Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

4. Darstellung der Methode

<< 4.1 Vorüberlegungen beim Einsatz von Portfolios
<< 4.2 Checkliste für den Einsatz von Portfolios
<< 4.3 Formen des Portfolios
<< 4.4 Zusammenstellen eines Portfolios
<< 4.5 Standards und Beurteilungskriterien
<< 4.6 Form- und Deckblätter
<< 4.7 Darstellungsarten und exemplarischer Charakter
<< 4.8 Formale Bewertungskriterien

 

4.1 Vorüberlegungen beim Einsatz von Portfolios

Bevor ein Portfolio eingesetzt wird, sollte man sich sehr gut die Vor- und Nachteile dieser Methode vergegenwärtigen. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit der Bewertung, die für diese Methode typisch ist.

Als Vorteile eines Einsatzes von Portfolios mit Bewertung lassen sich vor allem folgende Aspekte nennen:

  • Die Ergebnisse jedes Lerners können als individuelle Leistungen, als seine Versionen von Wirklichkeitskonstruktionen mit seinen spezifischen Ausdrucks­formen, inhaltlichen Schwerpunkten und Feststellungen, mit seinen Bedürfnis­sen und besonderen Stärken herausgestellt werden.
  • Sofern eine individuelle Bewertung erfolgt, kann von einem normenbezogenen Rangvergleich der Lerner abgesehen werden und jeder Lerner nach seinen Fähigkeiten, nach seinem Einsatz auf der Basis seiner Voraussetzungen eine konstruktives Feedback zu seinen Lernfortschritten erhalten. Dies bedeutet nicht, keine Bewertung abzugeben, aber es setzt die Bewertung immer in ein produktives Verhältnis zu den Lernfortschritten des individuellen Lerners. Dies motiviert und ist besonders bei leistungsheterogenen Lerngruppen auch notwendig.
  • Das Feedback und die gesamte Evaluation des Lernens kann auf eine konstruktive Basis vorhandener Lernergebnisse gestellt werden, so dass Bewertungen objektiver werden. Am konkreten Beispiel lassen sich Ergebnisse, Fortschritte oder Fehlstellen nachweisen und dialogisch mit dem Lerner erörtern. So können klare Zielvereinbarungen über weitere Forderungen und Förderungen getroffen werden.
  • Die Festlegung gemeinsamer Bewertungskriterien macht es notwendig, dass die Lehrenden vor der Bewertung den Lernern mitteilen und mit ihnen gemeinsam festlegen, was mit welcher Erwartung wie bewertet werden soll. Dies erhöht die Objektivierung der Bewertung, weil die Lerner sich so besser auf Erwartungen einstellen können. Dabei ist allerdings zu beachten, dass dies nicht bedeutet, die Kreativität der individuellen Lösungen einzuschränken, sondern nur den Rahmen der erwarteten Bewertung abzustecken. Deshalb ist es im Bewertungs­prozess immer notwendig, dass Lehrende und Lernende gemeinsam die Ergebnisse diskutieren und über das Ergebnis ebenso wie über das Kriterium der Bewertung gemeinsam nachdenken. Die Beteiligung der Lerner in den Evaluationsprozess hilft, ihre eigene Lernkompetenz zu stärken und zum Wachstum ihrer Lernfähigkeiten beizutragen.
  • Die Lerner werden so angehalten, stärker Verantwortung für die eigenen Lernergebnisse zu übernehmen. Dies entspricht in den meisten Berufen heute auch der Erwartung der Arbeitswelt nach der Schule oder Ausbildung.
  • Ein Portfolio sollte allerdings nicht zu eindimensional gestaltet werden, damit eine Fülle von Gegenständen, unterschiedlichen Handlungen und Methoden in möglichst verschiedener Weise dokumentiert und reflektiert werden kann. Neben schriftlichen Formen sollten deshalb auch andere Formen der Darstellung möglich sein.
  • Die Präsentation des Portfolios kann sinnvoll zunächst die Lerngruppe, erweiternd aber auch z.B. die Eltern oder eine Öffentlichkeit einbeziehen, um die Ergebnisse und Fortschritte, die in einer Gruppe, Klasse oder Schule gemacht werden, auch nach außen zu dokumentieren. Viele englischsprachige Schulen bieten deshalb mittlerweile Web-Portfolios an, auf die sich z.B. die Eltern einloggen können, um an den Lernergebnissen zu partizipieren. Die Lerner können bei der Erstellung solcher Portfolios zugleich Programmier­kenntnisse erwerben.

Gleichwohl eignen sich Portfolios nicht für alles. Nachteilig wären sie z.B. ins­besondere bei folgenden Zielstellungen:

  • Bei einfachen Wiedergaben, Auswendiglernen, Abbildungen eines vorhandenen Wissens, geringer Komplexität der Aufgabenstellung, mangelndem Interesse am Thema sind Portfolios nicht geeignet. Allerdings sind diese Lernformen auch problematisch, da sie wenig handlungsorientierend sind und daher nicht über längere Zeit im Lernen dominant werden sollten.
  • Bei Selektionsprüfungen, die vor allem darauf gerichtet sind, einen klaren Rang in der Gruppe zu verteilen, wird die eher kriteriumsbezogene Bewertung, die sich auf die Lernfortschritte des individuellen Lerners stützen soll, durch die Betonung des Rangvergleichs entwertet. Bei Rangvergleichen können und sollten Portfolios nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden, da die Vergleichbarkeit der Lernfortschritte unterschiedlicher Lerner immer dann schwieriger wird, wenn es sich nicht um eindeutig vergleichbare Leistungen aller handelt. Eine solche Eindeutigkeit des Vergleichs aber läuft den Intentionen des Portfolios in der Regel zuwider.

