Frage: Was machen drei San-Jäger, ein Inuit, eine australische Aborigine und zwei malaiische Jäger im Mai in Köln? Antwort: Spurenlesen. Auf einem Pacours. 2013 ließen Tilman Lenssen-Erz und Andreas Pastoors drei San-Jäger aus Namibia prähistorische menschliche Fußspuren in Pyrenäen-Höhlen interpretieren. Das Projekt wurde zu einem weltweit beachteten Erfolg, dem weitere wissenschaftliche Projekte entsprangen (http://www.tracking-in-caves.org) und das der Archäologie neue Ansätze zur Deutung jahrtausendealter Fußspuren unserer Vorfahren schenkte.
In Köln findet nun eine Fortsetzung statt: Vom 11. - 13. Mai treffen sich Wissenschaftler mit indigenen Spurenlesern aus vier Kontinenten in Köln, um ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse mit dem Fachwissen der Spurenleser abzugleichen. Dazu wird es eine praktische Vorführung der Spurenlesekünste der Tracker mit anschließender Diskussion geben. Die Spurenleser werden auf einem in der Forschungsstelle Afrika eingerichteten Parcours zeigen, wie sie vorgehen und welche Methoden sie anwenden. Die Veranstaltung wird von Dr. Tilman Lenssen-Erz von der Forschungsstelle Afrika und PD Dr. Andreas Pastoors vom Neanderthal Museum in Mettmann organisiert.
Die internationale Konferenz „Prehistoric Human Tracks“ versammelt die internationale Prominenz der Archäologen, Paläoanthropologen und Kuratoren, die sich mit prähistorischen Spuren beschäftigen. Sie treffen sich in Köln, um sich auszutauschen und ihre Projekte vorzustellen. „Eine große Wissensbörse“, so Andreas Pastoors. Bekannte Namen wie Erik Trinkaus, Matthew Bennett oder Robin Huw Crompton aus den USA bzw. Großbritannien werden dabei sein. Alle diese Wissenschaftler verfolgen Ansätze zur Bewegungsanalyse auf Grundlage von Knochenfunden und Spuren, die neue Erkenntnisse über das Leben unserer Vorfahren verheißen. Doch diesmal ist etwas anders: Unter den Experten sind auch indigene „Tracker“ – Spurenleser. Sie werden ihre eigenen Methoden den Wissenschaftlern vorstellen – unter anderem auf einem in der Forschungsstelle aufgebauten Parcours. „Wir möchten wissen, inwieweit man indigenes Wissen für die Archäologie nutzbar machen und integrieren kann. Vielleicht kann es mal ein Standardverfahren werden“, sagt Andreas Pastoors. Auch Lenssen-Erz ist von dem wissenschaftlichen Nutzen überzeugt: „Wir bauen da nicht auf Exotik. Auch unter den Wissenschaftlern gibt es einige gut ausgebildete Spurenleser, die die Fähigkeit für ihre Arbeit nutzen.“
Die indigenen Spurenleser können allerdings aus winzigen Details der Spuren sehr viel herauslesen. Hier gibt es große Möglichkeiten für die Wissenschaft. „Man muss nicht jahrelange Messreihen machen, sondern man hat Experten, die diese Messreihen intuitiv in sich angelegt haben“, so der Kölner Archäologe. „Wenn wir naturwissenschaftliche Analyseverfahren verwenden, dann müssen wir auch den Ergebnissen anderer Experten vertrauen“, ergänzt sein Kollege Andreas Pastoors. „Das ist bei den Trackern nicht anders.“
Die Konferenz soll auf allen Ebenen Früchte tragen. „Es werden natürlich auch wissenschaftliche Aufsätze dabei herauskommen“, so Lenssen-Erz. Aber die Wissenschaftler möchten, dass auch die heimatlichen Gemeinden der Spurenleser etwas von den gesammelten Erkenntnissen der Konferenz haben: „Am Ende der Konferenz wird es einen Workshop geben, in dem die Erkenntnisse, die auf der Konferenz gesammelt wurden, so aufbereitet werden, dass die Spurenleser sie wieder in ihre Gemeinschaften zurückbringen können,“ so der Kölner Archäologe.
Wann und Wo:
11. – 13. Mai 2017
11. Mai 2017 Forschungsstelle Afrika, Jennerstraße 8, 50823 Köln
12. & 13. Mai 2017 Neanderthal Museum, Talstraße 300, 40822 Mettmann
Kontakt:
Dr. Tilman Lenssen-Erz
Tel. 0221-556680
lenssen.erzuni-koeln.de
Dr. Andreas Pastoors
02104 9797-55
pastoorsneanderthal.de
Web: (Englisch) http://www.tracking-in-caves.org