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Universität zu Köln nimmt Distanzierung von der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Dr. Hermann Pünder zurück

Das Rektorat der Universität zu Köln hat beschlossen, die Distanzierung von der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Dr. Hermann Pünder zurückzunehmen. Bisher unbekannte Quellen lassen Zweifel daran aufkommen, dass Hermann Pünders Handeln zwischen 1933 und 1945 als eine Verstrickung in das NS-Regime zu werten ist.

Hermann Pünder (1888 bis 1976) war Jurist, Ministerialbeamter und Politiker der Deutschen Zentrumspartei, später der CDU. Von 1945 bis 1948 amtierte er als Oberbürgermeister der Stadt Köln. 1947 wurde Pünder als Abgeordneter in den Landtag Nordrhein-Westfalens gewählt, nachdem er zuvor bereits dem ernannten Landtag angehört hatte. Von 1953 bis 1957 war er Mitglied des Bundestags und von 1952 bis 1956 des Europaparlaments.

Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums ihrer Gründung im Jahr 1919 befasste sich die Universität intensiv mit ihrer Geschichte. Dazu berief sie 2017 einen hochkarätig besetzten externen Wissenschaftlichen Beirat. In dessen Auftrag recherchierte eine Geschichtsagentur zu den NS-Belastungen universitärer Einheiten, Förderungen und Ehrungen. Daraufhin empfahl der Beirat der Universität unter anderem, sich von der Verleihung mehrerer Ehrensenatorwürden zu distanzieren, darunter jener für Hermann Pünder. 

Im Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats von 2019 wurden „Erträge aus materiellen Vorteilsnahmen oder Erwerbungen und Übernahmen im Zuge von Verfolgungsmaßnahmen insbesondere durch ‚Arisierung‘ oder Donationen“ als eines von drei Kriterien für eine NS-Belastung festgelegt. Hermann Pünder war Mitglied im Aufsichtsrat zweier „arisierter“ Unternehmen und erwarb Aktien von einem. Bis dato unbekannte Unterlagen lassen es möglich erscheinen, dass er mit gutwilligen Absichten oder treuhänderisch für den jüdischen Eigentümer gehandelt hat. Auch die Angemessenheit des Kaufpreises für die Aktien wurde gerichtlich festgestellt.

Aufgrund dieser neuen Erkenntnisse hat das Rektorat der Universität zu Köln am 21. Mai 2025 beschlossen, die Distanzierung von der Verleihung der Ehrensenatorwürde an Hermann Pünder zurückzunehmen. Bisher unbekannte Quellen lassen es möglich – und im Lichte des sonstigen Lebenswegs Hermann Pünders wahrscheinlich – erscheinen, dass dessen Handeln zwischen 1933 und 1945 nicht als eine Verstrickung in das NS-Regime zu werten ist.

Pressesprecherin:
Dr. Elisabeth Hoffmann
+49 221 470 2202
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