Allerdings sind Lernsysteme, die überwiegend auf einen solchen Selektions­vergleich setzen, um Lerner im Schulsystem auf- und absteigen zu lassen (z.B. das deutsche Schulsystem mit seiner Dreigliedrigkeit und dem Sitzenbleiben) ohnehin nicht sonderlich erfolgreich in der Lernförderung für alle. Es ist interessant, dass bisher die Portfolio-Methode besonders in jenen Ländern eingesetzt wird, die ein Einheitsschulsystem haben, in dem zudem das Sitzenbleiben nicht mehr möglich ist – wie z.B. Finnland als Pisa-Siegerland. Portfolios sind vor allem ein Förderinstrument für alle Lerner!

  • Bei Lehrenden, die nicht hinreichend auf den Einsatz von Portfolios vorbereitet sind. Bei der Bewertung von Portfolios kommt es darauf an, die unterschiedliche Leistung der Lerner zu schätzen, auf die Ausgangslage und die Lernfortschritte zu beziehen, und in Ziel- und Fördergesprächen weitere Motivation und Leistungen für die Zukunft freizusetzen. Dies setzt einen Lehrenden voraus, der nicht nur kontrollieren, sondern grundständig und differenziert fördern will und hierfür in seiner Ausbildung hinreichend Instrumente und Methoden erworben hat. Da die Auswertungen sehr zeitintensiv sind, müssen zugleich ein hohes Engagement und eine Bereitschaft zu intensiven Gesprächen vorliegen.
  • Lehrende und Lernende müssen sich differenziert mit Beurteilungskriterien auseinandersetzen und diese für die gewählten Aufgaben und Darstellungs­formen diskutieren. Hierzu müssen sie sich über Formen qualitativer Bewertung informieren. Sie müssen sich auch zutrauen, individualisierte Formen der Bewertung einzuführen, nach außen zu vertreten und zu evaluieren.
  • Es muss hinreichend Zeit für die Methode sowohl bei den Lernenden als auch bei den Lehrenden eingeplant sein. Man kann nicht einfach ein bestehendes Unterrichtssystem bloß durch Portfolios ergänzen wollen, sondern muss das gesamte Setting auf diese Methode umstellen (siehe in den nächsten Punkten).
  • Der subjektive Faktor, der sowohl in die Darstellungen als auch die Bewertungen stärker eindringt, muss akzeptiert und gewollt sein. Wer die Bewertung lieber durch scheinbar eindeutige Punktevergaben verobjektivieren will und damit eher Nachvollzug als kreatives Handeln testen will, der wird sich wenig mit Portfolios anfreunden können.
  • Insgesamt dort, wo standardisierte Testverfahren und ein hohes Ranking der Lernenden untereinander favorisiert werden, sind Portfolios meist schwierig einzusetzen.

 

4.2 Checkliste für den Einsatz von Portfolios

Es gibt gute Checklisten, um die Basis des Portfolios festzulegen. Eine Anregung geben z.B. Rolheiser/Bower/Stevahn unter http://www.ascd.org/publications/books/2000rolheiser/chapter1.html.

Auch die von mir genannten Checkpunkte können helfen, Unterricht bzw. eine Lern­einheit mit Portfolio zu planen. Zu allen Punkten sollten Vorstellungen entwickelt werden:

1. Partizipation planen
Lehrende und Lernende sollten möglichst gemeinsam ihr Portfolio planen. Je mehr Partizipation am Anfang, desto höher fällt in der Regel das Durchhaltevermögen bei der Durchführung aus. Gibt es in der Institution ohnehin Portfolios als Aufgabe für alle, dann ist einführend immer der Sinn zu diskutieren. Vor allem sind dabei dann auch die Bewertungskriterien gemeinsam zu erarbeiten, denn nur, wenn die Lernenden wissen, worauf es ankommt, können sie ihr Portfolio effektiv einsetzen.

2. Zeitraum planen
Der Zeitraum kann themen- oder fachbezogen sein. Günstig ist es, erst einmal mit überschaubaren Portfolios anzufangen und Erfahrungen zu sammeln. Ist die Methode bekannt, dann kann das Portfolio auch kontinuierlich geführt werden. Es ist in jedem Fall notwendig, Termine zu vereinbaren, an denen das Portfolio ausgewertet wird.

