Katharina Niemeyer: Vorlesung 2003/04

Was ist Realismus? Hispanoamerikanische Antworten im 19. und 20. Jahrhundert

Mo. 17-18.30 in V
Beginn: 20.10.2003

Kaum eine literarische Ästhetik ist für die Entwicklung des Romans international so folgenreich gewesen wie die des ursprünglich in Frankreich entwickelten Realismus. Auch und gerade in Lateinamerika bestimmte der Realismus nach seiner allmählichen Rezeption im letzten Drittel des 19. Jhdts. über Jahrzehnte hinweg Theorie und Praxis des Romans, galt er doch bald als „Königsweg“ für die literarische Aneignung der lateinamerikanischen Wirklichkeit. Noch im Begriff des „Realismo mágico“ klingt diese Vorstellung an.

            Die Vorlesung versucht, den Prozeß des Realismus in Hispanoamerika nachzuzeichnen. Neben der theoretischen Erhellung der historisch unterschiedlich definierten Prämissen, Zielsetzungen und Verfahren geht es um die Frage, wie und warum der „realismo, según lo entiendo“ sich jeweils als spezifisch lateinamerikanische Ästhetik der Wirklichkeitsdarstellung profilieren sollte und konnte. Die Analyse ausgewählter zeittypischer Romane – von Jorge Isaacs María (1867) bis hin zu Miguel Barnets Cimarrón (Historia de un esclavo) (1966) – wird dabei manch’ überraschende Antwort bereithalten. 

Zur vorbereitenden Lektüre empfohlen (Kopiervorlage in der Bibliothek, Ordner „Realismus“):

- Dill, H.-O./Gründler C./Gunia, I./Meyer-Minnemann, K.: Apropiaciones de realidad en la novela hispanoamericana de los siglos XIX y XX. Frankfurt/M. - Madrid: Vervuert 1994, S. 13-26, 90-103, 171-183 u. 257-280.


Programm

20.10.03 Einführung: Zur Begriffsgeschichte von "Realismus"

27.10.03 Prolegomena für eine Theorie des hispanoamerikanischen Realismus

03.11.03 Die Vorlesung am 03.11.03 fällt aus (Staatsexamina).

10.11.03 Die Anfänge des Realismus in Hispanoamerika: Cirilo Villaverde, Cecilia Valdés (1839/1882); Jorge Isaacs, María (1867)

17.11.03 Die "novela de costumbres político-sociales": Alberto Blest Gana, Martín Rivas (1862)

24.11.03 Die Polemik um den Naturalismus: Eugenio Cambaceres, En la sangre (1887)

01.12.03 "Kritischer Realismus" und Feuilleton: Mariano Azuela, Los de abajo (1915)

08.12.03 Realismus - Mundonovismo: José Eustasio Rivera, La vorágine (1924)

15.12.03 Indigenismus oder "realismo heterogéneo"? Jorge Icaza, Huasipungo (1934)

12.01.04 "Magischer Realismus" zwischen Programm und Etikett: Alejo Carpentier, El reino de este mundo (1949)

19.01.04 Realismus ohne Programm? - Manuel Rojas, Hijo de ladrón (1951)

26.01.04 Die "novela-testimonio": Miguel Barnet, Biografía de un cimarrón (1966)

02.02.04 Boom des Realismus? Mario Vargas Llosa und die "novela total"

Literaturhinweise zur Zwischenprüfung

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