Studienbibliographie zur neueren
skandinavistischen und fennistischen Literaturwissenschaft

4.4 Literaturwissenschaftliche Lexika

Lexika zur Rhetorik (Ueding oder Eide), Lyrik (Knörrich) und Literaturtheorie (Renner/Habekost, Nünning) sind in den entsprechenden thematischen Abschnitten aufgeführt worden.


Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur

8., verb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Kröner, 2001 (= KTA; 231).

Der ›Klassiker‹ (Erstauflage 1955) unter den handlichen Sachwörterbüchern zur Literatur, mittlerweile mit rund 5.500 Stichwörtern aus den Bereichen »literarische Epochen- und Gattungsbezeichnungen, literarische Einrichtungen, Strömungen und Dichterkreise, Begriffe der Stilistik, Metrik, Literatursoziologie und Literaturpsychologie, ferner Fachausdrücke aus den Grenzgebieten Schrift- und Buchwesen und Theaterwissenschaft, soweit sie in direktem Zusammenhang mit der Literatur stehen« (aus dem Vorwort zur achten Auflage 2001). Den kurzen Erläuterungen zu den Stichwörtern folgen jeweils Hinweise auf wichtige Sekundärliteratur (bis zum Erscheinungsjahr 2000). In der aktuellen Auflage fehlen jedoch noch Stichworte wie ›Performativität‹, ›Postkolonialismus‹ oder ›Queer‹, wie überhaupt Literaturtheorie kein Schwerpunkt des Lexikons ist. Skandinavische Literatur wird eher selten und nicht fehlerfrei thematisiert; so liest man z.B. unter ›Moderne gennembrud‹, dieser Begriff sei schwedisch. [SMS]


Burdorf, Dieter, Christoph Fasbender u. Burkhard Moennighoff (Hg.): Metzler Literatur-Lexikon. Begriffe und Definitionen. Begründet von Günther und Irmgard Schweikle

3., vollst. neubarb. Aufl. Stuttgart: Metzler, 2007.

Auch die vollständig neubearbeitete dritte Auflage widmet sich »Begriffen der Literaturtheorie, der Poetik, Rhetorik, Stilistik und Metrik, der Editionsphilologie sowie der Buch- und Verlagswissenschaft« (aus dem Vorwort), jedoch wurde das Lexikon einer Neukonzeption unterzogen, die eine Erweiterung des thematischen Fokus und eine großere Anzahl an Artikeln mit sich brachte. Nur wenige Einträge der älteren Auflagen wurden unbearbeitet übernommen, der Großteil wurde neu geschrieben. Zudem kamen 600 gänzlich neue Artikeln hinzu, in denen sich insbesondere »die Tendenz nieder[schlägt], die Literaturwissenschaft in Richtung auf die Medien– und Kulturwissenschaften zu öffnen und zu erweitern« (aus dem Vorwort). Die Stichwörter sind nicht so zahlreich wie beim ›Wilpert‹, dafür aber präziser auf aktuelle Forschungszwecke und -diskussionen bezogen. Der sehr nützliche Abschnitt »Sachgebiete im Überblick« (S. 513–519), wo unter einer Überschrift (z.B. »Lyrik« oder »Rezeption«) auf diejenigen Einzelstichwörter verwiesen wird, die hierunter subsumiert werden können (bei Rezeption z.B. »Erwartungshorizont«, »Kode«, »Leser«, »Wirkungsästhetik« usw.), entfällt jedoch in der Neubearbeitung. [SMS/JHb]


Lamping, Dieter: Handbuch der literarischen Gattungen

Stuttgart: Kröner, 2009.