3. Ziele planen
Portfolios können sehr unterschiedliche Ziele verfolgen. Sie sollen jedoch immer Leistungen von Lernern dokumentieren und hierüber eine Selbstreflexion anregen. Dabei sind die Lerner eigenständig zu beteiligen, indem sie nicht nur die Arbeiten fertigen, sondern auch geeignete Arbeiten für ihr Portfolio aussuchen sollen. Eher selten ist es, dass alle gefertigten Arbeiten ins Portfolio kommen. Sinnvoll ist es meistens, jene Arbeiten auszuwählen, die einen Kompetenzzuwachs besonders zeigen können oder die exemplarisch für einen Lernzuwachs stehen. Ziel des Portfolios ist es fast immer, Leistungen zu kontrollieren, was besonders dann gelingt, wenn eine Diagnose des erreichten Standes damit verbunden ist und weitere Perspektiven einer Förderung für die Zukunft sichtbar werden. Portfolios dienen so der Leistungsbewertung und zugleich einer Verständigung über Standards beim Lernen. Als Ergebnisbericht können sie auch eine Grundlage für spätere Bewerbungen sein.

4. Einzel- oder Gruppenportfolio einsetzen?
Meistens werden Portfolios individuell eingesetzt. Dies hat den Vorteil, differenziert auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten individueller Lerner einzugehen und diese gezielt zu fördern. Aber auch ein Gruppenportfolio ist bei Projekten oder bestimmten Themen denkbar und sinnvoll. Wenn es darum geht, ein Teamergebnis kontinuierlich über einen gewissen Zeitraum zu dokumentieren und aus den verschiedenen Einzelleistungen des Teams zusammenzusetzen, dann könnte ein Gruppenportfolio eingesetzt werden.

5. Einsatz und Reichweite planen
Portfolios sollen sonstige Lernvorgänge ergänzen und möglichst systematisch reflektieren helfen. Um dies zu erreichen, muss ein verzahnter Einsatz zu den sonstigen Lernmethoden kontinuierlich hergestellt werden. Es muss festgelegt werden, mit welchem Ziel und welcher Reichweite das Portfolio geführt wird, wann es wem präsentiert wird und wie es beurteilt werden soll. Je höher die Verbindlichkeit des Einsatzes und je größer die Reichweite der Beurteilung, desto stärker kann die Wirkung des Portfolios sein.

6. Was wird gesammelt?
Das Portfolio ist ein halböffentliches Dokument. Es enthält individuelle Arbeitsergebnisse, die von Lehrenden/Ausbildenden gelesen werden. Dabei dient es der Bewertung. Insoweit muss prinzipiell beachtet werden, dass in das Portfolio keine rein privaten oder intimen Dokumente gehören. Die Auswahl liegt allein beim Ersteller.

Oft werden die besten Produkte eines bestimmten Zeitraums (einer Woche, eines Themas oder Unterthemas usw.) gesammelt. Dies hat den Vorteil, dass die Lerner exemplarisch an ihren guten Ergebnissen und nicht an ihren schlechteren gemessen werden. Teilweise können auch schlechtere oder gescheiterte Ergebnisse eingefügt werden, um in einem Vergleich über Lernfortschritte zu reflektieren. Egal welche Strategie man wählt, sie muss vorher festgelegt werden! Dabei soll die geforderte Breite, Umfang und Tiefe des Portfolios geklärt werden. Hierzu ist es dann auch sinnvoll, Formblätter für die Deckblätter der einzelnen Abteilungen des Portfolios einschließlich z.B. dazugehöriger Farben zu bestimmen, damit eine gleiche Ordnungsstruktur für alle Lerner gilt. Vorher zu klären sind z.B. meistens folgende Fragen: Was soll konkret in den einzelnen Abteilungen gesammelt werden? (Beispiele vorher nennen). Was ist dabei vorgegeben und was kann frei zusätzlich gemacht werden? Wieviel Eigeninitiative zusätzlich ist erwünscht? Was sind Grundforderungen und wo gibt es Alternativen? Was kann während des Prozesses ggf. noch verändert werden? Nach welchen Kriterien wird beurteilt? Können die Lerner untereinander sich auch beurteilen?

7. Wie wird reflektiert?
Im Portfolio soll immer eine schriftliche Reflexion erfolgen. Diese sollte nicht einfach beschreibend sein und bloß die vorgelegten Ergebnisse kommentieren, sondern den Lernprozess selbst beobachtend reflektieren. Dazu sind Frage­stellungen geeignet, die darauf gerichtet sind, die Auswahl der Gegenstände im Portfolio zu begründen, das Verhältnis von eingebrachten Leistungen und Leistungsveränderungen zu diskutieren, eingesetzte Lern­methoden und ihre Effektivität für den Lerner zu beschreiben, Erkenntnisgewinne und offen gebliebene Fragen zu bezeichnen, Wünsche und Imaginationen im Blick auf einzelne Aspekte zu thematisieren usw. Solche Fragen müssen vorher entwickelt und dem Portfolio als Leitfragen oder jeweilige Deckblätter für einzelne Ordnerteile beigegeben werden. Hier kann es auch sinnvoll sein, Selbstevaluationsfragebögen nach längeren Etappen als Zwischenreflexion in das Portfolio mit einzubauen.

Auch wenn die Reflexion in der Regel individuell erfolgen soll, so kann sie durch Lerngruppen oder Lernpartnerschaften vorbereitet sein, um dem Lerner in vorausgehenden Gesprächen zu helfen, seine Reflexion auf sich zu vertiefen.

8. Welche Hilfe gibt es?
Es sollte schriftliche Anleitungen geben, eine Sammlung von Form- und Deckblättern, einen genauen Zeitplan, wobei diese Aspekte gemeinsam zu diskutieren und zu bestimmen sind. Zusätzlich wird ein Plan für Gespräche zwischen Lehrenden und Lernenden und eine Möglichkeit für Besprechungs­gruppen der Lerner untereinander benötigt.

