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Poetikvortrag von Tanja Maljartschuk: Der Wal ist tot. Literatur als politisches Medium I

TransLit Poetikdozentur

29. Oktober
18.00 Uhr - 19.30 Uhr


Veranstalter:
Institut für Deutsche Sprache und Literatur I

Ort:
Hörsaal XII im Hauptgebäude der Universität zu Köln
Albertus-Magnus-Platz
50923 Köln

Information:

Im Zentrum der TransLit im Wintersemester 2025/2026 steht die Schriftstellerin und Essayistin Tanja Maljartschuk. Sie wurde 1983 in Iwano-Frankiwsk in der Westukraine geboren und schloss an der dortigen Prykarpattia National Universität ein Philologiestudium ab. Danach arbeitete sie als Journalistin bei verschiedenen Fernsehsendern in Kyjiw. Seit 2011 lebt sie in Wien.

Zu ihren ins Deutsche übersetzten, im Residenz Verlag sowie im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinenden Werken zählen u.a. der Debütroman Biographie eines zufälligen Wunders (2013), der Band Von Hasen und anderen Europäern. Geschichten aus Kiew (2014), der Roman Blauwal der Erinnerung (2019) und eine Sammlung von Essays mit dem Titel Gleich geht die Geschichte weiter, wir atmen nur aus (2022).

Ausgezeichnet wurde sie u.a. 2018 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis (für ihre Erzählung Frösche im Meer), 2023 mit dem Theodor Kramer Preis und 2024 mit dem Jeannette-Schocken-Preis.

Seit 2025 gibt sie gemeinsam mit Claudia Dathe die »Ukrainische Bibliothek« im Wallstein Verlag heraus, in der bedeutende Werke ukrainischer Literat*innen versammelt werden sollen.

Die Vorsilbe ›Trans‹ bezeichnet üblicherweise das Übertragen, Hinüberführen, Umsetzen von etwas in einen anderen Zustand oder an einen anderen Ort, und lässt sich entsprechend mit über, hinüber oder hindurch übersetzen. In den vergangenen ›TransLit‹-Poetikdozenturen stand vor allem zur Diskussion, wie Literatur in ein anderes spezifisch codiertes Medium, sei dieses nun visuell oder akustisch, übertragen wird. In diesem Sinne spielt das Transliterarische im Werk Tanja Maljartschuks bislang eine untergeordnete Rolle. Welche anderen Aspekte des Transliterarischen aber für sie relevant sind, kann hier nachgelesen werden.

In ihren Poetikvorträgen, die mit "Der Wal ist tot. Literatur als politisches Medium" überschrieben sind, befasst sie sich mit Folgendem: In Debatten über das politische Engagement von Literatur wird häufig das Bild des Wals aus einem Essay von George Orwell herangezogen – als Metapher für das existenzielle Rückzugsrecht der Literatur gegenüber den Zumutungen der Realität. Dabei zählt ausgerechnet Orwell selbst zu den entschiedensten politischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Wie ist dieser Widerspruch zu deuten? Welche Aussage trifft letztlich zu: »Literatur muss nicht politisch sein« – oder »Alle Literatur ist politisch, ob sie es will oder nicht«? Tanja Maljartschuk untersucht in ihren beiden Poetikvorlesungen das spannungsreiche Verhältnis zwischen Literatur und Politik – und damit zugleich die Grundfrage nach dem Zweck von Literatur überhaupt.