Kurze Beschreibung der Methode
Primäre und sekundäre Quellen
Theoretische und praktische Begründung
Darstellung der Methode
Beispiele
Reflexion der Methode
Praxiserfahrungen

3. Theoretische und praktische Begründung

>> 3.1. theoretische Begründung
>> 3.2. prakttische Begründung


3.1. Theoretische Begründung

Die Methode Brainstorming wurde von Alex Osborn (1888 – 1966) entwickelt und von C. H. Clark weiterentwickelt. Osborn arbeitete in der Werbebranche und ihm war aufgefallen, dass konventionelle Konferenzabläufe zur Ideenfindung die Kreativität eher hemmen als fördern. Er entwickelte die Methode Brainstorming, um bei Arbeitstreffen mit seinen Mitarbeitern kreative und innovative Lösungen zu finden. Da es sich um eine kleine oder Teilmethode handelt, wird sie oft auch als Technik bezeichnet, die sich in einem bestimmten methodischen Setting einsetzen lässt.
Beim Brainstorming werden frei Ideen, Einfälle und Vorschläge zu einem Thema geäußert und gesammelt. Dabei kommt es nicht darauf an, wie ausgereift und qualitativ hochwertig eine Idee ist, sondern zunächst, dass möglichst viele Ideen gesammelt werden. Wichtig ist, dass alle Teilnehmer Ideen sammeln und veröffentlichen. Jeder darf und soll seine Gedanken erst einmal frei äußern, ohne sie direkt der Kritik anderer aussetzen zu müssen. Diese Idee, Quantität vor Qualität zu stellen, scheint zunächst ungewöhnlich, aber man kann zu Beginn eines Prozesses nie wissen, welche Idee wie viel Lösungspotential enthält, welche Assoziationen ein Gedanke bei anderen Teilnehmern weckt und wie er sich weiterentwickelt.
Wenn diese Methode kritisiert wird, dann wird in der Regel ein Vorteil des Expertenwissens unterstellt. Die Experten scheinen für alle sprechen zu können. Aus didaktischer Sicht ist dies aber ungünstig, weil bestimmte Experten – insbesondere Lehrende – dann die Bedürfnisse, das Wissen und auch mögliche Anschlüsse ihrer Lerner übergehen. Insoweit können wir die Kritik, dass Experten hier nicht schnell genug zum Zuge kommen, nicht teilen, weil es in der Didaktik umgekehrt darauf ankommt, dass die Lerner möglichst alle zum Zuge kommen und Anschluss finden.
Geäußerte Ideen können von anderen Teilnehmern ergänzt und/oder weiter gesponnen werden. Es kommt so zu synergetischen Effekten, bei denen die einzelnen Gruppen­mitglieder neue, kreative Einfälle aufgreifen können.
Im Vordergrund steht beim Brainstorming nicht die Reproduktion bereits vorhandener Lösungen und Gedanken, sondern das konstruktive Erfinden von Lösungsmöglichkeiten. Hierzu ist es durchaus nützlich, auch ungewöhnliche Assoziationen zu äußern. Sie können neue Wege möglich machen oder Assoziationen bei anderen Gruppenteilnehmern hervorrufen.

Brainstorming ist eine Gruppenaktivität, soll aber durch das freie Assoziieren aller die üblichen gruppendynamischen Effekte (ein Anführer in der Gruppe, zurückhaltende Schüler kommen nicht zu Wort, usw.) vermeiden helfen. Wie gut das gelingt, ist sicherlich zu einem großen Teil vom Lernklima und einer kompetenten Leitung abhängig. Als Variation bietet sich zur Verstärkung von lateralen Effekten (der Teilnahme aller) gut auch das Brainwriting oder die Metaplantechnik an.

Damit ein Brainstorming gelingt, hat Osborn zusammenfassend vier Grundregeln eingeführt, die Raum für kreative Ideen garantieren sollen:

1.  Übe keine Kritik.
2.  Je mehr Ideen, desto besser.
3.  Ergänze und verbessere bereits vorhandene Ideen.
4.  Je ungewöhnlicher die Idee, desto besser.

Vor dem Beginn des Brainstormings, muss eine Frage- oder Problemstellung klar formuliert werden, entlang der sich die Ideen entwickeln sollen. C

  •  Schneeschaufelfragen: Damit sind weitreichende, ganz allgemeine Fragen gemeint, die viele Lösungsvorschläge zulassen (z.B.: Welche Probleme können während eines Brainstormings auftreten?)
  •  Spatenfragen: Sie sind konkreter und zielen direkt in das Zentrum eines Problems (z.B.: Wie geht man am besten damit um, wenn jemand sich bei einem Brainstorming in den Vordergrund spielt?)

3.2. Praktische Begründung

Die Methode Brainstorming hat den Vorteil, dass sie von allen Teilnehmern schnell zu erlernen ist und keine besonderen Vorbereitungen erfordert. Allerdings läuft man so auch schnell Gefahr, die Methode nicht gewissenhaft durchzuführen und keine guten Ergebnisse zu erzielen.

Wichtige Faktoren für ein Gelingen sind:

  1. Die Gruppengröße: Auf der einen Seite muss die Gruppe genügend groß sein, um die erforderlichen gruppendynamischen Effekte zu erzielen, auf der anderen Seite muss sie so klein sein, dass Kommunikation von jedem mit jedem gewährleistet ist. Die Idealgröße einer Gruppe wird in der Literatur mit vier bis 20 angegeben. Große Gruppen lassen sich eventuell in Untergruppen teilen.
  2. Die Leitung: Sie sollte in jedem Fall neutral sein und die Aussagen der Teilnehmer nicht in eine Richtung lenken. Das ist vor allem eine Gefahr in hierarchisch gegliederten Gruppen (wie meistens in der Schule), wenn die Teilnehmer nur die Idee des Vorgesetzten / Lehrers aufgreifen und weiter verfolgen. Nimmergut (1975) definiert vier Aufgaben für die Leitung:
    -
    Überwachen, dass die Spielregeln eingehalten werden.
    - K
    urz in das Thema bzw. Problem einführen.
    - Kommunikationsfluss durch unauffälliges Eingreifen aufrecht erhalten.
    - Bei Abschweifen zum Thema zurück führen. Außerdem sollte die Leitung eingreifen, wenn sich andere Schwierigkeiten ergeben, wenn sich z. B. eine Person als Selbstdarsteller in den Vordergrund spielt usw.
  3. Der Protokollführer: Er ist im klassischen Setting neutral, kann aber auch ein Teil der arbeitenden Gruppe sein und Beiträge einbringen. In der neutralen Position arbeitet  er nicht kreativ mit, sondern ist dafür zuständig, alle Beiträge ohne Wertung aufzuschreiben. Wenn er mitarbeitet, dann muss in der Gruppe durch Visualisierung gesichert werden, dass der erreichte Stand nachvollziehbar ist. Das kann entweder am Tisch auf einem Blatt Papier oder direkt für alle sichtbar auf einer Tafel, einem Flipchart usw. geschehen. Durch die Dokumentation wird sichergestellt, dass keine Äußerung verloren geht und nach dem Brainstorming alle Ideen beurteilt werden können.