9. Wie wird ausgewertet?
Vorbereitend zur Auswertung muss gemeinsam mit den Lernern festgelegt werden, nach welchen Kriterien das Portfolio ausgewertet wird. Dabei erweisen sich qualitative Bewertungen mit konkreten Ziel- und Fördergesprächen als sinnvoller als bloße Notenvergaben. Allerdings muss immer sichergestellt sein, dass die Verbindlichkeit des Portfolios für alle gilt und dass dieses mit bestimmend für das Erreichen des Ausbildungszieles ist. Eine solche Be­stimmung sollte jedoch nicht bloß mit Noten als erreichbar angesehen werden. Ziel- und Fördergespräche, die konkrete Maßnahmen als Reaktion auf erbrachte Leistungen festlegen, können bei entsprechender Kontrolle und Konsequenz von Maßnahmen bei Nichteinhaltung meist sehr viel wirksamer für die Förderung sein als eine bloße Notenvergabe.

Grundsätzlich nehmen die Lehrenden/Ausbildenden bei jedem Portfolio nach einer vereinbarten Zeit eine Bewertung vor. Diese wird nach den festgelegten Kriterien in einem ausführlichen Gespräch zurückgemeldet. Hier ist durchgängig nicht nur etwas zu fordern, sondern stets auch zu fördern.

Abschließend sollten die Portfolios weiter verwendet werden. Sie können Ausgangspunkt z.B. mündlicher Prüfungen sein. Sie lassen sich auch zur gegen­seitigen Information für alle Lerner einsetzen oder auch veröffentlichen (z.B. im Internet).

10. Was kann später verbessert werden?
Eine Möglichkeit zur Überarbeitung nach einer ersten Bewertung kann die Wirksamkeit des Portfolios erhöhen. Der Lerner kann dadurch dokumentieren, dass er Fortschritte nach der Bewertung und dem gemeinsamen Gespräch gemacht hat. Dies ist insbesondere bei einem kontinuierlich geführten Portfolio sinnvoll. Hier muss allerdings darauf geachtet werden, dass der Arbeitsaufwand im Blick auf andere Lernvorgaben realistisch bleibt, denn das Portfolio sollte nicht zur unendlichen Verbesserungsarbeit werden.

11. Wem wird das Portfolio wann abschließend präsentiert?
Immer den Lehrenden/Ausbildenden. Gleichwohl sollten als Anreiz auch die Lernenden beteiligt werden. Hier lassen sich Teilpräsentationen vorstellen oder Ausstellungen organisieren. Wenn die Lernenden ihre besten Teile aus ihrer Sicht präsentieren, dann motiviert dies besonders. Wenn die zu präsentierenden Teile z.B. ausgelost werden, dann erhöht dies in der Regel die Gesamtqualität, weil die Lernenden so gezwungen werden, alle Teile besser zu gestalten. Dies ist allerdings ganz von der Struktur der Lerngruppe, ihrem Interesse und anderen Rahmenbedingungen abhängig. Der Einbezug der Eltern ist auch sinnvoll, sofern von dieser Seite Anerkennung der Arbeit gezeigt werden kann. Präsentationen oder Ver­öffentlichungen im Kontext der Schule oder Öffentlichkeit sind dann sinnvoll, wenn eine Leistung erbracht werden konnte, die auch für andere interessant sein kann (und dies sollte eher Regel als Ausnahme bei Portfolios sein).

Diese Präsentationen können z.B. zur „Halbzeit“ und/oder am Ende eines Kurses durchgeführt werden. Es lassen sich auch kreative Formen der Rückmeldung über die Portfolios von anderen Lernern oder Außenstehenden einsetzen: z.B. persönliche Briefe an die Ersteller, Beantwortung von Fragebögen, Talkshow über die Portfolios usw.

12. Wer hebt das Portfolio auf?
Nach Abschluss der Bewertung, Diskussion und ggf. Ausstellung geht das Portfolio immer an seinen Ersteller zurück. Es ist seine individuelle Lern­dokumentation.

 

4.3 Formen des Portfolios

Es gibt vielfältige Formen von Portfolios. Die Southern Illinois University in Edwardsville unterscheidet z.B. Portfolios, die primär darauf ausgelegt sind, Leistungen von Lernern zu überprüfen, von solchen, die darauf angelegt sind, Programme zu evaluieren. Bei der Programmevaluation muss eine Stichprobe von individuellen Portfolios von Lernern erhoben und in der Regel extern ausgewertet werden. Für beide Fälle gibt es zahlreiche Beispiele (vgl. http://www.siue.edu/~deder/assess/portf.html)

Die Basis des Einsatzes von Portfolios ist fast immer eine individualisierte Leistung (wenngleich Gruppenportfolios durchaus sinnvoll sein können). Als Leistungsnachweis kann ein Portfolio sehr unterschiedliche Aspekte der Arbeit sammeln helfen:

Arbeitsportfolios zeigen die Arbeitsergebnisse eines bestimmten Zeitraums und dokumentieren den Fortschritt, der dabei gemacht wurde. Die Dokumentation kann aus einfachem Brainstorming bis hin zu fertigen Präsentationen bestehen. Dabei können gute als auch schlechtere Arbeiten aufgenommen sein. Wichtig ist es, dass eine begleitende Reflexion der Arbeiten durch den Lerner stattfindet.

