4.
Darstellung der Methode
Eine
einheitliche Beschreibung der Briefmethode gibt es bisher nicht.
Dennoch zeigen sich in den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
des Briefschreibens Gemeinsamkeiten aufgrund der charakteristischen
Merkmale des Kommunikationsmediums Brief. In der theoretischen
und praktischen Begründung wurden einige solcher Merkmale
genannt, die zu einem Teil auch charakteristisch für Schriftsprache
überhaupt sind. Zum Beispiel ist bei Schriftsprache grundsätzlich
die kommunikative Situation zwischen Schreiber und Leser zeitlich
gedehnt. Der Brief ist jedoch durch den genauen Adressatenbezug
in verstärktem Maße eine kommunikativ ausgerichtete
schriftsprachliche Mitteilung.
Da es in diesem Methodenpool um Methoden und Didaktik geht, gilt
es an dieser Stelle zu fragen, welche Besonderheiten den Brief
von anderen Texten unterscheiden, insbesondere welche spezielle
Funktion ein Brief sowohl für den Schreiber als auch für
den Leser haben kann. Der Brief unterscheidet sich von anderen
Texten vor allem durch den konkreten Adressatenbezug sowie die
formellen Gesichtspunkte (Anrede, Ich-Form, Schlussformel). Bei
einem Briefwechsel hat der Adressat außerdem die Möglichkeit,
zeitlich versetzt zu antworten. Es ist anzunehmen, dass es eine
Auswirkung auf die Konzeption hat, wenn man einen Text (Brief)
genau für eine bestimmte Person schreibt. In verstärktem
Maße bemüht sich der Schreiber, seinen Text genau auf
diese Person abzustimmen. Er überlegt, was dem Empfänger
über das Thema des Briefes und auch über den Absender
selbst bekannt ist, was er darüber denkt und wie er wohl
dazu steht (Antizipation der Lesersituation). So kann er z.B.
vermutete Gegenargumente im Voraus zu entkräften suchen.
Des Weiteren muss der Brief in sich verständlich und kohärent
sein und alle für den Leser notwendigen Erläuterungen
eines Sachverhalts enthalten.
Ein Schüler kann im Briefaustausch die unterschiedlichen
Ansprüche von mündlicher und schriftlicher Sprache kennen
lernen. Entsprechend dem Schreibanlass können verschiedenste
Textsorten mit dem Briefschreiben kombiniert werden, z.B. erzählt
der Schüler ein Erlebnis aus seiner subjektiven Sicht, berichtet
etwas über seine Schule usw. Ob alleine oder in Partner-
oder Gruppenarbeit Briefe erstellt werden, hängt von der
didaktischen Zielsetzung ab, nämlich ob Selbständigkeit
oder soziale Kompetenz gefördert werden soll.
Hilfestellungen des Lehrers können angebracht sein, wenn
die Schüler formal oder orthographisch noch sehr unsicher
sind. Auch Themen können vorher abgesprochen und die für
den Briefverkehr üblichen Formeln gelernt werden. Es lassen
sich auch die Besonderheiten von Briefen im E-Mail-Bereich erarbeiten
und beachten.
|