Csöby Keresztény & Idus Réthy, 27.6.1917, to Olaf Fønss

(English translation at the bottom of the page)


Miskolc, 27. Juni 1917, nachmittags 5 Uhr

Lieber Olaf!

Zunächst einmal bitten wir um Entschuldigung für diese vertraute Anrede, aber wir nennen Sie unter uns schon seit mehr als einem Jahr so. Zweitens bitten wir für unsere Ungehörigkeit um Entschuldi­gung, weil wir wissen, daß ein so berühmter Filmschauspieler mit Briefen überflutet wird und es für Sie bestimmt anstrengend ist, all das zu lesen, und es kann sein, daß unserer auch unangerührt bleiben wird.

Vielleicht können Sie unseren Brief gar nicht lesen, weil er auf ungarisch geschrieben ist, aber wir sind ungarische Mädchen, können kein Dänisch, und auf deutsch könnten wir uns nicht so ausdrücken, wie wir das möchten.

Jetzt kommen wir zum eigentlichen Ziel unseres Briefs, es kann sein, daß Sie uns auslachen und un­sere Bitte nicht erfüllen werden, aber wenn es Ihnen nicht zur Last fällt, schicken Sie uns doch ein-zwei aussortierte Photographien versehen mit Ihrer Unterschrift, und wir werden dadurch sehr sehr glücklich sein.

Wir haben Sie in der Homunculus-Rolle schätzengelernt, und seither zählen wir die Tage, bis wir Sie wieder im Kino sehen können. Wir haben beschlossen, daß wir Sie, da wir Sie persönlich nicht kennen­lernen können und nur so selten im Kino sehen, wenigstens auf dem Photo bewundern wollen, das wir in unbeschreiblichen Ehren halten würden. Wenn Sie nicht zwei Photos schicken, dann schicken Sie gar keins, weil sonst eine von uns beiden unglücklich bliebe!! Schreiben Sie gesondert darauf, welches Sie der Csöby und welches der Idus schicken. Wenn es möglich ist, schicken Sie dasselbe Photo, damit nicht das eine besser als das andere sei, denn dann wären wir eifersüchtig aufeinander, obwohl wir doch so gute Freundinnen sind.

Vielleicht werden Sie unsere Bitte ja erfüllen, wo wir Sie doch von so sehr weit her mit unseren Zeilen aufgesucht haben – Miskolc! – das ist so weit weg von Ihnen – wir können uns gar nicht vorstellen, daß Sie das nicht erfüllen, schließlich sind Sie ein so gut aussehender Mann.

Mein Göttchen! Wenn unsere Mütter hiervon wüßten, bekämen wir bestimmt eine Woche Hausarrest und sie würden uns nicht mehr ins Kino mitnehmen, und deswegen haben wir als Absender die untenstehende Adresse angegeben, weil von der keiner weiß.

Wir bitten sehr schön, tadeln Sie uns deswegen nicht! Es ist wahr, daß wir uns auch schämen, es kann sein, daß wir uns nicht anständig benehmen, aber Süßes Göttchen, was liegt schon daran, daß wir von einem so weit weg wohnenden Schauspieler ein Photo erbitten.

Wir bitten Sie noch einmal sehr sehr schön, daß Sie unsere Bitte wenn möglich erfüllen und uns glück­lich machen, denn Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viel Aufwand wir betreiben mußten, um Ihre Adresse herauszufinden.

Zwei ungarische Mädchen senden viele viele Grüße in die weite Fremde

Csöby Idus

[Übersetzt aus dem Ungarischen von Nico Pethes]



Miskolc, 27th June 1917, 5 o'clock in the afternoon

Dear Olaf!

First of all, we apologize for this familiar form of address, but we have been calling you that among ourselves for more than a year. Secondly, we apologize for our impropriety, because we know that such a famous film actor is flooded with letters and it must be exhausting for you to read all of them, and it may be that ours will also remain untouched.

Maybe you can't even read our letter because it is written in Hungarian, but we are Hungarian girls, we don't know Danish, and in German we couldn't express ourselves the way we want to.

Now we come to the real purpose of our letter, it may be that you will laugh at us and not fulfill our request, but if it is not a burden to you, send us one or two sifted-out photographs with your signature, and we will be very very happy.

We have come to appreciate you in the Homunculus role, and since then we have been counting the days until we can see you in the cinema again. We decided that since we can't meet you in person and see you so rarely in the cinema, we would at least admire you on the photo, which we would hold in indescribable honor. If you don't send two photos, then don't send one at all, because otherwise one of us would remain unhappy!!! Write separately which one you send to Csöby and which one to Idus. If it is possible, send the same photo, so that one is not better than the other, because then we would be jealous of each other, although we are such good friends.

Perhaps you will fulfill our request, since we have visited you from so very far away with our lines – Miskolc! – that is so far away from you – we cannot even imagine that you will not fulfill it, after all you are such a good-looking man.

My little god! If our mothers knew about this, we'd probably be grounded for a week and they wouldn't take us to the movies anymore, and that's why we put the address below as the sender, because nobody knows about it.

We ask very nicely, do not blame us for that! It is true that we are also ashamed, it may be that we do not behave properly, but sweet little God, what does it matter that we ask for a photo from an actor who lives so far away.

Once again we ask very nicely that you fulfill our request if possible and make us happy, because you can't imagine how much effort we had to make to find out your address.

Two hungarian girls send many many greetings to the far away land

Csöby Idus

letter from Csöby Keresztény & Idus Réthy

(DFI, Olaf Fønss collection, no. 537)