  • Prozessportfolios sammeln Dokumente, in denen möglichst zahlreiche Facetten und Phasen des Lernprozesses erfasst sind. Hier kommt es darauf an, das Vorher und Nachher deutlich unterscheiden und die gemachten Fortschritte themati­sieren zu können. Dazu gehört in jedem Fall eine auch zwischendurch immer wieder eingebaute Reflexion des Lerners auf seinen Lernprozess.
  • Präsentations- oder Abschlussportfolios dienen vor allem der abschließenden und zusammen­fassenden Beurteilung eines Lerners in einem Lernabschnitt, einem Ausbildungsteil oder einer gesamten Ausbildungszeit (was sich dann durchaus mit Arbeits- und Prozessportfolios mischen kann). Hier sollen möglichst die besten Arbeiten erfasst werden, die der Lerner in das Portfolio aufnehmen will oder muss, wobei dies der Lehrende oder Ausbildende nach Plan vorgeben muss. Nur fertige Ergebnisse sollten hier dokumentiert werden. Die Auswahl und die Ergebnisse sind vom Lerner zu reflektieren.

In der Praxis dominieren gegenwärtig eher die Präsentations- und Abschlussportfolios, weil in ihnen besonders gut bestimmte Unterrichts- oder Lernabschnitte dokumentiert werden können. Zudem lassen sich durch Unteraufgaben auch Teile aus Arbeits- oder Prozessreflexionen hier einfügen.

 

4.4 Zusammenstellen eines Portfolios

Ein Portfolio ist nicht einfach eine Materialsammlung oder Sammelordner. In solche Ordner kommen alle möglichen Arbeiten, die mehr oder weniger systematisch zusammengestellt werden. Ein Portfolio ist aber auch kein Notiz- oder Merkbuch, in dem Termine, Daten oder Merkposten eingetragen sind. Ein Portfolio ist auch keine Komplettsammlung aller Unterlagen, die gesammelt werden könnten.

Ein Portfolio ist vielmehr in der Regel eine Auswahl an Arbeiten verschiedener Form, die zusammengestellt, kommentiert und reflektiert wird, wobei insbesondere Fortschritte in der Arbeit eines Lerners dokumentiert werden.

Die Zusammenstellung eines Portfolios könnte – idealtypisch gedacht – so aussehen:

 

In dem Schaubild sind drei Stufen der Auswahl erkennbar:

  1. Stufe: Aus einer Fülle von Material, das gesammelt wird, entsteht
  2. Stufe: eine gegliederte Materialsammlung, aus der
  3. Stufe: das Portfolio zum Zwecke der Präsentation zusammengestellt wird.

Zunächst ist also immer ein geeignetes Material zu sammeln, aus dem später ausgewählt werden kann. Hier sind vorrangig eigene Arbeiten oder Gruppenarbeiten im Verlauf des Lernens gemeint, die unter systematischen Gesichtspunkten zunächst in eine Material­sammlung aufgenommen werden. Eine solche Materialsammlung muss nicht nur aus Papier bestehen, hier können auch Ton- und Videoaufnahmen, Fotos, Dateien auf einer CD-ROM, produzierte Gegenstände usw. Platz finden. Es gibt teilweise auch bereits Systeme, die ihre Materialsammlungen im Internet auf Servern ablegen.

Bei der Systematik muss sich der Lerner bereits überlegen, nach welchen Gliederungsgesichtspunkten die Sammlung am besten aufgebaut werden soll. Hier ist es sinnvoll, in jedem Fall die Ordnungsgesichtspunkte aufzunehmen, die später im Portfolio auch verlangt werden. Dies wird unter Beurteilungskriterien weiter unten dargestellt. Allerdings ist hier kein starres System gemeint. In der Regel wächst die Dokumentenstruktur und das Inhaltsverzeichnis im Laufe der Arbeit mit.

Zu beachten ist, dass die Aufgabenstellung des Portfolios stark variieren kann. In dem Schaubild wird das sehr übliche Verfahren einer Abschlusspräsentation im Portfolio dargestellt. Sofern Prozesse im Portfolio dokumentiert werden, ändern sich die Auswahlkriterien erheblich: Dann kommt es nicht darauf an, die besten Arbeiten aus einer Vielzahl von Arbeiten auszuwählen, die bestimmte Standards repräsentieren, sondern darauf, einen Verlauf zu dokumentieren, der eine Stichprobe von Arbeiten enthalten muss.

