Heinrich Barth und der Islam
Die Moschee von AgadezHeinrich Barth hegte eine für seine Zeit ungewöhnliche Sympathie für den Islam, den er als eine der großen Weltreligionen erkannte. Schon als Gymnasiast lernte er Arabisch, und die erste Reise nach Beendigung seines Studiums führte ihn in den islamischen Mittelmeerraum. Durch Afrika reiste Barth unter dem Pseudonym Abd al-Karim (Diener des Allerhöchsten). Er sammelte Informationen über die Geschichte des afrikanischen Islam, der weite Gebiete des Sahel entscheidend geprägt hatte. Vor allem suchte Barth dort das Gespräch mit islamischen Gelehrten, und er hat einige Charakterbilder hinterlassen, die zu den ergreifendsten Schilderungen europäischer Reisender über außereuropäische Kulturen gehören. Mit dem bedeutendsten Korangelehrten Westafrikas, dem Scheikh al-Baqqai in Timbuktu, verband ihn eine intellektuelle Freundschaft. Als einziger Afrikareisender lehnte Heinrich Barth in einer Zeit des fanatischen Anti-Islamismus in Europa die Missionstätigkeit der christlichen Kirchen ab.
"Ich wies ferner darauf hin, wie wir bei dem Glauben an einen und denselben Gott trotz der Verschiedenheit unserer Propheten und einiger geringen Abweichungen in unseren Sitten denselben religiösen Grundsätzen folgten, so daß wir einander näher standen, als er [Auab] glaubte, und wohl gute Freunde sein könnten." (Barth 1860, II: 307)