Thema: computervermittelte Formen der psychologischen Unterstützung,
Beratung und Thema
1 Netzspezifische Qualitäten: Ergänzung statt Ersatz
Neue Qualität hinsichtlich der Form und der Zugangsmöglichkeiten
in der psychosozialen Versorgung. Gestaltung einer wohnortunabhängigen,
flexiblen, zeitlich und finanziell anforderungsarmen Infrastruktur
mit vielfältigen Angeboten. Integration von Information und
Kommunikation. Integration von behinderten Menschen. Erleichterung
der Kontaktaufnahme für sozial Ängstliche. Emotional
bedeutsames soziales Handeln. Selbsterfahrung im Umgang mit neuem
Medium und damit verbundenen alltagsfremden Kommunikationseffekten.
Zusätzliche Kontakte über Telefon oder persönliche
Treffen/Sitzungen ("real-life"/"face to face").
Erreichbarkeit anderer Klientel-Gruppen. Vollständige Erfassung
(Dokumentation/ Archivierung ) der "Therapie-Gespräche".
2 Netzspezifische Probleme:
Öffentlichkeit und Privatheit im Netz. Fehlende systematische
Evaluation zu Gruppenentwicklung/-dynamik, Anpassung der Kommunikation
an die medialen Besonderheiten, Kompetenz der "Berater",
soziale Implikationen der verschiedenen Dienste, Risiken simulierter
Identitäten usw.. Reflexion beraterischer/therapeutischer
Chancen. Datenschutz. Qualitätskontolle (u.a. Professionalität
der Berater). Rezipientenreaktion. Schutz vor Mißbrauch.
Kommerzialisierung von Angeboten. Netzspezifische Störungen
der Kommunikation und Interpretation.
3 Angebote: Struktur
Information | Klinische Psychologie | Spezialgebiet der psychologischen Informationsangebote im Netz |
Therapie-Ankündigungen | ||
Selbsthilfe-Materialien | Zwischen notwendiger Aufklärung und Überpsychologisierung: kommerzielle, nichtkommerzielle Angebote, Selbst-Diagnostika | |
Kommunikation | Selbsthilfegruppen | Newsgroup, Mailingliste, IRC-Channel, MUD |
Beratung | Gesundheitseinrichtungen, Kriseneinrichtungen, Psychotherapeuten | |
Therapie | "Zukunftsmusik" |
4 Kommunikationsszenarien
Newsgroup | Ressource kollektiven Wissen, Gemeinschaftsbildung, anonymes Lesen und Schreiben (Lurking, Posten) möglich, i.d.R. keine Moderation, Öffentlichkeit und Angreifbarkeit, Glaubwürdigkeit, Rezipientenreaktionen, Vielfalt an Meinungen |
Mailingliste | Anmelderegularien, Vertrautheit und "kritische Masse", zeitverzögerte Kommunikation (E-mail) |
IRC-Channel | unmittelbare Verbundenheit in aktueller Situation, Stammchatter, IRC spezifische Ausdrucksmittel (Emoticons, Aktionswörter, virtuelle Objekte, virtuelles Handeln), häufig Erweiterung der Newsgroup-Aktivität |
MUD | Synchronizität, überdauernde virtuelle Umgebung, Selbstdarstellung (Avatar), selbstexplorierendes Handeln |
Beratung E-Mail-Kontakt | Gesundheitseinrichtungen: Kombination von Beratung und Info-Dienst (kostenfreie Beantwortung privater E-mails und anonyme Veröffentlichung der Ratschläge/Informationen im WWW) |
Kriseneinrichtungen: i.d.R. Zusatzangebote bereits bestehender Telefondienste (z.B. telefonseelsorge Köln), z.T. auch IRC-Beratungsstunden | |
Psychotherapeuten: keine Kontrolle von Qualifikation und Qualität, in USA im Angebot Einmal-E-Mail-Kontakt für $20-40, Ausnahme L. Holmes Bezahlung nur bei Brauchbarkeit, ? "Kummerkasten-Niveau" | |
Therapie | Anpassung der klassischen Psychotherapie an die besonderen medialen Bedingungen hinsichtlich Setting, Beziehung, Methoden und Strategien, Diagnostik. |
5 Therapie
Wie lassen sich die Besonderheiten der CMC mit den therapiespezifischen
Veränderungs- und Krankheitsmodellen verknüpfen, so
daß systematische Interventionen im Netzkontext möglich
werden? Gibt es Parallelen?