 

4.5 Standards und Beurteilungskriterien

Das Portfolio ist nicht nur ein Instrument, sondern eine Methode, die das eigenständige Lernen in einer Lernumgebung fördern soll, in der die Ergebnisse des Lernens im Blick auf Handlungen und Anwendungen wichtig sind. Dabei muss es sich sinnvoll in den Lernkontext einfügen. Um das Portfolio einzusetzen, müssen Standards vorher bestimmt sein, die Bereiche der Anwendung und Dokumentation von Lernergebnissen bezeichnen und von den Zielen und Methoden her angeben, mit welcher Breite, in welchem Umfang und mit welcher Eindringtiefe dies geschehen soll. Neben diesen Festlegungen eines Rahmens aber müssen Portfolios zugleich in den Aufgaben und Fragestellungen offen und komplex genug sein, um Lernern hinreichend Raum und Gelegenheit für eine wirklich eigenständige Arbeit zu geben. Nur bei einem solchen Freiheitsgrad ist es sinnvoll, die Kontrolle des Portfolios dann auch auf die Eigen­ständigkeit der erreichten Leistungen bewertend bzw. qualifizierend zurückzubeziehen.

Auf dieser Grundlage müssen die Standards und Beurteilungskriterien für ein Portfolio immer zwei Aspekte umfassen:

  1. Es müssen die Standards (Ziele und Zielbereiche) genannt und präzise umschrieben werden, die durch das Portfolio dargestellt und überprüft werden sollen.
  2. Es müssen erreichbare qualitative Bewertungen oder quantitative Noten für die einzelnen Standards, die angestrebt werden, beschrieben werden. Dabei ist die Gewichtung der Bewertung (Inhalt, Methoden, Stil und Form usw.) vorher anzugeben.

Die Standards können sehr unterschiedlich sein. Generell unterscheidet man z.B. folgende allgemeinen Standards:

  • Wissen (knowledge)
  • Fertigkeiten (enger skills oder weiter performances)
  • Fähigkeiten (dispositions)

Doch die allgemeinen Standards sind meist zu unspezifisch. Deshalb ist es notwendig, für jedes Thema, Fachgebiet usw., in dem Portfolios eingesetzt werden, zunächst die spezifischen Standards herauszuarbeiten, die dann auch bestimmend für die Gliederung des Portfolios sind. Für diese Standards sind einzelne Ziele zu definieren und zu untergliedern, damit die Prozedur insgesamt transparent und einsichtig wird. So haben die Lernenden die Chance, von ihnen geforderte Leistungen hinreichend zuverlässig mit ihren individuellen Lerninteressen zu verbinden und im Portfolio zu präsentieren.

Eine schriftliche Fixierung der Lernziele erscheint dabei zumindest in orientierender Form als unerlässlich, um eine Selbst- und Fremdbeurteilung des Lernfortschrittes überhaupt hinreichend ermöglichen zu können.

Die Lerner sollen sowohl bei der Einordnung ihrer Arbeiten in das Portfolio als auch bei der Reflexion dieser Arbeiten stets das erwartete Ziel mit bedenken und kritisch überdenken.

 

Beispiele zur Veranschaulichung:

An der Pädagogischen Hochschule in Zürich gelten z.B. für die Lehrerausbildung folgende 10 Standards:

  • Fach- und Kontextwissen: Wissen und Können in Unterrichtsfächern vermitteln können und den pädagogisch-philosophischen Kontext kennen.
  • Lernen und Entwicklung: Lern- und Entwicklungsprozesse kennen und diese fördern können.
  • Heterogenität: Kulturelle, soziale und geschlechtliche Unterschiede der Schüler kennen und berücksichtigen können.
  • Eigenständiges Lernen: Lehr- und Lernformen einsetzen können, die ein eigenständiges und kreatives Lernen der Schüler ermöglichen.
  • Soziales Umfeld: In der Schule ein vertrauensvolles Klima schaffen, eigene Übergriffe vermeiden und im Konfliktfall handeln können.
  • Kommunikation: Mit Schülern, Klassen, Gruppen, Kollegen, Eltern, Behörden und Öffentlichkeit kommunizieren können.
  • Unterricht: Lernsituationen planen, den Unterricht durchführen und auswerten können.
  • Beurteilung: Leistungen beurteilen, Erkenntnisse daraus ableiten und kommunizieren können.
  • Qualitätssicherung: Die Wirkung eigener Tätigkeit prüfen und sich selber weiterbilden können.
  • Spannungsfelder: Spannungsfelder von Kultur, Gesellschaft, Demokratie, Ökonomie und Ökologie berücksichtigen können.

Nach diesen Standards ist dann das Portfolio in seiner groben Struktur einzurichten und durch Arbeiten zu dokumentieren:

http://www.phzh.ch/webautor-data/dokus/021229_portfolios.pdf
Kommentar: Zeigt wie an der Pädagogischen Hochschule Zürich Portfolios vom Rahmen her eingesetzt werden. Ein sehr übersichtliches Einführungspapier für Hochschulen im Blick auf die 10 Standards.

Kreatives Schreiben im Portfolio
Bewertungskriterien wechseln je nach Fach und Thema. Für das freie und kreative Schreiben etwa könnte man folgende Kriterien nach dem Scottish Examination Board (nach Klenowski 2000, 17) nennen:

Den jeweils beobachteten Punkten müssen dann Punktwerte (als erreichbare Leistungspunkte) zugeordnet werden. Als Beispiel sind hier die jeweils hohen Punktwerte 13-15 genannt, die folgende Qualifikationen verlangen (ebd., 18):

Solche Punktesysteme wechseln je nach Fach und Gebiet, aber sie müssen zur Erreichung einer objektivitätsorientierten und transparenten Punktung in jedem Fall für die Portfolio-Bewertung vorher festgelegt und mit den Lernern kommuniziert werden.

