Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

In der praktischen beruflichen Bildung stand man in den 70er Jahren vor folgendem Problem. Man arbeitete, z.B. in den Metallberufen, sehr oft in Projektgruppen, die eine unterschiedliche Lerngeschwindigkeit aufwiesen. In der Ausbildung entstanden Leerlaufzeiten, da schnelle und langsame Lerngruppen auszugleichen waren. Zudem wurde in der Industrie das Nachahmen von Tätigkeiten mehr und mehr durch Verfahren abgelöst, die auch eigenständige Kompetenzen bei der Aneignung von Wissen und Handlungskompetenzen notwendig machten. Bei gleichzeitig oft für die berufliche Bildung nicht hinreichenden Vorkenntnissen der Auszubildenden entstand ein Innovationsdruck für die Ausbildung, der mit unterschiedlichen Varianten gelöst wurde und wird (vgl. z.B. auch Juniorfirma, Lerninseln, Schülerfirmen, Cognitive Apprenticeship und weitere). Facharbeiter mussten z.B. insbesondere mit oft komplizierten Handbüchern für Werkmaschinen und automatisierten Systemen umgehen. Ausbilder mussten Zeit gewinnen, sich auch mit langsameren Lernern differenzierend zu beschäftigen. Hier war es nahe liegend, Selbstlernmaterialien in der Praxis zu entwickeln. Diese Entwicklung erfuhr insbesondere eine arbeitspsychologische Interpretation in Hackers Stufen der »vollständigen Handlung«: Der Mensch lernt nach Hacker, indem er sich aktiv reflektierend ein Bild von der auszuführenden Handlung macht. Dabei beobachtet er das eigene Handeln und vergleicht es mit dem inneren Abbild. Durch diesen Vergleich kann sowohl die Handlung als auch das Abbild mittels beobachtender Korrekturen verändert werden. Bei neuen Aufgaben kommt es nach Hacker, der hier eine widerspiegelnde Tätigkeit im Sinne der Marxschen Erkenntnistheorie vor Augen hat, darauf an, sich zunächst eine erste gedankliche Vorstellung vom Ziel und vom Gegenstand der Handlungen zu machen. Die nötigen Handlungsschritte werden dabei durch ein geistiges Probehandeln durchgespielt.
Auch wenn aus konstruktivistischer Sicht die Dominanz des Abbildungsdenkens an diesem Ansatz zu kritisieren ist, weil damit innere Selbststeuerungsprozesse, Imaginationen und Begehren, Ambivalenzen im Handeln u.a.m. ausgeklammert bleiben, so sollte erkannt werden, dass insbesondere bei Zweck-Mittel-Hand­lungen die kognitive Repräsentation von Handlungsschritten in Kombination mit Handlungsausführungen sinnvoll ist. Durch die Leittextmethode werden die Lernenden veranlasst, selbständiges Informieren, Planen, Entscheiden, Ausführen, Kontrollieren und Bewerten in eine Handlungskonsequenz zu bringen. Sie erhalten dabei ein Bild vom Ziel ihrer Handlungen, den nötigen Schritten zu diesem Ziel, und sie müssen ihre Vorstellungen über die Tätigkeit und im Tun umfassend  überprüfen. Zugleich dokumentieren sie ihre Reflexionen und ihr Tun, so dass sie ein semantisches Netzwerk hierüber aufbauen und kommunizieren lernen, wobei sie das Gelernte so leichter im Gedächtnis behalten können.
Die »vollständige Handlung« besteht aus sechs Bausteinen, die alle die Selbstständigkeit fördern sollen. Damit entstehen Stufen der theoretischen Begründung und Notwendigkeiten einer praktischen Arbeit mit Leittexten:

  1. Informationen sichten oder beschaffen
  2. die Vorgehensweise und mögliche Alternativen in einer Gruppe planen (individuelle Leittexte wären problematisch, denn sie entsprechen nicht hinreichend dem Ziel der Verbesserung der Sozialkompetenz)
  3. über die Vorgehensweise gemeinsam entscheiden
  4. die Arbeit arbeitsgleich oder arbeitsteilig durchführen
  5. das Arbeitsergebnis allein und/oder in der Gruppe kontrollieren
  6. die Vorgehensweise in der Gruppe und mit dem Lernberater reflektieren

In Theorie und Praxis weisen Leittexte etliche Varianten auf. So versuchte man beispielsweise eine zeitlang in den Leittexten nur einen Teil der Informationen zu geben, um die Lernenden zu motivieren, sich die fehlenden Inhalte eigenständig zu beschaffen. Oder ein zusätzlicher Katalog von Leitfragen diente dazu, dem Lernenden jeweils komplette Antwortmöglichkeiten im Fachwissen aufzuzeigen. Dies führte teilweise zu einem sehr engen Verständnis, da nur sehr spezifisches Fachwissen als »vollständig« aufgefasst werden kann. Die konstruktivistische Didaktik strebt ein eher offenes Verständnis der Leittexte an. Man könnte auch von Leitfragenmethode sprechen, insofern Fragen ein handlungsorientiertes Arbeitsprogramm organisieren helfen, das dann sehr eigenständig von Lernern durchlaufen wird. Allerdings verliert die Methode schnell ihre Wirksamkeit, wenn der Zwang zur Handlungsorientierung, effektiver Selbstkontrolle und Präsentation des Ergebnisses (mindestens gegenüber dem Lernberater) entfällt.
Die Leittext-Methode wird künftig verstärkt auch in computergestützten, multimedialen Anwendungen umgesetzt werden. Für diese Bereiche sind leitfragenorientierte Verfahren sehr geeignet. Auch lassen sich die Kontrollbögen hier sehr effektiv einsetzen. Bereits in der bisherigen, sehr auf Papier bezogenen Form, werden verschiedene Materialien miteinander verbunden und Medien bei der Recherche und Umsetzung genutzt. Im Rahmen eines computerbezogenen Unterrichts lässt sich hierbei eine vielschichtig programmierte Anwendung realisieren.