgedichten beleidigte.

In den Zusammenhang der Familientragödie des Lykambes passen die Kölner Gedichte. In einem Garten hat der Dichter die jüngere Schwester der Neobule getroffen und will ihr zeigen, welche "Gaben die Liebesgöttin zu vergeben habe". Vorher hat er ihr offensichtlich versprochen, sie zu heiraten. Das Mädchen will aber nicht, verweist auf die ältere Schwester, die doch in geeigneterem Alter sei. Doch der Dichter verschmäht die Schwester nun und vergeht sich an dem jüngeren Mädchen.

Der Papyrus stammt seiner Handschrift nach aus dem 1. Jahrhundert n. Christus. Er ist wohl Teil einer Buchrolle, die ursprünglich eine Sammlung der Werke des Archilochos enthielt.

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Der Kölner Mani-Kodex

Vielleicht das bedeutendste Stück der Kölner Sammlung ist der sogenannte Mani-Kodex.

Der Kölner Mani-Kodex enthält die Lebensgeschichte Manis, der im 3. Jahrhundert nach Christus die Weltreligion des Manichäismus gegründet hat. Zeugnisse dieser Religion sind spärlich. Der Kölner Mani-Kodex ist die einzige erhaltene Schrift der Manichäer in griechischer Sprache.

Auf den ersten Seiten des Kodex begegnen wir dem noch kleinen Mani, der mit seinem Vater in einer Täufersekte im Zweistromland lebt. Schon hier ereignen sich merkwürdige Dinge, in denen sich die Grundzüge der späteren manichäischen Religion ankündigen. Bäume, deren Äste man abschlagen will, sprechen zu Mani, Gemüse, das geerntet wird, jammert.

Nach Manis Religion lebt in jedem organischen Stoff oder Wesen die lebendige Seele als ein Teil das Lichtreichs, das in der Materie gefangen ist. Diese lebendige Seele darf der Mensch nicht verletzen, oder er versündigt sich. Aufgabe des Menschen ist es vielmehr, durch Achtung der lebendigen Seele in jedem Wesen eine Rückkehr aller Seelenteile ins Reich des Lichts zu ermöglichen.

Mani schuf eine Zweiklassenreligion, in der die "Erwählten" sich jeder landwirtschaftlichen oder sonstigen praktischen Arbeit fernhielten und nur beteten und sangen. Die "Hörer" ernährten diese obere Klasse von Manichäern. Sie konnten, obwohl sie sich versündigten, in einem späteren Leben (Mani lehrte auch die Seelenwanderung) darauf hoffen, ein "Erwählter" zu werden.

Mani sah sich selbst als den "Lichtapostel", der die Welt auf die richtige Bahn brachte, um Licht und Materie endgültig zu trennen. Als seine Vorgänger bezeichnete er Zoroaster, Buddha, Jesus und den Apostel Paulus.

Der Manichäismus war der schärfste Konkurrent für das frühe Christentum. Rund um das Mittelmeer folgten Menschen Manis Lehre. Der Heilige Augustinus war 8 Jahre lang ein Manichäer. Als die Christen von der römischen Obrigkeit akzeptiert wurden (312/313), verfolgte man von nun an die Manichäer hart. Manis Religion zog sich entlang der Seidenstraße bis in den Norden Chinas zurück. Bis ins 16. Jh. soll es in China Manichäer gegeben haben.

Der Kölner Mani-Kodex ist das kleinste aus der Antike erhaltene Buch. Es wurde im 5. Jahrhundert in Ägypten aus Pergament hergestellt. Jede Seite mißt nur 3,5 x 4,5 cm und trägt 23 Zeilen in einer schönen Schrift.

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Verschiedene private Dokumente

[Petaus Papyrus]

Neben diesen literarischen Stücken beherbergt die Kölner Papyrussammlung eine Fülle von privaten Dokumenten.

Durch ein besonderes Papyrusdokument werden wir Mitwisser eines Geheimnisses, das wahrscheinlich den Zeitgenossen der betreffenden Person nicht bekannt war.

Ein Mann namens Petaus bekleidete in den 80er Jahren des 2. Jahrhunderts nach Christus im Dorf Ptolemais Hormu, das am Rande der Oase Fayum lag, den Posten des Dorfschreibers, was in etwa dem Posten eines Bürgermeisters entsprach. Petaus hatte nachgewiesen, über ein bestimmtes Vermögen zu verfügen, und war dann für diese Stellung ausgelost worden. Zu seinen Aufgaben gehörte es unter anderem, die Register der Einwohner und des Bodenbesitzes aktuell zu halten und die Instandhaltung der Deiche und Dämme zu überwachen.

Als der höchste Verwaltungsbeamte Ägyptens, der Praefectus Aegypti, das Fayum besuchte, mußte Petaus dafür sorgen, daß genügend Lebensmittel vorhanden waren etc. In der wohlorganisierten Hierarchie des römischen Verwaltungsapparates stand der Dorfschreiber Petaus zwar auf einer niedrigen Stufe, hatte aber mit den angesprochenen Aufgaben durchaus eine verantwortungsvolle Tätigkeit. Aus seiner Amtszeit ist ein ganzes Urkundenarchiv auf uns gekommen, durch das wir über Petaus so gut informiert sind.

Unter diesen Papyri, die zu einem großen Teil in der Kölner Papyrussammlung, zu einem anderen Teil in der Sammlung der University of Michigan in Ann Arbor aufbewahrt werden, befindet sich das Papyrusblatt, das uns das Geheimnis des Petaus enthüllt (P. Petaus 121): Der Dorfschreiber Petaus konnte nicht schreiben. Das Papyrusblatt ist ein "Schmierpapier", auf dem Petaus die von ihm immer wieder auf offiziellen Schriftstücken verlangte Unterschrift geübt hat: Petaus komogrammateus epidedoka "Ich, Petaus der Dorfschreiber, habe eingereicht". Mit ungeübter Hand hat Petaus diesen Satz 12mal untereinander geschrieben und dabei jeweils die vorhergehende Zeile kopiert. Ab Zeile 5 nämlich hat er einen Fehler, der ihm in dieser Zeile unterlaufen war, bis zum Ende seiner Übung mitgeschleppt. In Zeile 5 hatte er aus Versehen nur noch pidedoka statt des richtigen epidedoka geschrieben.

Offensichtlich hat dem Petaus sein Unvermögen in einer Fähigkeit, die wir als Voraussetzung seiner Arbeit ansehen würden, nicht geschadet. Soweit wir aus seinem Archiv feststellen können, hat er seine Amtszeit von drei Jahren durchgehalten. Zuverlässige Berufsschreiber haben ihm zur Seite gestanden. Er leistete jeweils nur die Unterschrift, die er ja geübt hatte.

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