 

http://www.ncate.org/standard/unit_stnds_ch2.htm
Hier sind die NCATE-Standards für die Lehrerbildung aus den USA wiedergegeben. Sie folgen z.B. im Standard 1 der Aufteilung in knowledge, skills and dispositions und geben für diesen und weitere Standards akzeptable, inakzeptable und zielorientierte Bewertungsnormen an. Eine solche Beschreibung erscheint als ein Minimum einer Standardbeschreibung.

http://cnets.iste.org/currstands/
Auf dieser Seite finden sich auch Standards für einige Schulfächer und andere Fachgebiete. Es wird definiert, was erwartet wird. Hier tritt der fachliche Aspekt der Standardisierung, der notwendig ist, deutlich hervor.

http://www.dese.state.mo.us/divteachqual/teached/standards.htm
Auf diesen Seiten sind Standards für ein Lehrerausbildungsprogramm in den USA dargestellt. Es wird deutlich, dass Standards nicht nur bedeuten, etwas von den Lernern zu verlangen, sondern auch von Seiten der Lehre den Lernern anzubieten.

Bei einer Suche im Internet findet man vor allem auf den englischsprachigen Seiten zu Portfolio und Standards weit über 5.000 000 Einträge! Diese Ressource sollte man mit gezielten Suchanfragen nutzen, wenn man an die notwendige Ersterstellung eigener Standards vor dem ersten Portfolio-Einsatz geht.

Kriterien für die Art der Bewertung des Portfolios ergeben sich auch aus der übrigen Lernumgebung. Sie sollten jedoch partizipativ mit den Lernern abgeklärt werden. Hierzu können bisher veröffentlichte Portfolios als Beispiele sehr hilfreich sein.

 

4.6 Form- und Deckblätter

Wenn die Standards erarbeitet sind, dann ist die Ordnerstruktur des Portfolios klar, denn diese sollte den zur Überprüfung anstehenden Standards entsprechen. Dabei kann es sinnvoll sein, neben der generellen Ordnerstruktur nach den Standards auch noch in einer Unterordnung die Entstehung und den Verwendungszweck des Dokuments bezeichnen zu lassen. Eine Unterseite sähe dann von der Struktur her z.B. so aus:

  • Standard:
  • Besonderes Ziel:
  • Kurs:
  • Datum:
  • Name: Lehrkraft/Ausbilder:
  • Titel der Einlage:
  • Art der Aufgabe, die bearbeitet wurde:
  • Beschreibung („Wie ich an der Aufgabe gearbeitet habe“):
  • Begründung („Weshalb ich diesen Leistungsnachweis für das Portfolio ausgewählt habe“):
  • Reflexion:

Die Fragen zur Reflexion sind sehr wichtig. Sie helfen den Lernern, ihre Reflexionen zu orientieren und sollten möglichst vor dem Portfolio gemeinsam erarbeitet werden. Als anregend haben sich z.B. folgende Fragen in Portfolios erwiesen:

  • Warum sehe ich dies als eine beste Arbeit von mir an?
  • Was ist mir in der Bearbeitung bereits gelungen? (Interesse am Thema, Schwierigkeiten und ihre Bewältigung, erste Hypothesen und Lösungen, Überprüfung und Anwendung, neu erworbene Methoden)
  • Wie habe ich diese Arbeit ausgeführt und vervollständigt?
  • Was zeigt das Ergebnis von mir und meiner Arbeit?
  • Wo sehe ich noch Fehlstellen und Lernmöglichkeiten?
  • Was würde ich beim nächsten Mal anders machen?
  • Worin unterscheidet sich dieses beste Ergebnis von dem vorherigen besten Ergebnis?
  • Wie bezieht sich das Ergebnis auf bisher Gelerntes?
  • Was ist die Stärke des Ergebnisses? Wo gibt es noch Unsicherheiten?
  • Auf welche Bereiche ließe sich das Gelernte übertragen?

Es lassen sich auch konkrete Aufträge statt Fragen stellen:

  • Beschreibe den Arbeitsprozess in seinen einzelnen Stufen und nenne Stellen, an denen Du das dargestellte Problem entdeckt hast, wo und wie Du Ideen bekommen hast, wo Schwierigkeiten entstanden sind und wie sie bewältigt wurden, wie Du den Gegenstand erforscht hast und wie Du die Richtigkeit Deines Ergebnisses sichergestellt hast.
  • Vergleiche Dein Ergebnis mit den Informationen, die Du aus Infoquellen bekommen hast.
  • Beschreibe, mit wem Du Deine Ergebnisse diskutiert hast. Nenne die Punkte, die dadurch dazu gekommen sind und stelle Deine Zustimmung oder Ablehnung zu den Anregungen, die Du bekommen hast, jeweils konkret dar.

 

4.7 Darstellungsarten und exemplarischer Charakter

Portfolios können sehr unterschiedlich aussehen. Es gibt Mappen verschiedener Form und Größe, aber auch elektronisch gespeicherte Sammlungen. In Papierform werden Ringordner bevorzugt, um Seiten ein- oder auszuordnen.