Konzis werden 92 verschiedene Textsorten (darunter u.a. Ritterroman, Comic und Haiku) von namhaften (Literatur-)Wissenschaftlern präsentiert. Ideal als Nachschlagewerk. [ChB]


Weimar, Klaus (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft [RLW]

3 Bde. 3., von Grund auf neu bearb. Aufl. Berlin: de Gruyter, 2007. Bis zur 2. Aufl. unter dem Titel Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte

Enthält Lexikonartikel über literarische Gattungen, Epochen und Strömungen sowie philologische Grundbegriffe (›Edition‹, ›Metrik‹, ›Kenning‹). Die Sachbegriffe sollen nicht den literaturwissenschaftlichen Sprachgebrauch widerspiegeln, sondern präzisieren. Dementsprechend werden in Abschnitten Informationen zu ihrer Wort-, Begriffs-, Sach– und Forschungsgeschichte gegeben. Die Wort- und Begriffsinformation stehen dabei im Vordergrund. Darüber hinaus erhält jeder Sachbegriff eine Explikation, einen historisch gestützten Gebrauchsvorschlag. [JHb] Die einzelnen Auflagen unterscheiden sich sehr in ihrer inhaltlichen Aufbereitung und weisen dabei unterschiedliche Vorzüge auf: Die erste Auflage (1925–1931) enthält zahlreiche Artikel, die in der zweiten als eigene Stichwörter nicht aufgenommen sind. — [BBzS 1]

Die Ausgabe von 2007 gleicht im Inhalt der 1997–2003 in drei Einzelbänden erschienenen Ausgabe. [JHb]


Simek, Rudolf, u. Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur

2., wesentlich verm. u. überarb. Aufl. Stuttgart: Kröner, 2007 (= KTA; 490) [1. Aufl. 1987].

Ein knapp gefasstes, aber inhaltsreiches Nachschlagewerk (knapp 2.000 Artikel), das bei den Stichwörtern zu den »Werken und Autoren […] Vollständigkeit« anstrebt (Einleitung) und darüber hinaus zahlreiche Überblicksartikel zu Sach- und Gattungsbegriffen enthält. Die Literaturangaben weisen die wichtigste Sekundärliteratur nach, zu den Werken auch die grundlegenden Handschriften, Ausgaben und Übersetzungen. Wichtig ist, dass hier auch nachmittelalterliche Werke, soweit sie noch in mittelalterlichen Traditionszusammenhängen stehen, behandelt und in einer gesonderten Rubrik Hinweise auf Zeugnisse neuzeitlicher Rezeption und Adaption der Werke gegeben werden. Für den ersten informierenden Überblick ist dieses Lexikon sehr gut geeignet. — [BBzS 1/SMS]


Knörrich, Otto (Hg.): Formen der Literatur (in Einzeldarstellungen)

2., überarb. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1991 (= KTA; 478).

Ein Nachschlagewerk über die Formen der Literatur, die üblicherweise als Gattungen bezeichnet werden (vgl. die Einleitung des Herausgebers zum Problem der Definition von ›Formen der Literatur‹). Aufsätze zu Gattungen wie dem ›Briefroman‹, der ›Komödie‹, der ›Novelle‹ oder dem ›Volkslied‹, jeweils mit Literaturhinweisen. Kein Register. [SMS]


Knörrich, Lexikon lyrischer Formen

2., überarb. Aufl. Stuttgart: Kröner, 2005 (= KTA; 479).

Siehe Abschnitt 2.3.2.


Frenzel, Elisabeth: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Querschnitte

Bearb. v. Sybille Grammetbauer. 10., überarb. u. erw. Aufl. Stuttgart: Kröner, 2005 (= KTA; 300).

— — — : Motive der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Querschnitte

6., überarb. u. erg. Aufl. Stuttgart: Kröner, 2008 (= KTA; 301).

