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Die For Sprache

 


Projektleiter:

Prof. Dr. Gerrit Dimmendaal
Institut für Afrikanistik
Albertus-Magnus-Platz
D-50923 Köln

Tel:
Fax:
 0221 / 470-5762
 0221 / 470-5158
gerrit.dimmendaal@uni-koeln.de

Mitarbeiter:

Christine Waag

 

Untersuchungsgebiet:

n/a

Informationen:

Literatur

 

 

 


 

Forschungsprojekt

Aus den bisherigen archäologischen Forschungen im SFB-Projekt ACACIA geht hervor, dass die ehemalige Wadi Howar („Yellow Nile“) Region im Nord-Sudan eine wichtige Kontaktzone für die Verbreitung kultureller Traditionen darstellte.

Die bisherigen Sprachforschungen im Gesamtgebiet zwischen Tschad im Westen und Nord-Äthiopien und Eritrea im Osten zeigen, dass hier über längere Zeit Sprachkontakt eine wichtige Rolle spielte. Die Austrocknung des Wadi Howar hat offenbar zu einem Aufbruch dieser Kontaktzone und zu einer Diaspora nilosaharanischer Sprachgruppen in südwestliche, südliche und südöstliche Richtung geführt.

Die vorherrschende Sprache in dieser Region, dem bis heute noch fruchtbaren Gebiet um den Jabal Marra, war das For (oder Fur, Poor). Aus genetischer Sicht nimmt das For eine relativ isolierte Stelle innerhalb der nilosaharanischen Sprachfamilie ein. Es war die Handelssprache in dieser Gegend im Westen des Sudan, bis Arabisch wichtiger wurde. Heutzutage erfolgt jeglicher Unterricht an Schulen ausschließlich auf Arabisch und Arabisch ist auch in Handel und Regierungsangelegenheiten die vorherrschende Sprache. Mit dem Verlust der Sprache geht auch ein Verlust der Kultur einher, weil das gesammelte Wissen über Geschichte und Kulturen in der Gegend eng mit dieser Sprache verbunden ist.

Das Teilprojekt A10 aus dem SFB ACACIA beschäftigt sich mit der Erforschung dieser Sprache der Poora, dem For. Sowohl lexikalische Daten als auch eine detaillierte Analyse der Grammatik sollen zu vertieften Kenntnissen über diese Sprache führen, um einen Vergleich mit anderen Sprachen der Region zu ermöglichen. Der Schwerpunkt soll dabei auf die Merkmale gelegt werden, die aus arealer Sicht wichtig sind, wie z.B. Wortreihenfolge, Kasus und die komplexe Verbalmorphologie. Zudem werden Daten in semantischen Bereichen wie Viehzucht, Ackerbau, Eisenbearbeitung und Töpferei erfasst, soweit sie noch zugänglich sind. Es werden Texte verschiedener Gattungen gesammelt wie Texte zur Unterweisung, Rollenspiele des ehemaligen Alltagslebens, Berichte, Geschichten, die Teil des Kulturgutes sind, sowie auch historische Texte.
Die sprachwissenschaftlichen Forschungen sind aus der Sicht der archäologischen Forschungen im SFB-Projekt ACACIA von besonderer Bedeutung, weil sie es potentiell ermöglichen, auf Grund der „Wörter-und-Sachen“ Methode sprachliche Daten (z.B. aus den oben genannten semantischen Bereichen) mit Kenntnissen über die Kulturgeschichte der Region zu verbinden. Ohne weitere linguistische Forschungen in der Region wird diese wichtige Quelle der Geschichtsforschung endgültig verloren gehen.

Auf Grund der aus sprachwissenschaftlicher Sicht dramatischen Lage wäre es wünschenswert, möglichst viele Sprachen in Nord- und Zentral-Sudan in nächster Zukunft zu dokumentieren, nicht nur weil sonst aus Sicht der Sprachwissenschaft wichtige Information über mögliche Sprachstrukturen verloren geht, sondern auch, weil die Sprachen potentiell wichtige Information zu kulturellen Traditionen enthalten. Diese Information wäre auch für ethnologische Forschungen von besonderer Bedeutung (Sprache als Spiegel der Kultur).

 


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