Gleichwohl gibt es bestimmte Kriterien, die sich – ob in der Papierform oder der elektronischen Variante – in der Praxis bewährt und für die meisten Fälle durchgesetzt haben:

  • Viele Arbeiten, Präsentationen, Visualisierungen, Übungen usw. wurden im Laufe des Lernens bereits in schriftlicher Form gemacht, ohne direkt für das Portfolio produziert worden zu sein. Sie werden nun nachträglich unter den zu präsentierenden Standard und die damit verbundene Zielebene eingeordnet und mit einer zusätzlichen Reflexion versehen. Dieses Vorgehen ist gewollt, da das Portfolio wichtige Etappen des bisherigen Lernprozesses authentisch dokumen­tieren soll.
  • Teilweise kann aber auch erweiternd verlangt werden, dass ein Leistungs­nachweis gesondert für das Portfolio erstellt und dann darin bewertet wird.
  • Portfolios können ggf. eine Reihe von Illustrationen, Fotos, Tonkassetten oder Videos enthalten, die für einen bestimmten Zielbereich gesammelt wurden und nun im Portfolio gezielt reflektiert werden. Anschaulichkeit erhöht nicht nur die Lesbarkeit, sondern auch die Motivation bei der Erstellung.
  • Hier kann der Übergang auch zur Tagebuchmethode teilweise fließend sein, weil im Portfolio ähnlich wie bei einem Tagebuch auch Briefe, Notizen usw. bedeutsam für Interpretationen sein können.
  • Entscheidend für das Portfolio ist unabhängig vom Material immer eine Kommentierung und eine Darlegung der Reflexion. Dabei soll nicht nur auf das Wissen abgestellt sein, sondern eigene Wünsche, Begehren und Imaginationen bis hin zu eigenen Visionen können und sollten mit eingeschlossen sein. Allerdings ist darauf zu achten, dass hierbei die deskriptive Ebene von der werten­den Ebene deutlich unterschieden wird. Wertungen sollten sich auf gesammeltes Material beziehen und diesem nicht von außen aufgedrückt werden. Wertungen ganz ohne Begrün­dung sind in einem sachlichen Diskurs zu vermeiden, in einem ästhetischen hingegen in der Form einer Übersetzung in Bilder, Metaphern usw. durchaus möglich und im Stil nicht verfehlt. Hier muss insbesondere im Vorfeld die Erwartungslage sehr genau geklärt werden.
Portfolios sollen von der Struktur her für einen Außenstehenden einen sinnvollen und leicht erreichbaren Zugang zu den Lernschritten ermöglichen, die als Standard gesetzt wurden. Es muss deutlich erkennbar sein, wie diese Standards sich im Lernen mit Leben und individuellen Zugangsweisen, mit vorhandenen Ressourcen und eingesetzten Lösungen verbunden haben.

Eine abschließende Reflexion auf zukünftige Lernereignisse, auf Übertragbarkeit oder auch eine kritische Einschätzung ist immer wünschenswert.

Eine große Gefahr beim Einsatz von Portfolios ist es, dass die Lerner alles für wichtig halten und das Portfolio so nur schwer begrenzen können. Oft haben sie den Verdacht, dass sie in der Bewertung schlechter abschneiden, wenn sie bloß exemplarisch vor­gehen. Besonders ein Abschluss- oder Präsentationsportfolio muss hingegen als eine Art Schaufenster gesehen werden, in das nur besonders attraktive Waren wegen eines begrenzten Raumes gelegt werden können. Dies liegt an den auf Effektivität der Zeitnutzung angelegten professionellen Erziehungs- und Bildungssystemen, wo die Lehrenden/Ausbildenden eben nur begrenzte Zeit für einzelne Lerner aufwenden können. Gleichwohl darf diese begrenzte Zeit nun nicht zum Nachteil in der Beurteilung werden. Auch die Lehrenden/Ausbildenden müssen den exemplarischen Charakter akzeptieren. Hierüber sollte ausführlich vor Einsatz der Methode gesprochen werden.

Dabei könnte eine Einführung einer äußeren Ordnung helfen, die Entscheidung für ein exemplarisches Portfolio zu erleichtern. So könnte man festlegen, dass pro Standard und Zielebene maximal eine Arbeit exemplarisch ausgewählt werden dürfen. Dies hängt allerdings ganz vom Umfang, der Breite und der erstrebten Tiefe der Ausbildungsziele ab.

Beispiele:

Ein Beispiel für ein vorstrukturiertes Portfolio aus der Lehrerbildung in Hessen findet sich unter portfolio_hessen.leherbildung.pdf und eine Erklärung des Ansates unter Meissner_pdf.

 

4.8 Formale Bewertungskriterien

Bei den Bewertungskriterien wird immer auch ein Wert für die formale Qualität der Arbeit gegeben, der meistens nach äußerer Gestalt und Handhabung, Richtigkeit (sachlich, formal) und Stil aufgeteilt wird. Daher ist auf diese Aspekte im Kontext der Erwartungen des jeweiligen Fachgebietes auch Wert zu legen. Insbesondere eine persönliche Note vermag es, ein Portfolio von der Form her aufzuwerten.

Formale Bewertungskriterien sollten möglichst Teil der sonstigen Bewertung sein, zumindest sollten sie nicht bloß isoliert erhoben werden, sondern in einem konkreten Bezug zu anderen Kriterien, die in den Beurteilungsstandards erhoben werden, stehen.