Diese beiden Lexika »dichtungsgeschichtlicher Querschnitte« durch die Weltliteratur (wobei die nordeuropäischen Literaturen dank der skandinavistischen Ausbildung der Verfasserin gut repräsentiert sind) geben Übersichten zur Entstehung und Entwicklung von bestimmten Stoffen und Motiven. Zur Unterscheidung von Stoffen und Motiven führt die Verfasserin aus, dass ›Stoff‹ »eine durch Handlungskomponenten verknüpfte, schon außerhalb der Dichtung vorgeprägte Fabel, ein ›Plot‹« sei, während das ›Motiv‹ »den elementaren, keim- und kombinationsfähigen Bestandteil eines Stoffes [darstelle]; eine Kette oder ein Komplex von Motiven ergibt einen Stoff« (Stoffe, S. VI). Als Faustregel gilt, dass Stoffe einen individuellen Namen haben (z.B. ›Don Juan‹, ›Gustav III.‹, ›Parzival‹), Motive hingegen nicht (z.B. ›Die verleumdete Gattin‹, ›Der Hochstapler‹, ›Der Vater-Sohn-Konflikt‹). Register zu den in den Artikeln erwähnten literarischen Werken runden die Bände ab. [SMS]


Van Rinsum, Annemarie u. Wolfgang: Lexikon literarischer Gestalten. Deutschsprachige Literatur

2., überarb. Aufl. Stuttgart: Kröner, 1993 (= KTA; 420).

— — — : Lexikon literarischer Gestalten. Fremdsprachige Werke

Stuttgart: Kröner, 1990 (= KTA; 421).

Die beiden Bände, die zusammen rund 7.000 Stichwörter zu den wichtigsten und markantesten literarischen oder literarisierten Gestalten bieten, werden jeweils ergänzt durch ein Autoren- und Werkregister. Bei den fremdsprachigen literarischen Gestalten gilt die Einschränkung, dass nur Gestalten aus Werken erfasst wurden, die ins Deutsche übersetzt wurden. [SMS]


Levander, Hans: Vem är vem i böckernas värld. Litterära gestalter från A till Ö

3., umgearb. Aufl. Sthlm: Rabén Prisma, 1994.

Das erste schwedische Werk über ca. 2.500 literarische Gestalten, vor allem interessant durch die Einbeziehung schwedischer literarischer Werke, z.B. von Vilhelm Moberg, Sven Delblanc, Astrid Lindgren. Mit Register über die erwähnten Autoren und deren Werke. Eine norwegische Übersetzung erschien 1997. [SMS]


Skandinavische literaturwissenschaftliche Lexika sind zwar in der Regel nicht so umfassend wie die deutsch- oder englischsprachigen, sollten aber trotzdem herangezogen werden, da sie Aufschluss über die spezifische skandinavische Situation vermitteln bzw. sich zur Veranschaulichung auf skandinavische Beispiele beziehen. Für ein skandinavistisches Literaturlexikon siehe Zuck und Sjåvik.


Rasmussen, Henrik (Hg.): Gads litteraturleksikon

2., überarbeit. Ausg. Kbh: Gad, 2005 [1. Ausg. 1999].

Eine dänische Entsprechung zum ›Wilpert‹ bzw. zu Metzlers Literaturlexikon, aber ohne Angabe von weiterführender Literatur in den ohnehin recht knapp gehaltenen Artikeln. [SMS]


Harmer, Henning, u. Thomas Jørgensen (Hg.): Gyldendals Litteraturleksikon

4 Bde. Kbh: Gyldendal, 1974.

Enthält ca. 4500 namentlich gezeichnete Artikel, wobei die längeren mit Literaturangaben versehen sind. Im Gegensatz zu den meisten anderen literaturwissenschaftlichen Lexika, die sich auf literaturwissenschaftliche bzw. -geschichtliche Stichwörter beschränken, lassen sich in diesem Lexikon auch dänische und nicht-dänische Autorennamen als Stichwörter nachschlagen. Bd. 4 enthält ausführliche, leider mittlerweile aufgrund des Alters nur noch begrenzt brauchbare Literaturangaben sowie ein Register. [SMS]


Hansen, Ib Fischer, u.a. (Hg.): Litteraturhåndbogen

2 Bde. 6. Aufl. Kbh: Gyldendal, 2001.

Ein grundlegendes Handbuch der dänischen Literaturgeschichte für den Unterrichtsbedarf an höheren Schulen. Enthält eine »Indføring i tekstlæsning« (S. 9–30), eine literaturhistorische Übersicht einschließlich der färöischen und grönländischen Literatur (S. 31–368), Kurzbiographien von Verfassern (ohne Literaturhinweise) (S. 369–514) sowie ein Literaturlexikon (S. 515–583), das vor allem durch seinen Bezug auf dänische Beispiele interessant ist. [SMS]


Lothe, Jakob, Christian Refsum u. Unni Solberg: Litteraturvitenskapelig leksikon

2. Aufl. Oslo: Kunnskapsforlaget, 2007 [1. Aufl. 1997].

Eine norwegische Entsprechung zum ›Wilpert‹ bzw. zu Metzlers Literaturlexikon, aber leider ohne Angabe von weiterführender Literatur am Ende der namentlich gezeichneten Artikeln. [SMS]

In der 2. Auflage wurde die terminologische Entwicklung in der Forschung berücksichtigt und neue Begriffe hinzugefügt sowie alte überarbeitet und erweitert. Mit breitgefächerter Bibliographie. [JHb]


Aarnes, Asbjørn (Hg.): Litterært leksikon. Begreper og betegnelser. Teori – kritikk – historie

3., erw. u. überarb. Ausg. Oslo: Tanum-Norli, 1977.

Kurze Artikel zu Fachbegriffen, z.T. mit Literaturangaben. Nur von Interesse, weil manche Begriffe mit Beispielen aus der norwegischen bzw. skandinavischen Literatur erklärt werden. Mit Bibliographie und Register der Stichworte. [SMS]


Evensberget, Snorre: Litterært leksikon. Personer og verk i verdenslitteraturen

2., bearb. Ausg. Oslo: Stenersen, 2004 [2002].

Enthält über 5.300 Schlagworte zu Buchtiteln und fiktionalen Personen der Weltliteratur (Schwerpunkt dennoch auf der norwegischen Literatur) von der Antike bis ca. 2000. Mit einem Register über die im Buch erwähnten Verfasser, Verzeichnis der Literaturnobelpreisträger (1901–2003) und über die Literaturpreisträger des ›Nordiska rådet‹ (1962–2004). [JHb]


Für schwedische literaturwissenschaftliche Lexika siehe Svenskt Litteraturlexikon und Engman/Månsson.


Hosiaisluoma, Yrjö: Kirjallisuuden sanakirja

Helsinki: Söderström, 2003.

Ein Lexikon der literaturwissenschaftlichen Termini in finnischer Sprache. Mit einer Auflistung der fremdsprachlichen Äquivalente sowie etymologischer Angaben. Zum Teil auch mit Empfehlungen zur weiterführenden Literatur. [HNi]


Jakob Benediktsson (Hg.): Hugtök og heiti í bókmenntafræði

3., unveränd. Aufl. Rv: Bókmenntafræðistofnun Háskóla Íslands/Mál og menning, 1998 [1. Aufl. 1983].

Dieses umfangreiche und sorgfältige Lexikon ist mit Blick auf das allgemeine literaturwissenschaftliche Studium in Island verfasst und enthält daher – neben spezifisch isländischen Gattungen und Termini – viele allgemeine Artikel, die in anderen hier genannten Lexika vielleicht leichter zugänglich sind. Für die Beschäftigung mit der isländischen Literatur ist jedoch sehr hilfreich, dass diese allgemeinen Einträge nach Möglichkeit mit dem Ausblick auf Island (Rezeption, Autoren, Beispiele, usw.) abgeschlossen werden. Durch das gründliche Verweissystem sind hiermit auch die isländischen Begriffe zu Internationalismen zu ermitteln, wie z.B. ›Anakrónismi‹→›tímaskekkja‹, ›Fabula‹→›dæmisaga‹, ›Mystik‹→›dulhyggja‹, ›Topos‹→›ritklif‹. [AVo]



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